Der polnische Regierungschef Donald Tusk hat seinem Sportminister Miroslaw Drzewiecki im Konflikt mit dem Polnischen Fußball-Verband (PZPN) den Rücken gestärkt.
Er werde den harten Kurs des Ministers bei der Bekämpfung negativer Erscheinungen im Verband unterstützen, sagte Tusk in Warschau. Welchen Wert habe ein Fußball, wo "ein Dieb nach dem anderen kommt". Es sei besser, harte Entscheidungen zu treffen, um den Sport zu sanieren, so Tusk vor Journalisten im Parlament.
Nach Angaben der Zeitung "Polska" wollte die Regierung den Sportminister opfern, um Polens Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu retten.
Minister will auf Amt nicht verzichten
Auch der vom Gericht eingesetzte Verwalter des Polnischen Fußball-Verbandes, Robert Zawlocki, will trotz der Drohungen seitens des Weltverbandes FIFA nicht nachgeben. Er werde auf das Amt nicht verzichten, betonte Zawlocki vor Journalisten in Warschau.
Das Schiedsgericht habe ihn einberufen und nur dieses könne ihn abberufen, betonte der Rechtswissenschaftler. Das Vorgehen des PZPN sei ein "Hohn über das Gericht, die Rechtsordnung und die Fans", sagte Zawlocki. Die internationalen Fußball-Dachverbände wollten Polen "inakzeptable Standards" aufzwingen, kritisierte ein Mitarbeiter des Verwalters.
Drzewiecki bezeichnete die "Säuberung" des Sports von Korruption und Rechtsbruch vor dem parlamentarischen Sportausschuss in Warschau als seine Aufgabe. Er werde dabei "rücksichtslos" handeln, versicherte der Politiker der Regierungspartei Bürgerplattform (PO).
Ausschluss der National-Elf wird nicht befürchtet
Nach seiner Auffassung sollte es auch im Interesse von FIFA und UEFA liegen, dass der Polnische Fußballverband das Recht befolge. Deshalb fürchte er nicht, dass Polens Nationalmannschaft von den WM-Qualifikationsspielen ausgeschlossen werden könne, meinte Drzewiecki.
Auf seinen Antrag hin hatte am 29. September ein Gericht beim Polnischen Olympischen Komitee (PKOL) einen kommissarischen Verwalter beim PZPN eingesetzt. Dieser suspendierte die Verbandsführung.
Zwei Tage später forderte der FIFA-Präsident Joseph Blatter Polens Behörden auf, bis zum 6. Oktober den Verwalter abzuberufen und die alte PZPN-Spitze wiederherzustellen. Sonst seien die beiden nächsten WM- Qualifikationsspiele der polnischen Nationalelf gefährdet, warnte Blatter. Polen soll am 11. und 15. Oktober gegen Tschechien und die Slowakei spielen.
Drzewiecki bekräftigt Vorwürfe gegen Verband
Vor Parlamentariern wiederholte Drzewiecki seine Vorwürfe gegen den Fußballverband. Dieser habe rechtswidrig agiert und keinen wirksamen Kampf gegen die Korruption geführt. Drzewiecki wollte die Dokumente, die diese Unregelmäßigkeiten belegen sollen, der FIFA und UEFA zuschicken.
Wie die Zeitung "Dziennik" berichtete, erwäge die Regierung eine Beschwerde gegen FIFA und UEFA bei der Europäischen Kommission.
Um einen Ausweg aus der Krise zu finden, traf sich Drzewiecki mit einer PZPN-Delegation. Die Gespräche sollen am 3. Oktober fortgesetzt werden. Die meisten polnischen Medien unterstützen den harten Kurs des Sportministers gegen den Fußballverband und kritisieren die Einmischung der internationalen Dachorganisationen.
So arrogant wie die beiden Chefs von FIFA und UEFA habe sich gegenüber Polens Regierung sogar Wladimir Putin bislang nicht benommen, kommentierte "Dziennik".
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