Ein Trainer, tausend Varianten

SPOX
21. Juli 201523:56
Wie stellt sich Pep Guardiola seine Wunschelf beim FC Bayern vor?getty
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Über die Notwendigkeit des Vidal-Transfers lässt sich streiten. Fakt ist aber, dass der FC Bayern München mit dem vielseitig einsetzbaren Chilenen noch mehr Variationsmöglichkeiten hat. Welche Systeme könnte Pep Guardiola spielen lassen und welche jeweiligen Spieler kommen dafür infrage? Vier mögliche Aufstellungsvarianten.

Variante 1: 4-3-3

In seiner ersten Saison beim FC Bayern ließ Guardiola fast ausschließlich mit Viererkette spielen. Lediglich im DFB-Pokalfinale gegen Dortmund verblüffte er mit der Umstellung auf eine Dreierkette.

Letzte Saison kam die Variante mit drei Mann in der letzten Linie häufiger zum Einsatz, die Viererkette mit zwei offensiven Außenverteidigern hat aber weiterhin Daseinsberechtigung in Guardiolas taktischen Überlegungen.

In der Innenverteidigung ist Jerome Boateng gesetzt, zudem sieht Guardiola Javi Martinez eher als Abwehrspieler. Für die Außenpositionen kommen Philipp Lahm, Rafinha und Sebastian Rode (rechts) sowie David Alaba und Juan Bernat auf links infrage. Als Alternative bietet sich Vidal an, der insbesondere in der chilenischen Nationalmannschaft schon häufiger eine defensive Rolle inne hatte.

4-3-3: Nicht unbedingt Guardiolas Lieblingssystem. Alonso bekleidet die Position vor der Abwehr. Thiago und Vidal komplettieren das Dreieck im Zentrum, wobei Thiago eher Achter und Vidal eher Zehner ist

Das 4-3-3 kann auch als 4-1-4-1 interpretiert werden, indem Xabi Alonso der einzige Sechser ist und Thiago und Vidal auf den Halbpositionen vor sich hat. Franck Ribery und Arjen Robben sind prinzipiell auf den Flügeln gesetzt, Neuzugang Douglas Costa und Mario Götze müssen sich erstmal hinten anstellen.

SPOX-Fünferkette: "Rummenigge macht sich angreifbar"

Da Ribery laut Guardiola den Saisonstart auf jeden Fall verpassen wird, könnte Costa die ersten Spiele machen, sollte Guardiola auf ein schnelles Angriffsspiel über die Außenbahnen setzen. Gegen tief stehende Gegner, die geduldiges Spiel erfordern, ist auch Götze mit seinen Möglichkeiten in engen Räumen eine gute Option. Auch Müller ist natürlich ein Kandidat, wurde zuletzt von Guardiola aber immer wieder als Stürmer bezeichnet.

Mit Thiago haben die Bayern einen der besten Passspieler Europas in ihren Reihen, der insbesondere nach dem Ballgewinn die drei tiefen Anspielpunkte Ribery, Robben und Lewandowski bedienen könnte. Mit Vidal, der bei Juventus oft als Zehner agiert hat, kommt eine vierte Anspielstation dazu. Er würde in der Grundformation ein Stück vor Thiago agieren.

Variante 1: 4-3-3

Variante 2: 3-4-3

Variante 3: 3-5-2

Variante 4: 4-4-2

Variante 2: 3-4-3

Gut möglich, dass das 3-4-3 Peps am häufigsten eingesetzte Ausrichtung wird, da sich mit dem vorhandenen Personal eine Variante mit Flügelstürmern und einer Raute im Mittelfeld wohl am ehesten anbietet.

Im Test gegen Inter ließ Guardiola bereits zeitweise in der Formation spielen, wobei Benatia in Abwesenheit von Martinez überraschenderweise den zentralen Part übernahm und nicht Boateng. Links könnte - auch, wenn alle Mann an Bord sind - Alaba verteidigen.

