Rodriguez: "Wir können echte Mistkerle sein!"

Maurice Kneisel
07. Mai 201314:14
Alberto Del Rio (r.) und Ricardo Rodriguez im Rahmen der SmackDown Revenge Tour in Mannheim2013 WWE, Inc. All Rights Reserved
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Alberto Del Rio ist dreifacher World Champion und das neue mexikanische Aushängeschild der WWE, sein Ringsprecher Ricardo Rodriguez steht ihm seit Tag eins treu zur Seite. SPOX traf das Duo in Köln und sprach mit ihnen über das Leben als Babyfaces, Albertos Wrestlingfamilie und Ricardos Ambitionen im Ring.

SPOX: Alberto, als wir kurz vor Ihrem Royal Rumble-Sieg 2011 zuletzt miteinander sprachen, erwähnten Sie, nie wieder ein Guter sein zu wollen. Wie ist es für Sie, nun wieder als Face zu arbeiten?

Alberto Del Rio: Es ist gut, Ricardo und ich haben viel Spaß. Das ist die WWE, es kann also immer alles passieren. Als ich das damals zu Ihnen sagte, hatte ich gerade eine Menge Spaß dabei, einen Heel zu porträtieren. Es ist einfach anders, ein Babyface zu sein, aber es gefällt mir. Die Fans unterstützen uns, sie feuern uns an und das ist ein tolles Gefühl.

Ricardo Rodriguez: Wir haben eine gute Verbindung zum Publikum, wir kommen uns immer näher. Es ist einfach ein Segen für uns, diese Unterstützung zu erhalten.

SPOX: Würden Sie sagen, dass die On-Screen-Beziehung zwischen Ihnen davon profitiert?

Rodriguez: Oh, definitiv!

SPOX: Wie viel Zeit verbringen Sie beide außerhalb des WWE-Rings miteinander?

Del Rio: Eine Menge...

Rodriguez: ... leider! (lacht)

Del Rio: Mehr, als mir lieb ist (lacht).

SPOX: Sicher auch deutlich mehr als mit Ihren Familien?

Del Rio: Oh ja. Das gilt allerdings nicht nur für uns, sondern für jeden in der WWE.

Rodriguez: Wir verbringen alle sehr viel mehr Zeit miteinander als mit unseren eigenen Familien. Unterwegs sind wir eine große Familie. Wir lieben und hassen uns, sind Brüder und Schwestern.

SPOX: Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung?

Rodriguez: Ich erinnere mich noch sehr gut, denn ich war damals sehr nervös. Es war mein erstes Tryout für die WWE und letztlich habe ich zwar den Job bekommen, allerdings ursprünglich nur für einen Tag. Letzten Endes haben sie mich aber behalten und drei Jahre später sitzen wir hier allen Ernstes zusammen in Deutschland (lacht). Es ist großartig.

SPOX: Ricardo, Sie waren ursprünglich nicht die erste Wahl für die Rolle, oder?

Rodriguez: Nein, ursprünglich hatten sie sich für jemand anderen entschieden. Sie fragten ihn, ob er bei SmackDown als Ringsprecher auftreten wolle und er antwortete, er würde es nicht schaffen. Also haben sie mich gefragt und ich kann nur sagen: "Hey Mann, danke dir!" (lacht)

Del Rio: Wo auch immer er jetzt steckt und was auch immer er jetzt macht (lacht).

SPOX: Sie sind relativ kurzfristig von Heels zu Babyfaces gewechselt. Wie war das für Sie?

Del Rio: Es war einfach anders. Das ist Wrestling, wir können jederzeit zwischen Gut und Böse wechseln. Ich habe meine Karriere in Mexiko und Japan als Babyface begonnen. Als ich dann zur WWE kam, wollten sie, dass ich den Bösen porträtiere. Also sagte ich: Na klar, das kann ich. Ich bin ein hervorragender Performer und Wrestler. Ich kann der Gute oder der Böse sein, es ist völlig egal!

Rodriguez: Wir können echte Mistkerle sein! (lacht)

Del Rio: Es ist einfach anders, aber es ist ein tolles Gefühl, vom WWE Universum angefeuert zu werden.

