Labbadia träumt schon von Chelsea

SPOX
23. November 201213:40
Nach dem 5:1-Sieg gegen Steaua Bukarest träumt Bruno Labbadia vom FC ChelseaGetty
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Als sich Shinji Okazaki nach Spielende seines Trikots entledigte, war da nur ein stinknormales Unterhemd zu sehen. Nirgendwo prangten darauf die Schriftzeichen des japanischen Fußball-Verbandes. Dabei hatte VfB-Trainer Bruno Labbadia vor dem Anpfiff des Europa-League-Spieles in Bukarest noch mit seinem linken Außenstürmer gefrotzelt, ihn gefragt, ob er es nicht mal ein Jersey der japanischen Nationalmannschaft überstreifen wolle.

"Ich habe nichts gesehen, dennoch hat er endlich getroffen", sagte Labbadia, "das hat mich unheimlich für ihn gefreut, weil er für seine Heimat in jedem zweiten Länderspiel ein Tor macht." Okazaki war allerdings nicht der einzige Stuttgarter Profi, der im neuen imposanten Arena Nationala zu Höchstform auflief.

Der VfB spielte furios - und das war sogar noch untertrieben. Nach einer halben Stunde führten die Schwaben bereits nach Toren von Serdar Tasci (5.), Martin Harnik (18.), Gotoku Sakai (23.) und eben Okazaki 4:0. Am Ende siegte Stuttgart durch ein weiteres Tor von Okazaki 5:1. Durch diesen Erfolg hat der VfB nun nach einem missratenen Start in die Gruppenphase doch noch beste Chancen, die K.o.-Runde zu erreichen. "Wir haben es mit einem Sieg selber in der Hand", sagte Labbadia, "wir haben so dafür geackert, jetzt wollen wir den letzten Schritt auch noch gehen."

Am letzten Spieltag gegen Molde

Dass der VfB das Heimspiel gegen Molde FK am 6. Dezember verlieren könnte, damit rechnet niemand mehr. "Wir haben zurzeit einen tollen Lauf und wollen diesen auch beibehalten", sagte Christian Gentner. In der Tat spricht vieles dafür, dass sich der Aufschwung mit nur einer Niederlage aus den vergangenen zehn Spielen verfestigt hat.

Der VfB spielt wieder mit dieser spielerisch abgeklärten Selbstverständlichkeit aus der vergangenen Rückrunde, die sie noch in die Europa League geführt hat. "Wir wollen nun unbedingt weiterkommen", sagte Kapitän Tasci.

Dass gegen Molde unter Umständen sogar eine Niederlage oder ein Punkt reichen könnte, falls Kopenhagen zu Hause gegen Steaua Bukarest nicht gewinnt, interessiert den Innenverteidiger nicht. "Was die anderen machen, ist uns egal."

Die Nummer eins im Ländle ist Freiburg

Egal ist den Spielern und den Verantwortlichen allerdings eines nicht: das Desinteresse der Stuttgarter Fußballfreunde. Bisher taten diese alles, um kein europäisches Flair in der Stuttgarter Arena aufkommen zu lassen. "Hoffentlich werden jetzt viele Zuschauer ins Stadion kommen", sagte Labbadia. Gerade der 46 Jahre alte Fußballlehrer lebt vor, was es heißt, auf europäischem Parkett spielen zu dürfen. Er vermisst die Festtagsstimmung in Stuttgart, die er als Spieler einst oft genug erlebt hat.

Die Stuttgarter Zuschauer haben den Ruf, ziemlich verwöhnt zu sein. Das Stadion wird mit hoher Wahrscheinlichkeit erst dann wieder voll sein, wenn dem VfB in der Runde der besten 32 Mannschaften ein attraktiver Gegner zugelost wird. Die Chancen dafür stehen recht gut.

Cheslea, Amsterdam oder St. Petersburg?

Aus der Champions League könnten Mannschaften wie Chelsea, Amsterdam oder St. Petersburg in den Lostopf kommen. Labbadias Augen beginnen zu glühen, wenn er daran denkt. "Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir gegen Molde gewinnen", fügte der Fußballlehrer hinzu.

Doch zunächst einmal steht am Sonntag das baden-württembergische Duell in Freiburg an. Die Nummer eins im Ländle ist momentan nicht der VfB, sondern der SC. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Tasci ein "schweres Spiel" erwartet, wie er sagt. "Aber wir wollen den Schwung mitnehmen und dort bestehen."

Wie sie die kurze Regenerationszeit nutzen wollen, weiß der Innenverteidiger schon. "Gut Essen und viel schlafen", sagte Tasci. Vielleicht können dabei ja die japanischen Mitspieler behilflich sein. Die beiden wollen eine Runde Sushi ausgeben. Aber erst nach dem Sieg in Freiburg. "Mit weiteren Toren von uns", wie Okazaki sagte. Er lächelte dabei nicht. Der 26-Jährige meinte seine Ankündigung ernst.

Bruno Labbadia im Steckbrief