In Jeddah in Saudi-Arabien veranstaltete die WWE Freitagabend den größten Royal Rumble der Geschichte mit 50 Teilnehmern, darunter große Namen wie Daniel Bryan, Rey Mysterio, Chris Jericho sowie der spätere Sieger Braun Strowman. Zudem wartete man mit einer gewaltigen Card auf, die unter anderen The Undertaker vs. Rusev in einem Casket Match und John Cena vs. Triple H sowie sieben Titel-Matches zu bieten hatte.
John Cena vs. Triple H
Sieger: John Cena nach zwei Attitude Adjustments in Serie. Ein gut gewählter Opener, bei dem die Stimmung aufgrund der großen Namen ordentlich hochkochte. Das Match bot ordentliches Wrestling, allerdings mit einer sehr geringen Geschwindigkeit. Langzeitbedeutung des Ergebnisses: Null.
WWE Cruiserweight Champion Cedric Alexander vs. Kalisto
Sieger und weiterhin WWE Cruiserweight Champion: Cedric Alexander per Lumbar Check als Konter gegen den Salida del Sol. Kalisto musste als Übergangsgegner herhalten, um den Champion weiter aufzubauen, während der Titleshot von Murphy aufgrund von dessen "Gewichtsproblemen" bis zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich bei einem regulären PPV, warten muss. Die Action war schnell und hochklassisch mit ein paar Botches, aus dem Publikum waren aber kaum Reaktionen zu hören.
Bray Wyatt & Woken Matt Hardy vs. Sheamus & Cesaro (to crown the new Raw Tag Team Champions)
Sieger und neue Raw Tag Team Champions: Bray Wyatt & Woken Matt Hardy per Wheelbarrow/Twist of Fate-Kombination. Auch wenn zuletzt Gerüchte aufkamen, dass die Verantwortlichen bereuen würden, The Bar zu SmackDown geschoben zu haben und die Gelegenheit nutzen könnten, Sheamus & Cesaro zurück zum roten Brand zu holen - dieses Ergebnis war absolut vorhersehbar. Das aktuelle Odd Couple wird nun über die Titel weiter aufgebaut, bevor über kurz oder lang Bray wieder gegen Matt turnen und die Fehde neu entfachen wird. Eine sinnvolle Entscheidung, vorausgesetzt, dass man den Rest der neu aufgebauten Raw-Tag-Division parallel ebenfalls aufbaut.
United States Champion Jeff Hardy vs. Jinder Mahal
Sieger: Jeff Hardy per Swanton Bomb. Ein kurzes, schwaches Match mit dem einzig logischen Sieger Jeff Hardy, dessen Weg perspektivisch Richtung WWE Championship gehen sollte. Mahal hingegen hat in den letzten Wochen einige Niederlagen angesammelt und benötigt, falls man bei Raw ernsthafte Pläne mit ihm haben sollte, dringend ein paar Erfolge. Seine Leistung in diesem Match empfiehlt dafür leider einmal mehr nicht. Trauriges Lowlight war Hardys Whisper in the Wind, bei dem Jinder zu weit weg stand, woraufhin Jeff daneben sprang und Mahal sich dann, wenige Sekunden später, auch fallen ließ. Ein peinlicher Botch, der passieren kann, aber bei ihm einfach in das insgesamt sehr unglücklich wirkende Gesamtbild passt.
SmackDown Tag Team Champions The Bludgeon Brothers vs. The Usos
Sieger und weiterhin SmackDown Tag Team Champions: The Bludgeon Brothers durch The Bludgeoning. Ein weiteres kurzes Match, bei dem die Regentschaft der Champions nie in Gefahr wirkte. Während dies Sinn macht, um die beiden Hünen endlich glaubwürdig darzustellen, überrascht gleichzeitig, wie unspektakulär die Usos hier verloren haben. Es würde Sinn machen, Jimmy & Jey vorerst aus dem Titelrennen zu nehmen und idealerweise in eine Fehde mit The Bar zu stecken, da beide Teams erst mal wieder Momentum aufbauen müssen, während Harper & Rowan gegen den New Day fehden könnten.