SPOX: Sie haben allerdings in der Woche, nachdem Sie Face geturnt sind, den Weihnachtsmann bei RAW über den Haufen gefahren. Eine äußerst merkwürdige Szene, was sollte das?

Del Rio: (lacht) Das ist schwer zu erklären, denn alle dachten, wir hätten es absichtlich gemacht. Aber das war nur ein Unfall (lacht).

SPOX: In den letzten Monaten ist ihr Stil im Ring spektakulärer geworden, Sie haben ein paar zusätzliche Moves eingebaut. Entspricht das mehr dem Stil aus Ihrer Zeit in Mexiko?

Del Rio: Ich habe nicht vor, mich zu verbiegen, ich werde meinen Stil und meine Persönlichkeit nicht verändern. Ich werde auch weiterhin Alberto Del Rio bleiben, aber ich versuche, ein paar Moves aus meiner Zeit in Japan und Mexiko zu integrieren.

SPOX: Vermissen Sie die teuren Autos? SPOX

Del Rio: Nicht wirklich. Sie waren Teil unseres Einzugs, aber die Autos sind nicht das, was den Wrestler Alberto Del Rio ausmacht. Wir werden sie irgendwann sicher wieder nutzen, aber ich kann noch nicht sagen, wann.

SPOX: Wo wir gerade bei Autos sind - Ricardo, Sie sind beim Royal Rumble 2012 in einer wirklich schrecklichen Karre in die Halle gekommen...

Rodriguez: Schrecklich - für wen? Ich habe den Wagen geliebt!

SPOX: Ach, echt?

Rodriguez: Ja klar, das war ein Frauenmagnet! (lacht) Es hat Spaß gemacht, für mich war das einer der Höhepunkte meiner bisherigen Karriere. Als die Musik los ging, dachten alle, Alberto käme raus. Dann sahen sie diese kleine Schrottlaube rein rollen und man hörte nur noch: "Oooch!" (lacht)

SPOX: Ach was, die meisten Fans lieben Sie doch abgöttisch!

Rodriguez: Und ich liebe sie.

SPOX: Das "WTF-Move"-Video von Ihrem Second Rope-Corkscrew Moonsault auf YouTube ist äußerst beliebt...

Rodriguez: Das habe ich gesehen, ja. Wie haben die mich nochmal genannt, "Fetter RVD"?! (lacht)

Hier geht's weiter mit Teil 2: "Es ist eine völlig andere Welt"

SPOX: Ich weiß, dass Sie sich als Albertos Manager sehr wohl fühlen, aber würden Sie trotzdem gerne wieder häufiger im Ring stehen?

Rodriguez: Na klar, irgendwann, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Aktuell funktioniert das, was wir machen und es besteht kein Grund, das Rad neu zu erfinden. Es rollt und wir kommen weiter voran. Irgendwann definitiv, aber jetzt noch nicht.

SPOX: Waren Sie selbst überrascht von Ihrem schauspielerischen und komödiantischen Talent?

Rodriguez: (lacht) Oh, tatsächlich, denn vor meiner Zeit in der WWE hatte ich wenig Redezeiten. Mein früherer Stil war sehr Great Muta/Low Ki-artig. Ich habe eigentlich nie gesprochen und von daher macht es mir viel Spaß, jetzt mein Gesicht zeigen und sprechen zu dürfen.

SPOX: Apropos Gesicht zeigen - Alberto, werden wir Sie jemals wieder mit einer Maske sehen?

Del Rio: Nein, ich denke nicht. Vielleicht würde ich noch mal eine tragen, wenn ich ein letztes Match in Mexiko bestreiten würde, aber ich bin glücklich, Alberto Del Rio zu sein. Alberto Del Rio hat mich so weit gebracht; er hat mich zum WWE- und World-Heavyweight-Champion gemacht, zu dem Superstar, der ich heute bin. Von daher brauche ich die Maske nicht. Das war mein Erbe: ich bin aufgewachsen, habe die Matches meines Vaters angeschaut und davon geträumt, eines Tages die Gelegenheit zu haben, diese Maske nutzen zu können. Aber ich bin glücklich als Alberto Del Rio in der WWE, von daher wird das wohl nicht passieren.

