FC Bayern München: Die Verschwörungstheorie von Salihamidzic und Kimmich im Check

Von Nino Duit
Zuletzt in Wolfsburg: Joshua Kimmich und Thomas Müller diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers.
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Zurecht beklagten sich die Protagonisten des FC Bayern München nach der 2:3-Pleite bei Borussia Mönchengladbach über Dayot Upamecanos Platzverweis. Aber wie schaut es mit der Verschwörungstheorie hinsichtlich einer generellen Benachteiligung aus?

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Upamecano hätte für seine vermeintliche Notbremse gegen Alassane Pléa in der 8. Minute keine Rote Karte sehen dürfen, der ganz leichte Kontakt am Arm reichte dafür nicht aus. Dass die Entscheidung trotz etwa dreiminütiger VAR-Überprüfung nicht zurückgenommen - oder von Schiedsrichter Tobias Welz wenigstens am Spielfeldrand gecheckt - wurde, erscheint rätselhaft.

Die Wut beim FC Bayern war dementsprechend groß: Trainer Julian Nagelsmann, dem Welz während des Spiels die Gelbe Karte gezeigt hatte, stürmte nach dem Spiel in die Schiedsrichterkabine. Auf dem Rückweg durch die Katakomben nannte er Welz und sein Team "weichgespültes Pack".

Für Sportvorstand Hasan Salihamidzic war diese Fehlentscheidung "die Krönung" einer Entwicklung: "In den letzten Wochen war das schon so, dass man benachteiligt wurde." Joshua Kimmich pflichtete ihm bei: "Man hat im Moment das Gefühl, dass die eine oder andere 50-50-Entscheidung gegen uns gefällt wird."

Stimmt das? Ein Blick auf die sieben bisherigen Rückrundenspiele.

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Paris Saint-Germain - FC Bayern (0:1)

Beim siegreichen Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gab es zwei knifflige Szenen: einmal war der FC Bayern im Pech, einmal im Glück. Dass Benjamin Pavard in der Nachspielzeit seine zweite Gelbe Karte sah und deshalb vom Platz musste, war unstrittig - bei seiner ersten Verwarnung für ein Foul an Neymar hätte es der englische Schiedsrichter Michael Oliver aber auch bei einer Ermahnung belassen können.

Im Glück (und letztlich im Recht) war der FC Bayern dagegen bei Kylian Mbappés vermeintlichem Ausgleichstreffer. Er stand dermaßen hauchdünn im Abseits, dass es der Computer gerade noch so herausfinden konnte.

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VfL Bochum - FC Bayern (0:3)

Julian Nagelsmann beschwerte sich im Zuge des Spiels wiederholt beim vierten Offiziellen über Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck und sah dafür kurz vor der Pause Gelb - nach Reklamationen über einen berechtigten Freistoß für Bochum. Richtig war auch Jöllenbecks Elfmeter für den FC Bayern nach einem Foul von Saidy Janko an Serge Gnabry.

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VfL Wolfsburg - FC Bayern (2:4)

Wie nun in Gladbach gab es auch vor zwei Wochen in Wolfsburg große Diskussionen über einen Platzverweis gegen den FC Bayern. Das damalige Opfer: Joshua Kimmich. Seine erste Gelbe Karte für einen unnötigen Schubser gegen Mattias Svanberg war unstrittig, kniffliger war die zweite für ein taktisches Foul gegen Maximilian Arnold. Kimmich kreuzte den Weg seines Gegenspielers und erwischte ihn an der Schulter. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung von Schiedsrichter Harm Osmers. "Es war schon sehr wenig", monierte Kimmich danach.

Yannick Gerhardts vermeintlichem Treffer zum 3:4 verwehrte Osmers unterdessen zu Recht die Anerkennung. Ridle Baku hatte im Vorfeld Leon Goretzka gefoult. Verwunderlich war einzig, warum er die Szene nicht direkt abpfiff, sondern damit bis zum Treffer wartete.

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FSV Mainz 05 - FC Bayern (0:4)

Strittige Szenen von entscheidendem Ausmaß blieben beim deutlichen Sieg des FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals aus. Weil auf der Mainzer Bank trotzdem gemosert wurde, zeigte Deniz Aytekin Trainer Bo Svensson die Rote Karte. "Er hat lautstark gefragt, ob wir blind sind", berichtete Aytekin. "Beleidigen lassen wir uns nicht, da ist die Grenze für mich erreicht."

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FC Bayern - Eintracht Frankfurt (1:1)

In der Zweikampf-Auslegung sowie bei Eckbällen und Einwürfen traf Sven Jablonski ein paar diskutable Entscheidung, grobe Fehler beging er aber nicht.

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FC Bayern - 1. FC Köln (1:1)

Auch beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln blieben große Schiedsrichter-Diskussionen aus. Tobias Stieler hatte mit der weitestgehend fair geführten Partie keinerlei Probleme.

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RB Leipzig - FC Bayern (1:1)

Der Rückrundenauftakt des FC Bayern hatte gleich drei strittige Szenen zu bieten - und alle drei wurden vertretbar entschieden. Einem Treffer von Leon Goretzka verwehrte Daniel Siebert die Anerkennung, weil Matthijs de Ligt im Vorfeld knapp im Abseits stand und dabei zwei Leipziger auf sich zog. Wohl die richtige Entscheidung. Genau so verhielt es sich bei der Gelben Karte für Dayot Upamecano, als Leipzig Rot wegen einer vermeintlichen Notbremse forderte.

Bei Marcel Halstenbergs Ausgleich plädierten die Münchner auf Foulspiel von André Silva an Joshua Kimmich im Vorfeld. Yann Sommer präsentierte bei seinem Debüt deshalb einen Manuel-Neuer-Reklamierarm, Salihamidzic sprach danach von einem "klaren Foul". Das vermeintliche Opfer Kimmich sowie Nagelsmann beurteilten die Szene aber wie Siebert. "Ich sehe da keinen regelwidrigen Treffer. Das ist schon okay", sagte der Trainer.

Zuletzt in Wolfsburg: Joshua Kimmich und Thomas Müller diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers.
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Fazit

Vor Upamecanos ungerechtfertigten Roten Karte gegen Gladbach, die Schiedsrichter Welz am Sonntag im Doppelpass bei Sport1 verteidigte, gab es in den bisherigen sieben Rückrundenspielen somit insgesamt fünf strittige Szenen - von denen tatsächlich vier gegen den FC Bayern entschieden wurden. Jede für sich war aber gewissermaßen nachvollziehbar, von einer grundsätzlichen Benachteiligung kann keine Rede sein.