NBA - 4 Beobachtungen zu Brooklyn Nets vs. Golden State Warriors: Die Bank der Warriors erinnert an 2015

Ruben Martin
17. November 202109:23
Jonathan Kuminga war der Nr.7-Pick der Golden State Warriors in diesem Jahr.getty
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Die Golden State Warriors haben einen deutlichen Sieg über die Brooklyn Nets gefeiert. Das lag auch daran, dass ein Teil des Teams wieder so gut sein könnte wie bei Stephen Currys erstem Titel. Die Nets dagegen haben einige Fragen zu beantworten. Vier Beobachtungen zu dem Topspiel.

1. Die Bank der Warriors erinnert an 2015

Stephen Curry war mit 37 Punkten in weniger als 30 Minuten unumstritten der überragende Mann im Duell der Golden State Warriors und Brooklyn Nets. Zudem hat er nun spätestens nach dem direkten Duell mit dem zuletzt ähnlich überragenden Durant die besten Argumente, der beste Spieler des ersten Saisonmonats zu sein. Mit einem Plus/Minus-Rating von +195 ist er der wertvollste Spieler in dieser Metrik mit einem riesigen Abstand von 60 Punkten zum zweiten Platz.

Curry scheint körperlich in der besten Form seines Lebens zu sein und bewegt sich offensiv noch mehr als gewohnt. Defensiv war er schon immer ein schlauer Spieler, hängt sich in dieser Saison bisher jedoch noch mehr rein als in den vorherigen Jahren.

Fast genauso beeindruckend wie die frühe Saisonform von Curry war es gegen die Nets jedoch, wie vielen Spielern Head Coach Steve Kerr in einem Topspiel vertraut. Alle 13 verfügbaren Warriors kamen gegen Brooklyn bereits in der noch ausgeglichenen ersten Halbzeit zum Einsatz, aufgrund der frühen Entscheidung musste kein Starter mehr als 30 Minuten ran.

Großartiges Scoring wurde gegen die Nets von keinem der Warriors-Reservisten erwartet oder gebraucht. Viel wertvoller ist zu diesem Zeitpunkt, dass die Warriors auch mit reinen Bank-Lineups einige Qualitäten wiedererkennen lassen, die die starke Starting Five auszeichnet. Spieler 1 bis 13 der Warriors verstehen es, im Team zu verteidigen und den Ball laufen zu lassen. Das war in den vergangenen Jahren nicht der Fall, selbst bei den Titelmannschaften von 2017 und 2018 nicht in dieser Form.

Zudem ist nicht zu vergessen, dass die Warriors neben Klay Thompson, der laut Kerr wieder an 5-gegen-5-Einheiten im Training teilnimmt, auch James Wiseman noch in diesem Jahr zurückerwarten. Der Nr.2-Pick des vergangenen Jahres wird vermutlich erstmal von der Bank kommen, wo er seine Qualitäten als Scorer ausspielen kann, vielleicht wird er dort auch auf absehbare Zeit bleiben.

"James wurde noch nicht freigegeben für 5-gegen-5, aber Klay hat schon mitgespielt und ich habe gute Berichte erhalten", teilte Kerr nach dem Sieg gegen Brooklyn mit: "Das ist super, aber bedeutet nicht, dass er nächste Woche bereit sein wird, auf dem Parkett zu stehen. Aber er macht guten Fortschritt." Aus den letzten Berichten aus dem Umfeld der Warriors war zu entnehmen, dass Golden State auf eine Rückkehr von Thompson zum Jahresende hofft.

Thompson sollte bei vollständiger Genesung im Laufe der Saison in die Starting Five zurückkehren, was Jordan Poole zu einer weiteren exzellenten Option als Scorer von der Bank machen würde. Die Tiefe der Warriors könnte mindestens die ganze Regular Season über eine absolute Stärke sein und ist ein Grund dafür, dass das Team die beste Defense der Liga spielt.

2. Jonathan Kuminga ist in der NBA angekommen

Zu den Playoffs wird sich dann rauskristallisieren, welche drei bis vier Spieler in Golden State die Starter unterstützen werden. Jonathan Kuminga hat gute Chancen, einer dieser Spieler zu werden. Der Nr.7-Pick dieses Jahres hat die Saison zwar in der G-League gestartet, könnte jedoch erstmal seine letzten Spiele für die Santa Cruz Warriors gemacht haben.

Mit fast 19 Minuten Spielzeit zeigte er in seinem längsten Auftritt bisher neben einigen Rookiefehlern auch, wie er den Warriors bereits jetzt helfen kann. Kuminga holte 2 seiner 6 Rebounds am offensiven Brett, sein Block von der Weakside gegen James Harden war eines der Highlights des Spiels.

Der Superathlet leistete sich auch drei Turnover und wirkte mehrfach etwas unkontrolliert in seinen Bemühungen. Bevor er die nächsten Schritte als Scorer und Playmaker macht, gilt es für Kaminga, sowohl defensiv als auch offensiv mit seiner dauerhaften Aktivität zu glänzen, wie er es bereits gegen die Nets schaffte.