SPOX: Sie sprechen Ihre Familie an. Ihr Bruder steht ebenfalls bei der WWE unter Vertrag und arbeitet als Memo Montenegro bei NXT. Wann werden wir Sie beide gemeinsam im Ring sehen?

Del Rio: Hoffentlich bald. Ich kann aber nicht sagen wann, er braucht noch mindestens ein Jahr bei NXT. Er war Ringer, hat aber keine professionelle Wrestlingerfahrung. Er ist natürlich in einer Wrestlingfamilie aufgewachsen und hat immer mit uns trainiert, über kurz oder lang wird er zu uns stoßen.

SPOX: Sie haben selbst einen Ringerhintergrund. Können Sie sich vorstellen, ein Programm mit Brock Lesnar zu bestreiten?

Del Rio: Klar! Ich bin in der WWE, ich kann mit jedem in den Ring steigen (lacht). Brock Lesnar, Undertaker - wir werden sehen, was die WWE in Zukunft für uns auf Lager hat.

SPOX: Sie beide stecken aktuell in einer Fehde mit Jack Swagger und Zeb Colter. Wie erleben Sie als Latinos Colters Promos? Ich muss zugeben, dass ich mich persönlich dabei stets unwohl fühle, auch wenn mir klar ist, dass das der Sinn des Ganzen ist.

Del Rio: Es ist Teil der Storyline, ich fühle mich dadurch nicht beleidigt. Wir wissen, was wir tun und wohin es letztlich führen wird. Ich bin sicher, dass einige Leute sich dabei unwohl oder beleidigt fühlen, aber sie müssen verstehen, dass Jack Swagger und Zeb Colter sich im wahren Leben nicht so verhalten.

Rodriguez: Das Schöne an dem Land, in dem wir leben, ist, dass Redefreiheit herrscht. Jeder kann zu jeder Zeit sagen, was er will - aber das heißt natürlich nicht, dass wir der gleichen Meinung sein müssen. Das hilft uns als Babyfaces eben auch, indem wir sagen können: Stop, halt den Rand!

SPOX: Ricardo, wie ist es für Sie, als Ringsprecher mehr over zu sein als manche Ihrer Kollegen im Ring?

Rodriguez: Pssst, mach sie nicht sauer! (lacht) Nächste Frage bitte.

SPOX: Okay, verstehe. Dann wüsste ich gerne, ob Sie überrascht waren, als die Fans im Zuge des Daniel Bryan-Hypes bei Ihnen mit den "Si!"-Chants anfingen?

Del Rio: Das waren damals die WWE-Fans in Miami. Der Latino-Anteil dort ist riesig und sie haben damit angefangen. Wir haben nie versucht, sie dazu zu animieren, das haben sie von sich aus gemacht. Als die WWE sich dann entschieden hat, uns zu Babyfaces zu turnen, haben sie wieder losgelegt. Man kann sie nicht davon abhalten, sie machen, was sie wollen und wir geben ihnen, was auch immer sie wollen.

SPOX: Für Sie muss das doch ein tolles Gefühl gewesen sein, vor allem auch, da es nicht intendiert war.

Del Rio: Dadurch sind wir letztlich Faces geworden. Sie wollten uns als Babyfaces sehen und dort stehen wir nun.

SPOX: Zum Abschluss wüsste ich noch gerne, wo Sie beide den Unterschied zwischen Wrestlingshows in den USA und in Mexiko sehen?

Rodriguez: Es ist eine völlig andere Welt. Gerade das Publikum ist völlig anders - ob nun hier in Deutschland, Japan, den USA oder Mexiko. Manche Crowds sind verdammt laut, in Japan hingegen sind sie sehr ruhig, die Pops in bestimmten Momenten dafür aber umso heftiger. Es gibt kein Richtig oder Falsch, die Crowds sind einfach sehr unterschiedlich. Ob sie nun ausflippen, jubeln, buhen, fluchen oder uns sagen, dass sie uns lieben - für uns ist es immer ein Riesenspaß, in verschiedene Länder zu reisen und die Verbindung zu spüren, die wir mit dem Publikum haben.

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