München - Der Guti lebt in Südamerika. Sein Hoheitsgebiet erstreckt sich von Mexiko über Honduras und Französisch-Guyana bis runter nach Peru. Doch sein Fortbestand ist gefährdet, der Guti ist vom Aussterben bedroht. Da geht es ihm nicht anders als vielen Gattungen der Nagetiere. Der Guti ist ein Abkömmling der Goldhasen-Familie.
Es gibt aber auch einen Guti, dem es derzeit besser geht als jemals zuvor. Er lebt in Spanien, genauer gesagt in Madrid, spielt beim königlichen Klub Real C.F., heißt mit vollem Namen Jose Maria Gutierrez Hernandez und tritt am Mittwochabend in der Champions League bei Werder Bremen an (20.45 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere).
Guti hat alle Jugendmannschaften von Real durchlaufen und spielte in der Saison 1995/96 erstmals bei den Profis. El Rubio (der Blonde), wie Guti wegen seiner seidenen Haarpracht genannt wird, galt aufgrund seiner Vielseitigkeit als Juwel und kommender fester Bestandteil des Real-Mittelfeldes.
Ausgestattet mit Spiel-Intelligenz, einem technisch hochentwickelten linken Fuß, dem Blick für den tödlichen Pass und Kämpfer-Tugenden kam er für jede Position im Mittelfeld in Frage.
Zidane, Figo & Co.
Doch Guti wurde bekanntestes Opfer des königlichen Wahnsinns. Praktisch jedes Jahr verpflichtete Real für horrende Summen zwei, drei Mittelfeldgurus. Luis Figo, Zinedine Zidane, David Beckham, Robinho - nur eine kleine Auswahl der Spieler, die Guti vor die Nase gesetzt wurden.
Eine Flucht aus Madrid kam für Guti jedoch nie in Frage, trotz zahlreicher Angebote, unter anderem eines vom FC Bayern. "Ich hätte für viele andere große Vereine spielen können. Doch ich wollte mich in Madrid durchbeißen. Real ist mein Verein", sagt Guti. Seiner Loyalität verdankt Guti das Amt des Vize-Kapitäns.
Viel Lob für Schuster
Er musste allerdings bis zum Herbst seiner Karriere warten, ehe ihm die längst verdiente Wertschätzung entgegengebracht wurde. Für den neuen Trainer Bernd Schuster gehört der mittlerweile 31-Jährige Guti neben Kapitän Raul und Torhüter Iker Casillas zum Kreis der "heiligen Kühe" (Raul). "Bernd Schuster ist der erste Trainer, der mir wirklich vertraut. Ich habe diese Rückendeckung während meiner Karriere bislang vermisst", verrät Guti.
Schuster habe ihm auch frühere Versagensängste genommen, sagt Guti. "Früher war für mich jedes Spiel wie eine Examensprüfung. Wenn ich schlecht war, dachte ich: 'Das war's jetzt.' Seit Schuster unser Trainer ist, gehe ich jedes Spiel deutlich gelassener an. Ich weiß, dass ich auch mal schlecht spielen kann, ohne beim nächsten Spiel wieder auf der Bank sitzen zu müssen."
Laut Real-Experte Manuel Rivas von der spanischen Sportzeitung "AS" hat Schuster Gutis Phlegma endlich vertrieben. "Guti ist ein fundamentaler Spieler für Real, aber ihm fehlte ganz oft noch in entscheidenden Momenten die Konzentration. Unter Schuster ist er neu geboren. Vielleicht sind die Blonden einfach solidarisch ", sagte Rivas im Gespräch mit SPOX.com.
Platzverweis trübt gutes Verhältnis nicht
Schuster verzeiht Guti sogar dessen immer wiederkehrende emotionale Ausbrüche auf dem Platz. Nachdem Guti beim 1:1 in Murcia letzten Sonntag wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte gesehen hatte, echauffierte sich Schuster: "Wir wissen alle, dass er dauernd provoziert wird. So wie er in dieser Saison spielt, ist er kaum zu halten und wird ständig gefoult."
"Der Platzverweis hat ihr gutes Verhältnis überhaupt nicht beeinflusst. Schuster und Guti verstehen sich super und haben die gleiche Einstellung zum Fußball", erklärt Juan Ignacio Garica von der Zeitung "Marca" bei SPOX.com.
Liebe zu den Fans
Durch seine starken Leistungen in dieser Saison hat sich auch Gutis Beziehung zu den kritischen Real-Fans verbessert.
"Mein Verhältnis zu den Fans war früher gespalten. Wenn ich den Ball hatte, spürte ich jedes Mal ein Raunen auf den Rängen. Die Fans wünschten mir eigentlich nur das Beste und dachten: 'Hoffentlich spielt er jetzt keinen Fehlpass.' Heute habe ich das Gefühl, dass sie mich lieben."
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