Intercontinental Champion Seth Rollins vs. The Miz vs. Finn Bálor vs. Samoa Joe (Ladder Match)
Sieger und weiterhin Intercontinental Champion: Seth Rollins. In einem der beiden besten Matches des Abends wurden alle vier Männer gut dargestellt und hatten ihre Momente. Das Highlight kam mit dem Finish, nachdem Bálor Samoa Joe ausgeschaltet hatte und zum Titel kletterte. Als er schon die Hände Richtung Gürtel reckte, sprang Seth per Springboard auf die Leiter, schnellte die paar verbleibenden Stufen hinauf und riss den Titel in Rekordgeschwindigkeit aus der Halterung, bevor er sich auf die Ringmatte stürzen ließ. Kein völlig außergewöhnliches Finish, aber es fühlte sich doch neu an.
Vor den Main Events wurden die vier saudi-arabischen Talente aus dem Performance Center vorgestellt, bevor Shawn und Arya Daivari inklusive iranischer Flagge zum Ring kamen und sie unter erwartungsgemäßen Buhrufen beleidigten. Erwartungsgemäß setzte es daraufhin eine kräftige Abreibung und den Feel-Good-Moment für das Publikum.
WWE Champion AJ Styles vs. Shinsuke Nakamura
Double Countout, nachdem Styles Nakamura draußen über das saudische Pult schleuderte und anschließend weiter verprügelte. Es war ein starkes Match ohne Sieger, bei dem viel wichtiger war, dass am Ende keiner verlor. Die Fehde kann weitergehen, Shinsuke landete einmal mehr einen Low Blow und streute somit zusätzliches Salz in die Wunde. Ein Titelwechsel ist noch nicht erfolgt, erscheint aber für die Zukunft weiterhin denkbar, was sowohl für das Standing des Japaners als auch für die Fehde am wichtigsten ist.
The Undertaker vs. Rusev (Casket Match)
Sieger: The Undertaker. Um Corey Graves zu zitieren: "When was the last time Undertaker won a Casket Match on Rusev Day?" Antwort: Heute. Rusev wurde dabei immerhin nicht komplett schwach dargestellt, sondern hatte deutlich mehr Offensive als Cena bei WrestleMania. Das Ende war dennoch klar: Der Bulgare landete gemeinsam mit Aiden English im Sarg und der Taker schlug den Deckel zu. Ein Match ohne Bedeutung, außer dass die WWE Rusev nun auch fast sprichwörtlich on air begraben hat.
Universal Champion Brock Lesnar vs. Roman Reigns
Sieger und weiterhin Universal Champion: Brock Lesnar, nachdem Reigns ihn per Spear durch die Käfigwand schickte und Brock als erster draußen aufschlug. Bis dahin war es ein weiteres liebloses Match bestehend aus German Suplexes, F-5s, Spears und Superman Punches - andere Moves wurden einmal mehr nicht gezeigt. Im Endeffekt war es eine noch schwächere Version ihres WrestleMania-Matches und man kann nur hoffen, dass a) diese Fehde zumindest eine Weile pausieren wird und b) der Titel bald endlich zu jemandem wechseln wird, der nicht nur präsenter ist, sondern auch schlicht bessere Matches hat, als es bei Lesnar im letzten Jahr der Fall war.
50-Man Greatest Royal Rumble Match
Sieger: Braun Strowman, nachdem er als letzten Big Cass eliminierte. Zuvor war ein schwer mitgenommener Daniel Bryan, der das Match als Nummer 1 betreten hatte, mit einem neuen Rekord für die längste Rumble-Teilnahme als Drittletzter ausgeschieden. Das Match bot am Ende sogar etwas Chaos und Spannung, dazu einen extrem brutalen Spot, bei dem Strowman Shane McMahon, der zum Coast-to-Coast ansetzte, vom Apron aus am Hals packte und durch das US-Kommentatorenpult schleuderte.
