Am Ende eines der schwierigsten Arbeitstage seiner Karriere wirkte Klaus Allofs gelassen und erleichtert zugleich. Keine Pfiffe hatte es gegen ihn gegeben und keinen Verlierer auf dem Platz obendrein - und das machte in erster Linie Allofs, den ehemaligen Manager von Werder Bremen, zum Gewinner.
"Jetzt ist es endlich Zeit, Normalität herzustellen", sagte der neue Wolfsburger Geschäftsführer nach dem gerechten 1:1 (0:1) seines VfL in einem rassigen Nordderby gegen jene Bremer Elf, die er zehn Tage zuvor auf so spektakuläre Weise verlassen hatte.
Die von Allofs so herbeigesehnte Normalität ist in beiden Vereinen derzeit allerdings tristes Mittelmaß; immerhin beiderseits mit einer Tendenz zum Ausbruch nach oben. "Wir haben nicht gewonnen, aber ich sehe unsere Leistung trotzdem sehr positiv. Wir sind zurückgekommen, haben uns nach Rückstand in das Spiel gekämpft. Das ist nach den zurückliegenden schweren Wochen keine Selbstverständlichkeit", sagte Allofs, dessen neuer Verein vor einigen Wochen noch Tabellenletzter war.
Sein Heimdebüt absolvierte er im dicken dunkelblauen Vereinsanorak mit dem ungewohnten Wolfsburger "W" auf der Brust - "emotional angespannt" wie üblich auf der Wechselbank, während sein Kompagnon der letzten 13 Jahre, Thomas Schaaf, als Werder-Trainer in vormals unüblicher Distanz an der Seitenlinie entlang tigerte.
Unordnung nach Platzverweis
Schaaf und seine Profis haderten am Ende vor allem mit Schiedsrichter Markus Schmidt aus Stuttgart, der ein Allerweltsfoul von Werders Defensivspieler Lukas Schmitz in der 62. Minute mit Gelb-Rot bestrafte. "Die spielentscheidende Szene" war das für Bremens starken Kapitän Aaron Hunt: "Bis dahin hatten wir Wolfsburg komplett im Griff." Stattdessen egalisierte VfL-Torjäger Bas Dost mit seinem von Diego und Vieirinha mustergültig vorbereiteten sechsten Saisontor (64.) noch in der Bremer Konfusion die von Marko Arnautovic markierte Werder-Führung (35.).
"Mit elf Mann hätten wir unsere Linie besser behalten", sagte Schaaf mit ein wenig Abstand und hatte da sicher bereits realisiert, dass der Gegner zweimal den Pfosten (27. und 34.) getroffen hatte und zudem zwei berechtigte Handelfmeter nicht zugesprochen bekam.
"Wir haben sieben Punkte in den letzten drei Spielen gemacht. Jetzt gewinnen wir in Mönchengladbach und gegen den HSV. Und dann sind wir wieder vorne dabei", sagte der erneut extrem torgefährliche Bas Dost. "Wir wollen nach oben", kündigte der vor Saisonbeginn aus Heerenveen gekommene Goalgetter (32 Tore in der letzten Saison in der niederländischen Eredivisie) an und meinte damit auch seinen persönlichen Weg in Richtung der Spitze der Torschützenliste.
Indirektes Lob für Felix Magath
"Ich bin doch nicht wegen zwei, drei Toren gekommen. Ich bekomme jetzt viele gute Bälle und werde deshalb noch viele Tore machen." Dost schob seinen aktuellen Aufwärtstrend auch zu einem Teil dem vor Monatsfrist gescheiterten Wolfsburger Alleinherrscher Felix Magath zu: "So fit wie jetzt war ich noch nie"
Im Moment freilich hängen Allofs, Dost und der VfL noch immer drei Punkte hinter dem Nordrivalen Werder - dessen mitgereiste gut 5.000 Fans skandierten mutig: "Wir sind die Nummer 1 im Norden" - im unteren Segment jenes Tabellenmittelfeldes zurück, das beide Teams möglichst zügig aufwärts verlassen wollen. "Die drei Punkte holen wir uns am Mittwoch in Mönchengladbach", erklärte der auch von Werder zum VfL gewechselte Manndecker Naldo.
Die Bremer aber könnten dann mit einem Heimsieg über Bayer Leverkusen ihren positiven Trend (11 Punkte aus sechs Spielen) des Herbst auch verbessern. Stürmer Nils Petersen, der sich wie all seine Teamgefährten an der Aller extrem beweglich und forsch offensiv präsentierte, sagte: "Diesmal mussten wir mit einem Punkt zufrieden sein, aber wir sind mutig und werden uns dafür auch noch belohnen."
Wolfsburg - Bremen: Daten zum Spiel
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