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"Der Podolski kann ja nicht richtig reden"

Florian BognerSPOXOliver KucharskiSPOX
26. August 200912:09
Michael Böhm, Ulrich Raffeiner und Roman Bär (v.l.n.r.) gehören der ersten Generation am DFI anspox
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Es ist ein ehrgeiziges Projekt: Thomas Eglinski hat am Deutschen Fußball Internat in Marl-Sinsen 30 jugendliche Talente unter seine Fittiche genommen, die er im Bereich Fußball, Schule und Persönlichkeitsentwicklung voran bringen will. Das Ziel der Schüler: irgendwann Fußball-Profi sein.

Michael Böhm (17, Köln), Roman Bär (14, Niedersohren) und Ulrich Raffeiner (14, Burgeis/Italien) sind Teil der ersten Generation am DFI, die in den Sommerferien ins Internat gezogen ist und seit Montag in Nordrhein-Westfalen die Schulbank drückt.

Im Interview mit SPOX sprechen die drei Youngster über die ersten Erfahrungen am Internat, Probleme mit Freundinnen und TV-Interviews von Lukas Podolski.

SPOX: Hallo Jungs! Wie kommt man dazu, am Deutschen Fußball Internat dem Traum Profifußballer nachzujagen?

Michael Böhm: Also bei mir war das ein echter Zufall. Mein Opa hat mich an der Fußballschule hier in Marl zum Einzeltraining angemeldet. Dort wurde ich dann gefragt, ob ich nicht am Internat wohnen möchte. Ich war überrascht, aber es war ein super Gefühl.

Roman Bär: Mein Vater hat davon in der Sport Bild gelesen. Wir haben dann angerufen und ein Probewohnen ausgemacht. Mit Kaiserslautern, wo ich vorher gespielt habe, haben wir zudem auf einem Turnier gespielt, wo auch Schalke dabei war. Da haben wir dann mit dem Trainer gesprochen und er meinte, ich soll zum Probetraining vorbei kommen. Und dann haben sie mich genommen.

Ulrich Raffeiner: Ich komme aus Südtirol, bei uns in Italien gibt es so was wie das DFI gar nicht. Meine Mutter hat das Internat im Internet gefunden und mich gefragt, ob ich da hin möchte.

SPOX: In welchen Vereinen seid Ihr denn untergekommen und wo habt Ihr vorher gespielt?

Roman: Ich habe sechs Jahre beim 1. FC Kaiserslautern gespielt und bin jetzt bei Schalke 04 in der C-Jugend. Normalerweise spiele ich im Mittelfeld, rechts oder offensiv, jetzt bei Schalke auch als Rechtsverteidiger.

Ulrich: In Südtirol habe ich bei der SG Obervinschgau gespielt. Jetzt spiele ich bei der SpVgg Erkenschwick in der C1 in der Westfalenliga. Meine Position ist seit neuestem Rechtsverteidiger.

Michael: Ich spiele im offensiven Mittelfeld, links oder rechts. Angefangen habe ich beim SV Weiden, das hat sich dann kontinuierlich nach oben entwickelt. Zuletzt habe ich beim VfL Leverkusen gespielt. Seit ich am DFI bin, spiele ich mit der A-Jugend der SpVgg Erkenschwick in der Westfalenliga.

SPOX: Seit wann wohnt Ihr am Deutschen Fußball Internat?

Michael: Wir sind alle während der Sommerferien eingezogen. Ich war der vierte, der eingezogen ist. Die anderen kamen dann so nach und nach - und sind alle herzlich aufgenommen worden. Wir unternehmen viel zusammen, spielen Karten, Tischtennis, was man eben so macht. Außenseiter gibt es bei uns nicht.

SPOX: Das Internat zählt zum Start 30 Schüler. In welchem Alter?

Roman: Die meisten sind im Alter vom Ulrich und von mir, also zwischen 13 und 15. Es gibt noch ein paar Jüngere und drei, vier im Alter vom Michael, also 16 oder 17. Klar, nicht jeder ist sofort dein bester Freund, aber es gibt hier keinen, mit dem man nicht reden kann.

SPOX: Roman, für Euch ist vieles neu: Neue Wohnsituation, neue Schule, neuer Verein. Bist Du gut in der neuen Mannschaft aufgenommen worden?

Roman: Ich bin der einzige, der jetzt bei Schalke spielt. Das ist aber kein großes Problem. Die Mannschaft ist nett, hat mich gut aufgenommen. Es klappt ganz gut.

SPOX: Wird man als Mitglied des Deutschen Fußball Internats von Mitspielern vielleicht geschnitten? Gibt es Neid?

Michael: Im Gegenteil. Die anderen sind eher neugierig und fragen, wie das bei uns am Internat abläuft. Da ist niemand neidisch oder macht einen auf: 'Oh, die feinen Herren kommen vom Internat'. Da gibt's keinen Neid. Als die gehört haben, dass wir um 22 Uhr Bettruhe haben, haben die auch erstmal geschluckt.

Roman: Ob man jetzt im Internat wohnt oder noch bei den Eltern, ist doch egal. Deswegen spielt man ja nicht unbedingt besser oder schlechter.

SPOX: Der Zeitplan am DFI ist straff. Training am Morgen, Schule, Hausaufgabenbetreuung, Training am Nachmittag mit der Mannschaft oder am Internat. Wo bleibt da die Freizeit?

