Mario Basler: "70.000 Pfiffe? Geil!"

Kevin BublitzMark Heinemann
11. März 201115:16
Ein Mann der klaren Worte: Mario Basler - hier nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale 2003Getty
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Mario Basler ist dabei, Wacker Burghausen vor dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit zu retten. Im SPOX-Interview spricht der Ex-Nationalspieler Klartext im Fall Manuel Neuer und Dieter Hoeneß und formuliert für sich selbst ein ehrgeiziges Ziel: Bundesliga.

SPOX: Herr Basler, es würde wohl kaum ein Fußballfan darauf kommen, dass Mario Basler eine Vorliebe für Pferde hat. Wie kam es denn dazu?

Mario Basler: Das ist gar keine große Geschichte. Ich habe Gefallen daran gefunden und es zu meinem Hobby gemacht, mich mit Pferden zu beschäftigen. Aber lassen Sie uns bitte über Fußball sprechen, ich bin Fußballtrainer und kein Pferdetrainer. (lacht)

SPOX: Bei Ihrer Einstellung hat Geschäftsführer Florian Hahn laut eigener Aussage nicht mal nach Ihren Gehaltsvorstellungen gefragt, so begeistert war er von Ihnen. Was haben Sie ihm versprochen?

Basler: Versprochen habe ich ihm überhaupt nichts. Ich will dem Verein helfen, die Klasse zu halten. Es geht bei solchen Gesprächen einfach darum, eine gemeinsame Ebene zu finden. Eine Stunde nach dem Gespräch hat sich der Verein entschieden mit mir zusammenzuarbeiten. Das war der ganze Zauber.

SPOX: Mussten Sie sich erst daran gewöhnen einen solch jungen Geschäftsführer vor sich zu haben?

Basler: Es geht nicht um jung oder alt. Wichtig ist, wie arbeitet jemand. Und was er hier in so jungen Jahren auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert. Er hat seine Ausbildung bei Bayern München genossen und führt diese bei Wacker hervorragend weiter. Er sucht immer die bestmögliche Lösung für den Verein.

SPOX: Was macht Sie sicher, dass Wacker Burghausen den Klassenerhalt schafft?

Basler: Wir sind topfit, haben relativ wenig Verletzte und einfach eine gute Mannschaft, der man anmerkt, dass sie jedes Spiel gewinnen will. Das stimmt mich zuversichtlich. Ich hoffe, dass es nicht bis zum 14. Mai dauert. Denn je schneller und früher wir planen können, umso besser ist es natürlich.

SPOX: Derzeit stehen viele Trainer auf der Kippe. Wann sehen wir Mario Basler wieder in der Bundesliga?

Basler: Klar ist es mein Ziel, als Trainer in der ersten oder zweiten Bundesliga zu arbeiten. Ich bin noch jung und hoffe, dass ich irgendwann meine Chance bekomme. Aber letztendlich ist die Voraussetzung, dass man ordentliche Arbeitet leistet. Jetzt haben wir 29 Zähler und vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Wenn man bedenkt, dass wir zwei Punkte hatten als ich die Mannschaft übernommen habe, dann denke ich, das gelingt mir und meinem Team bislang recht gut.

SPOX: In Ihrer 'Bild'-Kolumne nehmen Sie kein Blatt vor den Mund. Haben Sie nicht die Sorge, dass Sie sich den Weg in die Bundesliga verbauen?

Basler: Ich sehe das als Bewertung von einem Außenstehenden, aber das ist doch nichts Schlimmes. Ich sage, wie ich die Situation sehe. Manchmal liegt man richtig und manchmal täuscht man sich. Es ist ja oft auch mehr oder weniger lustig gemeint. Wenn sich jemand dadurch auf den Schlips getreten fühlt, hat er den falschen Job.

SPOX: Ihre Kritik an Dieter Hoeneß war aber kein Spaß, oder?

Basler: Ich habe doch nicht die Unwahrheit gesagt, wenn ich behaupte, dass Dieter Hoeneß in Berlin und in Wolfsburg Geld in den Ofen geschmissen hat. Und ich glaube, dass ich die Wahrheit auch sagen darf, wenn ein Manager viel Geld ausgibt und Hertha BSC in der Folge abgestiegen ist und jetzt auf einem großen Schuldenberg sitzt. In Wolfsburg hat er jetzt wieder 60 Millionen ausgegeben, bislang nichts gerissen und die Mannschaft spielt wieder gegen den Abstieg.

SPOX: Sie sind auch im Fall Manuel Neuer mit den Bayernfans hart ins Gericht gegangen...

Basler: ...schauen Sie, der Oliver Kahn hat das mit der Eckfahne zuvor gemacht und Manuel Neuer hat es wiederholt. Ich verstehe auch, dass man einen Gegenspieler auspfeift. Schlimm finde ich, wenn eine Fankurve irgendwelche Schilder hoch hält. Man muss auch als Fan des FC Bayern akzeptieren, dass Manuel Neuer nicht nur die Nummer 1 in Deutschland, sondern einer der besten Torhüter auf der Welt ist, wenn nicht sogar der beste. Und dann muss der zu Bayern München. Da kann ich als Fan nicht hingehen und den Spieler derart runtermachen, weil ich doch auch weiß, dass mein Verein diesen Mann unbedingt haben will.

SPOX: Sehen Sie den Wechsel gefährdet?

Basler: Es wäre möglich und dann hat Bayern München nicht den Besten im Tor, sondern einen anderen. Und das finde ich schade, denn die besten Spieler sollten auch zum besten Verein gehen und das ist nun mal der FC Bayern.

SPOX: Sie hätte das doch aber eher angespornt, oder?

Basler: Wenn mich in Dortmund 70.000 ausgepfiffen haben, hat mich das eher angemacht. Das war geil und hat mir immer gut gefallen und gibt einem einen zusätzlichen Motivationsschub. Aber wie gesagt, es ist normal, dass die gegnerischen Fans einen auspfeifen.

SPOX: Wie erleben Sie den deutschen Rekordmeister dieser Tage?

Basler: Ich bin so weit weg vom FC Bayern und momentan interessiert mich das auch relativ wenig. Die Bundesliga spielt dieses Jahr komplett verrückt und alles ist durcheinander. Ich möchte mir da kein Urteil erlauben, warum und weshalb die Bayern da stehen, wo sie momentan sind. Ich kenne die Interna nicht, weiß nicht, wie das Verhältnis der Spieler zum Trainer und was zwischen Trainer und Vorstand vorgefallen ist. Außerdem ist es verkehrt als Trainer über einen Kollegen zu urteilen. Das macht man nicht. Die Bayern haben eine tolle Mannschaft, aber ich maße mir kein Urteil an, warum die nicht so funktioniert, wie sich der Verein das wünscht. Ich konzentriere mich darauf, meine schwere Aufgabe in Burghausen zu meistern.

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