Schmerzhafter Dämpfer für Köstner

Lorenz-Günther Köstner musste erst einmal schlucken, als er nach seiner Meinung zum Spiel gefragt wurde. Dann sprach der Wolfsburger Interimscoach von einer Pleite, die "sehr, sehr weh getan" habe. Während der 1. FC Nürnberg mit dem 1:0 (0:0) gegen den VfL den ersten Dreier nach sechs sieglosen Spielen feierte, beschäftigte Köstner eine Niederlage, die in vielerlei Hinsicht schmerzte.

Schon vor der Partie hatte der Wolfsburger Interimscoach, der vor eineinhalb Wochen das Amt von Felix Magath übernahm, betont: "Ich habe mich bereit erklärt, kurzfristig zu helfen und natürlich würde ich mich freuen, wenn ich so lange wie möglich weitermachen darf." In Nürnberg hat er im Kampf um seine Zukunft als dauerhafter Cheftrainer der "Wölfe" allerdings erstmals einen Rückschlag erlitten.

Nach zwei Pflichtspielsiegen unter Köstner hatte zunächst vieles nach einer Trendwende ausgesehen. Die zuletzt viel gelobte Offensive um Stars wie Diego, Bas Dost oder Ivica Olic war in Nürnberg jedoch ein Totalausfall. Die Niedersachsen gaben nur drei Torschüsse ab - in keinem Bundesligaspiel des seit 1997 erstklassigen VfL waren es jemals weniger, errechneten sofort nach Schlusspfiff die Statistiker der Bundesliga-Website.

Köstner machte aber deutlich, dass er "für Glaubwürdigkeit" stehe, und sich deshalb auch nach einer Pleite nicht von der Mannschaft distanziere. Ein Satz, der auch als Seitenhieb in Richtung Magath gewertet werden konnte. Der kürzlich entlassene Coach und Manager galt nicht gerade als kommunikativ und nahbar im Umgang mit seinem Team.

Schlechteste Bilanz der Vereinsgeschichte

Die Bilanz nach acht Ligaspielen unter Magath und zwei unter Köstner: Relegationsplatz 16 und acht Punkte, weniger hatte der VfL zu diesem Zeitpunkt noch nie in seiner Bundesligageschichte. Daher sagte auch Köstner ohne Umschweife: "Wir befinden uns noch im Abstiegskampf", ergänzte aber, dass die Niederlage auch Positives habe: "Ich muss den Finger in die Wunden legen und das fällt mir jetzt leichter."

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Sein Verhältnis zu den Spielern sei "von großer Offenheit" geprägt, sagte der 60-Jährige: "Da können auch mal die Fetzen fliegen, schließlich geht es für den VfL Wolfsburg um sehr viel." Seiner Beliebtheit in der Mannschaft scheint das aber nicht zu schaden. So machte sich Regisseur Diego erneut für den Coach, der zuvor die Amateure trainiert hatte, stark: "Wir haben großes Vertrauen in ihn und sind zuversichtlich, dass wir mit ihm die nötigen Punkte holen."

"Ein sensationelles Gefühl"

Während sich die Wolfsburger schon Gedanken über die nächsten Spiele machten, genossen die Gastgeber noch den Moment. "Ein sensationelles Gefühl", sagte Timo Gebhart, der die Franken durch seinen Treffer in der 76. Minute zum ersten Heimsieg seit dem 11. April (4:1 gegen den FC Schalke 04) geköpft und die 453 Minuten andauernde Torflaute beendet hatte. Kapitän Hanno Balitsch freute sich über einen "ganz klaren Big-Point" und fügte hinzu: "Es war wichtig, den anderen zu zeigen, dass wir noch da sind."

Dagegen ließ sich Trainer Dieter Hecking in gewohnt gelassener Manier nicht von der Feierstimmung anstecken: "Jeder läuft jetzt wieder mit einem Lachen durch Nürnberg und alles ist toll. Ich sehe das nicht so", sagte er. Mit Blick auf die jüngste Negativserie war der Sieg für Hecking nur das, was er tatsächlich war: ein "kleiner Schritt in die richtige Richtung."

Nürnberg - Wolfsburg: Daten zum Spiel