Mit Tucker Knight, Babatunde, Dan Matha und Roderick Strong erhielten vier Männer aus NXT und dem Performance Center Überraschungsauftritte, zudem hatte der Sumoringer Hiroki Sumi einen kurzen Gastauftritt. Elias wurde stark dargestellt, indem er unter anderem Kurt Angle und Randy Orton eliminieren durfte. Dem gegenüber standen ein absolut katastrophal gebotchter Suplexversuch von Bobby Lashley gegen Big Cass, bei dem er ihn zweimal nicht halten konnte und beim zweiten Mal unfreiwillig per Brainbuster auf die Matte schickte, woraufhin man sich ernsthafte Sorgen um Cass' Gesundheit machen musste. Titus O'Neil sorgte zudem für den Lacher des Abends, als er beim Entrance stolperte und komplett unter den Ring schlitterte. Doch immerhin führte man hier einige Fehden fort, ließ altbekannte, wie Kevin Owens vs. Chris Jericho, noch einmal neu aufleben und hat mit Braun Strowman - mal wieder - einen legitimen Herausforderer für Lesnar. Dieses Mal müsste man den Push allerdings endlich auch durchziehen, falls das Universal-Titelrennen sowie Braun als Main Eventer noch glaubhaft wirken sollen.
Fazit
Fünf Stunden mit großen Namen auf Tour-Niveau - The Greatest Royal Rumble war schlicht die pompöseste und am meisten aufgebauschteste House Show aller Zeiten. Konnte man sich vorab noch vorstellen, dass die WWE tatsächlich die Universal Championship wechseln lässt und die Veranstaltung somit legitimiert, steht unter dem Strich letztlich doch sehr wenig Ertrag. Man hat die erwartungsgemäßen neuen Raw Tag-Team-Champs in Saudi-Arabien gekrönt, sicher, aber diese Titel haben eben auch kaum Bedeutung.
Ansonsten gab es viel Füllmaterial mit annähernd bis überhaupt keiner Bedeutung für die weitere Zukunft und größtenteils auch schwaches Wrestling. Einzig das Ladder-Match und Styles vs. Nakamura wussten zu überzeugen, der Rest wirkte langsam und uninspiriert. Berücksichtigt man zudem die zahlreichen Botches, wird recht deutlich, was man auch auf Deutschland-Touren immer wieder beobachten kann: Die Wrestler wirken müde, ausgelaugt und von Jetlag geplant. Darüber lässt sich bei einer Houseshow jedoch deutlich leichter hinwegsehen als bei einer weltweit übertragenen und riesig gehypten Supershow in Jeddah, die neben großen Namen annährend nichts zu bieten hatte.
Es war natürlich offensichtlich, dass die WWE hier im Rahmen ihrer neuen Partnerschaft mit der Sportbehörde Werbung für Saudi-Arabien machen wollte, was durch das durchaus gelungene Segment mit den einheimischen PC-Talenten sowie ein - man muss es leider so nennen - Propagandavideo in der Showmitte verdeutlicht wurde. Gelegentlich kam sogar kurzzeitig gute Stimmung auf, wenn die großen Namen im Ring standen und man sah den Kindern im Publikum an, dass sie sich freuten, ihre Helden live erleben zu dürfen. Doch ansonsten sah man immer wieder Männer in den ersten Reihen, die auf ihre Smartphones starrten. Kurz gesagt: Die Live-Übertragung dieser extrem langen, lieblos gebookten und auch wrestlerisch schwachen Veranstaltung war definitiv keine gelungene Werbung für den Golfstaat. Aber immerhin hat die WWE mal wieder ordentlich Pyrotechnik verheizt, an der sie in heimischen Gefilden seit Jahren lieber spart.
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