Ulrich: Wenn wir im Verein mal kein Training haben, dann trainieren wir manchmal nur morgens und haben nachmittags frei. Hier gibt es genügend Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Es gibt einen Raum mit Tischtennisplatte und einem Kicker, dazu können wir eigentlich immer auf den Fußballplatz oder auch in die Schwimmhalle. Es gibt auch eine Kegelbahn.

Roman: Fußballtennis ist auch sehr beliebt, in die Stadt dürfen wir natürlich auch. Es gibt einen Fahrdienst. Es gibt hier auf dem Gelände aber auch ein Kiosk.

Michael: (lacht) Da gibt's super Gyros mit Pommes!

SPOX: Das braucht man zwischendurch?

Roman: Klar. Bei so viel Training kann man auch mal zwischendurch was essen...

Michael: Nein, im Ernst: Natürlich gibt's hier Frühstück, Mittagessen und Abendessen in der Kantine. Und zum Thema Freizeit: Eltern oder Freunde dürfen jederzeit vorbeikommen, wenn das abgesprochen ist. Dann gehen wir eben mit denen in die Stadt.

Teil 2: Wie läuft das Training am DFI? Was ist mit der Freundin?

SPOX.com wird dem Deutschen Fußball Internat in Zukunft als Medienpartner zur Seite stehen und die Entwicklung der Schüler begleiten. Im Navigationsbereich Jugend finden Sie alle Themen zum Nachwuchsfußball und alle Storys rund um das DFI in Marl-Sinsen.

SPOX: Wie genau läuft das Training am DFI ab? Auf welche Schwerpunkte wird dabei geachtet?

Michael: Wir werden bei unseren Spielen im Verein von den DFI-Trainern beobachtet. Die achten ganz genau auf unsere Schwächen. An denen wird dann in den Trainingseinheiten am Internat gearbeitet. Es trainieren ja immer drei Trainer in drei Gruppen mit den Schülern. Das ist dann schon sehr individuell.

SPOX: Wie sind die Trainer am DFI so? Eher Klinsmann oder eher Magath?

Roman: Man wird hier auch mal hart angefasst und zur Sau gemacht. Man muss aber wissen, dass man damit nicht persönlich gemeint ist, sondern der Sportler. Auf der anderen Seite macht es auch viel Spaß. Vor allem wenn die Trainer Liegestützen machen müssen, weil wir das Tor getroffen haben (grinst).

SPOX

Ulrich: Das Training ist wirklich lustig, die Trainer bauen viele Späßchen ein. Manchmal ist auch mal der Ball schuld, wenn wir was verkehrt machen. Richtig sauer werden sie eigentlich nur, wenn wir zu spät kommen.

SPOX: Eine der drei Säulen am DFI ist neben Schule und Fußball die Persönlichkeitsentwicklung. Was heißt das konkret?

Michael: Wir machen zum Beispiel Interviewtraining. Wenn man sich mal Lukas Podolski anschaut - der kann ja nicht richtig reden. Wir sollen damit auch lernen, vor einer Gruppe richtig zu sprechen, nicht zu stammeln oder die ganze Zeit auf den Boden zu blicken.

Ulrich: Es geht ja nicht an, dass man als Profi keinen Satz raus bringt. Und selbst wenn wir nicht Profis werden sollten, kann man so was natürlich auch gut für ein Bewerbungsgespräch gebrauchen.

Roman: Am Anfang hat man sich unter dem Begriff ja so gut wie alles vorstellen können. Beim Probewohnen haben wir dann schon mal mit einer Kamera gearbeitet. Wir wurden dabei aufgenommen, wie wir uns vorgestellt haben. Thomas Eglinski hat uns auch als Reporter Fragen gestellt, auf die man sich nicht einstellen konnte.

SPOX: Zum Beispiel?

Roman: Er hat gesagt: 'Roman, elf Chancen vergeben und von den Fans ausgebuht - was denkst Du jetzt?' Und dann musste man sich ganz schnell eine Antwort überlegen.

SPOX: Die Antwort war?

Roman: (klingt wie ein Profi) Im Fußball ist alles sehr schnelllebig. Am nächsten Spieltag werde ich wieder treffen und dann werden die Fans auch wieder hinter mir stehen.

SPOX: Wie läuft das eigentlich, wenn man eine Freundin hat?

Michael: Das ist natürlich schwierig, aber nicht unmöglich. Ein Schüler war nur zwei, drei Tage hier, ist dann für drei Tage nach Hause gefahren und nicht mehr wieder gekommen. Er hatte Liebeskummer.

Roman: Die Freundin hat ihm zu viel Druck gemacht (lacht). Aber generell ist das kein Problem, eine Freundin zu haben. Man kann ja oft genug nach Hause fahren. Ein Schüler ist beispielsweise das letzte Wochenende bei seiner Freundin gewesen, das versteht man dann auch.

SPOX: Und wenn die Freundin ans DFI kommen will?

Roman: Wenn Mädchen uns besuchen wollen, dann müssen sie über 18 sein. Sonst geht das nur in Begleitung der Eltern.

SPOX: Michael, du wirst bald 18 - was ändert sich dann für Dich?

Michael: So viel ändert sich nicht. Ich darf dann Autofahren, klar. Aber hier am Internat gibt es Regeln, an die sich alle halten müssen - egal, ob man 18 ist, oder nicht.

Das Konzept des Deutschen Fußball Internats

SPOX.com wird dem Deutschen Fußball Internat in Zukunft als Medienpartner zur Seite stehen und die Entwicklung der Schüler begleiten. Im Navigationsbereich Jugend finden Sie alle Themen zum Nachwuchsfußball und alle Storys rund um das DFI in Marl-Sinsen.

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