Alonso als alleiniger Abräumer und Mann für den Spielaufbau, Lahm und Thiago sollten in der Mittelfeldraute in der Optimalbesetzung gesetzt sein.

3-4-3: Ballsicherheit trifft Offensivpower! Im Optimalfall stürmen Robben, Ribery und Lewandowski. Vidal würde mit Götze um den Platz hinter den Spitzen konkurrierengetty

Mit Vidal haben die Münchner einen Neuzugang, der perfekt auf die Position hinter den Spitzen passt. Diesen Part könnte aber auch der klassische Zehner Götze oder in der wohl aggressivsten Auslegung des 3-4-3 auch Müller übernehmen.

Die Angriffsreihe stellt sich von selbst auf, sollten alle Spieler bei voller Gesundheit sein. An Ribery, Lewandowski und Robben führt dabei kein Weg vorbei. Alternativ können Costa, Müller - falls nicht eine Reihe weiter hinten gebraucht - und Götze die Flügel bespielen. Müller wäre auch eine Variante für die Spitze.

Variante 1: 4-3-3

Variante 2: 3-4-3

Variante 3: 3-5-2

Variante 4: 4-4-2

Variante 3: 3-5-2

Das System mit Dreierkette und Doppelspitze ist Peps "tragische" Formation der vergangenen Spielzeit. In Abwesenheit der Flügelzange Ribery/Robben setzte Pep das System in nur einer Hand voll Spielen ein - unter anderem bei den saisondefinierenden Pleiten im DFB Pokal gegen den BVB (1:3 n.E.) und im Hinspiel in der Königsklasse gegen Barcelona (0:3).

Doch wird der Katalane einen Teufel tun und die Finger vom 3-5-2 lassen, zumal die Niederlagen gegen Dortmund und Barcelona die einzigen Pleiten mit diesem System waren - und selbige keinesfalls einer mangelhaften Spielanlage geschuldet waren.

Im Sturm gab und gibt es dabei keine großartigen Überraschungen. Lewandowski und Müller sind in der Optimal-Formation gesetzt. Maximal möglich, dass Robben einen Überraschungsauftritt bekommen könnte.

Interessant: Trotz Doppelspitze erzielten die Münchner in Spielen im 3-5-2 relativ wenig Tore. Nimmt man das 7:1 Schützenfest gegen die Roma aus der Rechnung, gab's in den weiteren sechs Partien im Schnitt 1,33 Tore - insgesamt kamen die Münchner in der abgelaufenen Saison auf einen Schnitt von über zwei Treffern pro Spiel.

Im Mittelfeld hat Pep zwei Möglichkeiten, was die grundsätzliche Ausrichtung angeht. Die gedrungene Variante mit einer Art Doppelsechs, einem zentralen Ballverteiler und zwei Außenspielern - resultierend in einer Überlagerung der Zentrale für die totale Spielkontrolle. Oder die Variante mit einem einzelnen absichernden Sechser, zwei Achtern - im Prinzip das Mittelfeld aus dem klassischen 4-3-3 - und zwei Flügelspielern.

3-5-2: Neuzugang Vidal könnte mit Thiago vor Alonso das Mittelfeld beackern. Mit zwei Flügelspielern plus Doppelspitze kann Pep die volle Offensivpower aus Feld schickenspox

Vor allem mit Neuzugang Vidal, der sich auf der rechten Halbposition am wohlsten fühlen dürfte, könnte es unter dem Strich öfter in Richtung Variante zwei gehen.

Da mit der Ausnahme von einem Spiel im 3-5-2, in dem Schweinsteiger die alleinige Absicherung gab, Alonso immer auf der Sechs aufgeboten wurde, könnte er hinter Vidal und Thiago - der gesetzt sein wird, wenn er fit ist - den Ballverteiler geben. Mit Götze, Lahm, Alaba, Bernat, Höjbjerg, Rode, Kimmich und Gaudino ist die Liste der Rotationsmasse so lang wie hochkarätig.