"Wir haben ihn auf DeMar DeRozan angesetzt, und wir werden ihn weiterhin die besten Spieler auf dem Feld verteidigen lassen", lobte Kerr den Rookie nach dem Spiel der Warriors gegen die Bulls und führte aus: "Er hat die Physis, die Geschwindigkeit und die Athletik, die besten Spieler zu verteidigen. Er hat wirklich die Chance, ein besonderer Verteidiger zu werden."

3. Die Brooklyn Nets haben einen Plan in der Defense

Trotz des verheerenden Ergebnisses kann den Nets zumindest nicht vorgeworfen werden, dass sie keinen Plan für die Defense gegen die Warriors vorbereitet hatten. Dieser Plan war sehr schnell klar zu erkennen: Brooklyn hat alles geswitcht.

Damit haben die Nets nicht erst gegen Golden State angefangen, sondern schon in der vergangenen Saison. In den ersten 15 Spielen der Saison hatten sie damit auch Erfolg, mit 104,1 erlaubten Punkten pro 100 Possession hat Brooklyn aktuell das neuntbeste Defensivrating der Liga.

Dass diese Taktik gegen Curry nicht funktionieren wird, wurde jedoch auch schnell klar. Schon im ersten Viertel knallte der Chefkoch zwei lange Dreier über Blake Griffin rein. Der Center machte jedoch insgesamt keine schlechte Figur in der Defense. An einem guten Abend für Curry bleibt einer Defense ohne großartige Guard-Verteidiger manchmal wohl nur, den Hut zu ziehen.

Schließlich scorte Curry auch gegen Patty Mills, James Harden, Bruce Brown und Co. Ohne Paul Millsap und vor allem Nic Claxton fehlten die Alternativen für einen Center in einer Switch-Defense. Dass LaMarcus Aldridge als verbliebener Big Man kaum spielbar ist in solch einer Verteidigung, hat offenbar auch Steve Nash so eingeschätzt.

Aldridge kam vor der Pause gar nicht zum Einsatz, die Kommentatoren der Fernsehübertragung munkelten bereits über eine Verletzung. Als Curry dann mit 4 Fouls im dritten Viertel auf die Bank musste, wagte es Nash, Aldridge aufs Parkett zu bringen. Sobald er switchen musste, wurde das jedoch auch von Jordan Poole oder Damion Lee bestraft.

Die Defense im Halbfeld war jedoch lange nicht das einzige Problem der Nets. Durch ihre Probleme in der Offense kamen die Warriors das ganze Spiel über ins Rennen und erzielten allein im Fastbreak 25 Punkte. Wie so oft bei einer deutlichen Niederlage ist das Ergebnis nicht auf ein Problem der Mannschaft zurückzuführen.

4. Die Nets sind noch kein Top-Team

Die Nets haben zwar solide 10 ihrer ersten 15 Spiele dieser Saison gewonnen, haben jedoch bisher keine gute Bilanz gegen die Topteams der Liga. Noch in der ersten Woche bezwangen sie zwar die Sixers und Wizards, sie scheiterten aber auch jeweils mit mindestens 13 Punkten Abstand an den Bucks, Heat, Bulls und nun auch den Warriors.

"Ich glaube, wir sind noch nicht in dieser Kategorie", sagte Nash nach dem Spiel angesprochen auf die Niederlagen gegen die Contender der Liga: "Wir haben viel Arbeit vor uns. Wir versuchen, als Gruppe besser zu werden und hoffentlich können wir einige unserer Schwachstellen bis zum Ende des Jahres beseitigen."

Die Nets spielen schon seit Saisonbeginn ohne den ungeimpften Kyrie Irving, für den sich die Situation mit einem neuen Bürgermeister in New York verändern könnte. Zudem müssen die Nets bereits seit dem 25. Oktober ohne Claxton auskommen, Joe Harris fehlte ebenfalls gegen die Warriors und wird laut Nash noch mehrere Spiele aussetzen müssen.

"Wir versuchen einfach, in jedem Spiel besser zu werden" erklärte James Harden, der 24 Punkte gegen die Warriors erzielte: "Das Ziel ist es, am Ende der Saison das beste Team zu sein. Aktuell sind wir wahrscheinlich nicht einmal in der Nähe davon. Aber es ist eine lange Saison."

"Wir haben jetzt 15 Spiele gespielt, also beeinflusst uns das heutige Spiel nicht wirklich", fügte Harden hinzu: "Ich glaube kein Team kennt sich aktuell selber gut. Vielleicht die Warriors, weil sie schon sehr lange zusammenspielen."

Die größten Probleme hatten die Nets im dritten Viertel, das die Warriors schon die gesamte Saison über dominieren. Dort versenkte Kevin Durant keinen einzigen seiner acht Feldwürfe, Harden war der einzige Net mit mehr als 3 Punkten in diesen zwölf Minuten.

"Sie haben lange Verteidiger und Spieler, die gut helfen. Ich habe immer Körper vor mir gesehen, wenn ich den Ball hatte", sagte Durant über die Defense der Warriors: "Das ist, was großartige Verteidigungen machen. Und dann gab es auch noch einige Würfe, die ich gerne zurücknehmen würde."

Durant betonte zudem, dass seine niedrigste Punkteausbeute der Saison nicht mit seiner Verletzung an der rechten Schulter zusammenhänge.