Labbadia: "Traue meiner Mannschaft viel zu"

SPOX
22. Oktober 201211:41
Vedad Ibisevic (r.) erzielte für Stuttgart das entscheidende 1:0 gegen den Hamburger SVGetty
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Für einen Besuch mit der Familie bei seinem Lieblingsitaliener im Grindelviertel hatte Bruno Labbadia am Sonntagabend keine Zeit mehr. Dabei leben Ehefrau Sylvia, Sohn Luca und Tochter Jessica noch in Hamburg.

Aber schon am Donnerstag steht für den VfB Stuttgart das Europa-League-Spiel gegen den FC Kopenhagen auf dem Plan. Da musste der Trainer mit seiner Mannschaft zurückreisen, auch wenn der 1:0 (1:0)-Erfolg beim Hamburger SV allen Grund zum Feiern bot.

"Nach Hamburg kehre ich immer gerne zurück", sagte Labbadia und meinte das nicht nur privat. Sein Team präsentierte sich in erstklassiger Verfassung und brachte alles Geschwätz von einer "Krise" nach dem holprigen Saisonstart zum Verstummen. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat mir sehr gut gefallen", lobte Labbadia: "Die Mannschaft hat in allen Belangen sensationell umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben."

Arnesen kritisiert sein Team

Aggressiv verteidigen, Hamburgs Kreative Rafael van der Vaart und Tolgay Arslan früh unter Druck setzen, Pressing spielen - es gelang fast alles. 57 Prozent aller Zweikämpfe gewannen die Stuttgarter, die damit den kleinen Höhenflug des HSV nach vier Spielen ohne Niederlage beendeten. "Wir haben nichts von dem gezeigt, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat", kritisierte HSV-Sportchef Frank Arnesen: "Jedes Spiel ist schwer für uns, da ist hartes Arbeiten angesagt. Das haben wir heute nicht getan."

Statt auf Platz vier zu klettern bleibt der HSV nach dem Siegtreffer von Vedad Ibisevic (31.) als Zehnter im Mittelmaß. Die bekannte "Hamburger Krankheit", stets einen möglichen großen Schritt nach oben zu verpassen, konnte auch Trainer Thorsten Fink noch nicht therapieren. "Wir haben immer gesagt, dass wir nicht vorne hingehören und ich denke, dass derjenige, der vom vierten Platz geträumt hat, jetzt vielleicht wieder wach ist", räumte Fink ein.

Mit neun Punkten liegt der VfB nur noch einen Zähler hinter dem HSV. Nach dem zweiten Saisonsieg ist der Anschluss an das Mittelfeld geschafft. Die ganze Unruhe der letzten Wochen nach Labbadias Wutrede hat sich wieder gesetzt. "Wir haben in den letzten 14 Tagen sehr gut gearbeitet", sagte der Trainer, "ich traue meiner Mannschaft unheimlich viel zu." Torwart Sven Ulreich sagte: "Wir sind auf einem gutem Weg und müssen nun weiter so geschlossen auftreten."

Keine Eile bei Vertragsverlängerung

Labbadia fürchtet allerdings noch um die Stabilität seines jungen Teams. Sein Kader ist zudem nach dem Kreuzbandriss von Cacau und Arthur Boka, der wegen einer Risswunde etwa zehn bis 14 Tage ausfällt, noch weiter geschrumpft. "Die Mannschaft will, sie arbeitet an der Grenze", sagt Labbadia, "aber uns können jederzeit Kleinigkeiten wie Verletzungen, Formschwäche oder Sperren zurückwerfen."

Diese realistische Einschätzung von Leistungsfähigkeit hatte er unter anderem mit seiner spektakulären Ansprache eingefordert. "Und wenn wir in Hamburg noch unglücklich spät den Ausgleich kassieren, dann wird die Berichterstattung auch wieder negativer", weiß Labbadia. Immerhin ist er sich der Rückendeckung von Bobic und dem Vorstand gewiss.

Der zum Saisonende auslaufende Vertrag des Trainers soll bald verlängert werden, hatte Bobic schon vor dem Spiel erklärt. "Ich bin da ganz entspannt, ich möchte mich jetzt auf das Sportliche konzentrieren und dann werden wir uns irgendwann in Ruhe zusammensetzen", sagte Labbadia, der seit 22 Monaten in Stuttgart tätig ist. "Ich brauche auch keine vorzeitige Sicherheit, die gibt es in der Bundesliga sowieso nicht."

Hamburg - Stuttgart: Daten zum Spiel