Bundesliga: Ade "Big-City-Club", aber Hertha bekommt 100-Millionen-Hilfe vom Investor 777

SID
13. März 202316:24
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100 Millionen für die klamme Vereinskasse: Hertha BSC präsentiert mitten im Abstiegskampf einen neuen Investor und hofft auf ruhigere Zeiten.

ay Bernstein nahm lächelnd auf dem Podium Platz, dann wählte er drastische Worte. Heute, so der Präsident von Hertha BSC, sei ein "sehr, sehr guter Tag, um das Label Big City Club ein für alle Mal zu beerdigen". Der Einstieg des neuen Investors 777 Partners beim krisengeplagten Hauptstadtklub - für Bernstein zugleich eine "Trauerfeier", mit der der "Größenwahn der vergangenen Jahre" ein Ende finden soll.

Nach rund dreieinhalb Jahren schlugen die Berliner somit am Montag bei der offiziellen Präsentation des neuen Geldgebers endgültig das von Turbulenzen und Skandalen geprägte Kapitel Lars Windhorst zu. Er wolle nicht zurückblicken, betonte Bernstein, "wie viel Unruhe wir hatten, wie viele Trainer wir hatten, wie viel Geld wir verbrannt haben". Stattdessen habe der Verein nun die "große Hoffnung, das mit dem heutigen Tag der Big City Club beerdigt wird und wir in Ruhe weiterarbeiten können".

Das soll von nun an mit der privaten Investmentfirma aus Miami geschehen, mit der man sich laut Bernstein bereits in der vergangenen Transferperiode und bei der Trennung von Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic ausgetauscht habe. Das Unternehmen übernimmt alle Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, die sich bisher im Besitz einer Tochterfirma von Windhorsts Tennor Holding befanden (64,7 Prozent).

Wie 777-CEO Josh Wander bestätigte, werde "Triple Seven" 100 Millionen Euro in den Klub investieren. Wie viel die US-Amerikaner an Windhorst für dessen Anteile zahlten, könne er aufgrund einer Vereinbarung mit dem Unternehmer nicht sagen.

Die Aussicht auf die frischen Millionen in der klammen Vereinskasse lässt die Verantwortlichen beim Hauptstadtklub auch mit Blick auf den Lizenzierungsprozess erst einmal aufatmen. Am Mittwoch sind die entsprechenden Unterlagen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einzureichen, erst kürzlich hatten die Berliner öffentlich gemacht, dass man im laufenden Geschäftsjahr mit einem Verlust von rund 64 Millionen Euro rechne, bereits 2021/22 hatte Hertha mit einem satten Minus von knapp 80 Millionen Euro abgeschlossen.

Das Geld des neuen strategischen Partners, der neben Hertha weltweit in sechs weitere Fußballklubs investiert, sei unter anderem "ein zentraler Baustein für die Lizenzierung", sagte Herthas Geschäftsführer Thomas E. Herrich. Dennoch müsse der Verein "natürlich auch die Kostenseite reduzieren".

Der neue Investor, der laut Hertha je zwei Sitze im nun fünfköpfigen Aufsichtsrat sowie im Beirat der Gesellschaft erhält, blickt derweil mit großer Vorfreude auf die Zusammenarbeit. "Es ist ein unglaublicher Moment, bei diesem Klub mit dieser großen Tradition einzusteigen", sagte Wander.

Gleichzeitig versuchte der 777-Boss die Anhänger des Vereins zu beruhigen: "Ich will, dass die Fans und der Verein wissen, wie wichtig diese Verantwortung für uns ist." Er wolle sicherstellen, dass man im besten Sinne des Vereins handele.

Die Ängste und Sorgen der Fans könne man nur über Kommunikation abbauen, betonte Bernstein, es sei aber auch klar, "dass wir nicht alle erreichen können". Der Präsident glaubt allerdings, dass die neue Partnerschaft geräuschloser ablaufen wird, als die konfliktreiche Zusammenarbeit mit Windhorst, der im Laufe der Jahre 374 Millionen Euro in den Klub gepumpt und die Vision vom "Big City Club" geprägt hatte. Was ihn zuversichtlich stimmt? "Andere handelnde Personen."

Der Verein, der derzeit auf dem Rasen mal wieder gegen den Abstieg kämpft, habe laut Bernstein "die Sehnsucht, zur Ruhe zu kommen" und freue sich darauf, "in ruhige Fahrwasser zu kommen".