"Habe fast einen Tobsuchtsanfall gekriegt"

Florian Bogner
08. Juli 201116:28
Karl-Heinz Rummenigge ist stinksauer über die jüngste Proteste gegen Manuel Neuergetty
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Knallharte Töne vom Bayern-Vorstandsboss: Karl-Heinz Rummenigge ist hochgradig empört über den jüngsten Protest gegen Manuel Neuer und kündigt an: "Wir werden uns das nicht gefallen lassen". Außerdem schimpft er im Interview über das Verhalten der ManCity-Verantwortlichen in der Causa Boateng und bezieht klar Stellung in den Personalien Vidal und Mertesacker.

Frage: Herr Rummenigge, was war Ihre erste Reaktion, als Sie von diesem erneuten Plakat gegen Manuel Neuer gehört haben?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich habe fast einen Tobsuchtsanfall gekriegt, weil ich felsenfest davon ausgegangen bin, dass die Dinge am letzten Samstag am runden Tisch final geklärt wurden. Als ich dann gehört habe, was hier los ist, war ich stocksauer. So ging es allen beim FC Bayern, auch Karl Hopfner oder Uli Hoeneß. Alle waren sehr enttäuscht und total sauer.

Frage: Der FC Bayern hat diese Personen nun zu "personae non gratae" ernannt.

Rummenigge: Diese Leute sind unerwünscht. Das, was sie tun, ist unerwünscht. Manuel Neuer ist jetzt Spieler des FC Bayern München und es ist am letzten Samstag klar zum Ausdruck gebracht worden, dass er fortan respektvoll behandelt wird und dass diese Schmähungen nicht mehr vorkommen werden. Leider ist das nun am Mittwoch passiert. Ich bedauere das sehr, weil er sich selbst absolut korrekt und seriös verhalten hat. Ich muss sagen, ich bewundere an ihm mittlerweile, wie gelassen und souverän er mit diesen Dingen umgeht. Er scheint eine extrem positive Persönlichkeit zu sein.

Frage: Sie hatten per Pressemitteilung angekündigt, dass es gegen diese Personen Sanktionen geben könnte. Wie sehen diese konkret aus?

Rummenigge: Wir haben gesagt, dass sie unerwünscht sind. Die Problematik liegt in gewissen Details: Es ist erst mal nur eine sehr kleine Gruppierung, die nicht mal offizielles Mitglied des FC Bayern ist. Dementsprechend ist juristisch vieles nur bedingt möglich. Auf der anderen Seite haben wir in der Allianz Arena Hausrecht - und wer jetzt noch nicht kapiert hat, dass Manuel Neuer Spieler von Bayern München ist, dem ist nicht zu helfen. Unsere Geduld ist am Ende.

Frage: Es gibt dann also keine Karten mehr für diese Personen?

Rummenigge: Nein, wir wollen ja niemanden in Sippenhaft nehmen. Wir werden uns das sicher sehr genau anschauen und im Zweifelsfall dann auch Maßnahmen ergreifen. Wir werden uns das jedenfalls nicht gefallen lassen.

Frage: Wie viel Geduld haben Sie noch mit Manchester City in Bezug auf Jerome Boateng, der ja zum FCB wechseln möchte?

Rummenigge: Man muss das nüchtern betrachten - der Spieler ist bei ihnen unter Vertrag und die Entscheidung liegt bei Manchester City. Sie haben einen Preis aufgerufen, den wir absolut nie und nimmer bereit sind, zu bezahlen. Ob da nochmal Verhandlungsbereitschaft rein kommt, weiß ich nicht.

Frage: Haben Sie so etwas schon mal erlebt?

Rummenigge: Nein. Sie wenden im Moment eine Taktik an, die ich noch nie erlebt habe: Sie lassen gar nichts von sich hören, auch wenn man sie kontaktieren möchte. Und das, obwohl sie nun in den letzten Tagen zwei Spieler für genau diese Position verpflichtet haben.

Frage: Welche Möglichkeiten bleiben?

Rummenigge: Wir können Sie zu nichts zwingen. Ich glaube, sie haben demnächst 48 Spieler unter Vertrag, gemäß des 'Financial Fairplay' dürfen es aber nur 25 sein und die letzte Bilanz wies, wenn ich sie richtig im Kopf habe, minus 143 Millionen aus. Nach den neuen Regularien des 'Financial Fairplay' bekommt man mit diesen Zahlen jedenfalls keine Lizenz, das ist sicher. Vielleicht kennen sie aber einen Trick, den ich nicht kenne, mit dem sie dann trotzdem an der Champions League teilnehmen dürfen.

Frage: Gibt es einen Plan B, vielleicht mit Per Mertesacker?

Rummenigge: Mertesacker kann ich ausschließen. Natürlich müssen wir alternativ denken, wenn wir keine Lösung mit Manchester City hinbekommen. Wir wollen auf dieser Position etwas tun. Sicherlich wird es einen Zeitpunkt geben, an dem eine Alternative konkret werden muss. Mal sehen, ob die nächsten Tage etwas in Richtung Manchester City ergeben. Meiner Kenntnis nach fahren die heute auf eine Amerika-Reise und sind gute zehn Tage unterwegs. Ob in dieser Zeit was passiert, muss man abwarten.

Frage: Wie können die Alternativen heißen?

Rummenigge: Dazu möchte ich nichts sagen. Das darüber spekuliert wird, ist klar und das akzeptiert sich auch. Ich kann nur eins sagen: Die Alternativen bewegen sich auf einem anderen Preisniveau als das, was bisher von Manchester City aufgerufen wurde. Ich habe zu den Kollegen von Manchester City gesagt: 'Wir zahlen keine Manchester-City-Preise.' Die legen offenbar immer einen Bonus obendrauf, weil sie einen Besitzer ohne finanzielle Sorgen haben. Wir aber zahlen sicherlich keine Mondpreise.

Frage: Gibt es eine Deadline?

Rummenigge: Nein. Wir sind an ihm interessiert, der Spieler hat sich mittlerweile zum FC Bayern bekannt. Diese Voraussetzungen darf man auch nicht ganz vergessen, man darf den Spieler nicht einfach im Regen stehen lassen. Sicher könnte ein Zeitpunkt kommen, an dem wir was anderes machen müssten. Aber ich werde jetzt nicht sagen, dass man diese Personalie bis zum Ende des Monats unter Dach und Fach haben muss.

Frage: Im Fall Arturo Vidal hat Leverkusen-Trainer Robin Dutt heute nochmal betont, dass ein Wechsel innerhalb der Bundesliga überhaupt nicht in Frage kommt.

Rummenigge: Ich dachte, der Herr Dutt sei dort Trainer und nicht Manager. Ich weiß es nicht und bei dieser Personalie bin ich auch total entspannt. Wir haben ein wunderbares Mittelfeld mit Schweinsteiger, Gustavo, Tymoschtschuk, Alaba und Pranjic, von denen normalerweise nur zwei eingesetzt werden. Wenn es zu einem bezahlbaren Kurs möglich ist, werden wir das machen. Wenn nicht, dann nicht. Da muss man auch mal Geduld haben.

Frage: Wie lange?

Rummenigge: Bis 2012.

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