Bei den Außenpositionen im Mittelfeld hat Guardiola Spielraum - den er in der abgelaufenen Saison auch ausgenutzt hat. Gegen die Mauermeister aus Köln besetzte der Katalane die Flügel mit Götze und Robben für mehr Durchschlagskraft im letzten Drittel. In den anderen Spielen durfte Bernat die linke Seite bespielen, sein Pendant auf rechts waren situationsabhängig neben Robben die eher defensiven Lahm oder Rafinha sowie Thiago.

Zum Problem könnte allerdings ein Ausfall von Alonso werden. Vidal, Rode oder Lahm sind keine Spieler für die alleinige Sechs vor der Abwehr, sie spielen bei Guardiola eher auf den Halbpositionen. Für Alonso gibt es somit in Person von Kimmich und Höjbjerg respektive Martinez nur recht unerfahrenen bzw. dort nicht eingeplanten Ersatz gibt.

Denn seinen Landsmann Martinez sieht Guardiola als zentralen Mann in der Dreierkette. Daneben gibt es an Boateng als optimale Besetzung nichts zu rütteln. Bei seinem Faible für Mittelfeldspieler dürfte Alaba als linker Verteidiger in Frage kommen und den sonst dort auflaufenden Benatia ersetzen - falls der Österreicher im Mittelfeld keinen Platz findet.

Variante 1: 4-3-3

Variante 2: 3-4-3

Variante 3: 3-5-2

Variante 4: 4-4-2

Variante: 4-4-2

Auch das klassische 4-4-2 war in der abgelaufenen Saison mehr als eine Verlegenheitslösung für Pep. Unter anderem bei den fulminanten Königsklassenauftritten gegen Schachtjor Donezk (7:0) und Porto (6:1) griff der Katalane auf ein Vierermittelfeld samt Doppelsturm zurück.

Personell interessant wird es vor allem im Mittelfeld, da eine Doppelsechs nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kam. Neben Kapitän Lahm kämen hierbei Alonso, Thiago, Alaba, Rode, Kimmich, Höjbjerg und auch Neuzugang Vidal in Frage.

Wahrscheinlich ist jedoch - wie bereits in der vergangenen Saison - die Variante mit einer Raute im Mittelfeld, wobei Lahm und Alaba dann aus dem Mittelfeld auf die Außenverteidiger-Positionen rücken würden. Diese Ausrichtung erlaubt Guardiola große Flexibilität in der gesamten Ausrichtung der Mannschaft. Mit Rode, Lahm oder Thiago haben Spieler die Außenpositionen gespielt, die mehr für Spielkontrolle und Ballsicherheit stehen, während gegen Donezk beispielsweise Ribery und Robben starteten und unglaublich viel Druck in der Hälfte des Gegners erzeugten.

4-4-2: Greift Pep auf das 4-4-2 zurück, ist die Raute im Mittelfeld am wahrscheinlichsten. Lahm und Alaba könnten dabei wieder in die Verteidigung rückenspox

Als alleiniger Sechser wäre Alonso der wahrscheinlichste Kandidat, alle anderen Varianten beispielsweise mit Thiago deutlich offensiver und riskanter. Allerdings wäre so auf der Zehn nur noch ein Platz für das Trio Thiago, Götze und Vidal frei. Hinter der Doppelspitze durfte Götze auf der Zehn mehrfach seine Paradeposition spielen und glänzen.

Oder Pep greift in die Trickkiste und überrascht mit unerwarteten Rochaden. Wie gegen die Hertha, als Götze nach rechts rückte, Robben den Zehner gab - und zum Sieg traf. Auch Ribery ließ Pep bereits in der ungewohnten Zentrale auflaufen.

Variante 1: 4-3-3

Variante 2: 3-4-3

Variante 3: 3-5-2

Variante 4: 4-4-2