Beim BVB wird fleißig gebastelt, Hamburg hofft auf einen 18-Jährigen. Und Hoffenheim erspäht doch noch eine kleine Chance auf den Gündogan-Deal. 18...
Die Vorbereitung für die kommende Bundesliga-Saison geht in die heiße Phase, jetzt sind auch alle WM-Fahrer wieder bei ihren Klubs. Aber wo stehen die Vereine? Wie ist der Stand der Personalplanungen? Wer sind bisher die Gewinner? 18 Klubs, 18 kurze Geschichten.

Bayern München: Der Satz gehörte in den letzten Jahren zur Vorbereitung der Bayern wie das obligatorische Teamfoto, hatte aber immer auch einen Hauch Understatement in sich: "Es wird ein holpriger Start in die Saison werden." Nach Jürgen Klinsmann kam mit Louis van Gaal der nächste neue Trainer, beide legten dann auch einen Fehlstart hin. Diesmal ist der Trainer die Konstante - aber die Mannschaft so zerpflückt wie selten zuvor.
Erst am Montag kehrten elf WM-Fahrer zurück, die Entwicklungsstände innerhalb der Mannschaft sind in drei, vier Level unterteilt. "Ab Montag dauert es noch sechs Wochen, bevor diese Spieler wieder aufgebaut sind", befürchtet van Gaal. Die Runde beginnt allerdings schon in drei Wochen. Gut möglich, dass der Start auch dieses Mal wieder daneben geht.

Schalke 04: Im ganzen Raul-Gewimmel ist die Auflage der Schalker Fan-Anleihe beinahe komplett in Vergessenheit geraten. Beim LIGA total! Cup aber wurden die Fans quasi mit der neuen Idee der Geldbeschaffung nur so bombardiert. Bandenwerbung im Stadion, Prospekte vor dem Stadion.
Das Motto: "Auf Schalke wird wieder Kohle gefördert." Am 31. Juli ging es los, bei einer Verzinsung von stattlichen 5,5 Prozent und sechs Jahren Laufzeit. Die Stückelung erfolgt in Anteilen zu 100, 500 oder symbolischen 1904 Euro. Klub-Boss Clemens Tönnies verspricht sich davon rund zehn Millionen Euro Einnahmen.

Werder Bremen: Thomas Schaaf probierte zuletzt ein neues Spielsystem, mit drei Stürmern. Im 4-3-3 durften Hugo Almeida und der überzeugende Marko Arnautovic auf den Flügeln ran, Claudio Pizarro als Stoßstürmer im Zentrum. Schaaf will noch flexibler und variabler werden. Die endgültige Lösung wird sich ihm allerdings erst offenbaren, wenn der für die linke Seite vorgesehene Marko Marin ins Team integriert ist.
Im Dreier-Mittelfeld dahinter herrscht da schon das große Gedränge: Mesut Özil, Torsten Frings und Philipp Bargfrede dürften gesetzt sein. Dann bliebe für die Nationalspieler Tim Borowski, Aaron Hunt oder Daniel Jensen nur die Bank. Sehr auffällig waren überdies noch die starken Leistungen von Zugang Felix Kroos in der Vorbereitung - der jüngere Bruder von Bayern-Star Toni war eigentlich zunächst "nur" für die zweite Mannschaft vorgesehen.

Bayer Leverkusen: Eren Derdiyok startete letzte Saison so richtig durch, erzielte zwölf Tore für Bayer und bildete mit Stefan Kießling eines der gefährlichsten Duos der Liga. Jetzt muss der Schweizer aber plötzlich um seinen Stammplatz bangen. Mit dem genesenen und in der Vorbereitung taufrischen Patrick Helmes und selbst in Zugang Nicolai Jörgensen ist Derdiyok große Konkurrenz erwachsen.
Jörgensen kommt aus der zweiten dänischen Liga und schnupperte schon am Platz neben Kießling im Sturm. Ein Bänderriss legt ihn jetzt aber drei Wochen lahm. Die Chance für Derdiyok, wieder etwas mehr Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Borussia Dortmund: Der Preis für den Heimwerker-König des Monats geht nach Dortmund. Wirklich neu ist die Idee mit Holzwänden als Banden ja nicht, die Gestaltung von Torwarttrainer Teddy de Beer lässt jedoch ungeahnte Talente erkennen. De Beer zimmerte zu Hause ein paar MDF-Platten zusammen, baute daraus eine fahrbare Wand.
Da wird jetzt in jeder Trainingseinheit von allen Seiten und aus allen Winkeln beschossen, die Abpraller sollen das Reaktionsvermögen der BVB-Keeper verbessern. Ein paar hundert Euro und einen Arbeitstag soll der Spaß gekostet haben. "Das war kein großes Ding", sagt de Beer. Und der sollte es wissen. Vor seiner Karriere als Bundesliga-Torhüter schloss er schließlich seine Lehre als Schreiner erfolgreich ab.

VfB Stuttgart: Die Mannschaft weilt derzeit im dritten und letzten Trainingslager, die WM-Fahrer und der genesene Kapitän Matthieu Delpierre kommen bald zurück. Aber die angestrebten Transfers lassen weiter auf sich warten. Wie schon in der letzten Sommerpause besticht der VfB nicht unbedingt durch schnelle, unkomplizierte Entscheidungen.
Die Hängepartien um Philipp Degen, Ibrahima Traore und Andre Ayew gehen in die nächste Runde, nur bei Degen zeichnet sich eine zeitnahe Einigung ab. Es fehlen demnach weiter die beiden von Trainer Christian Gross geforderten Außenbahnspieler im Mittelfeldbereich - die jetzt schon ohne eine Minute gemeinsamen Trainingslagers ins Team integriert werden müssen.
HSV bis Gladbach: Hier geht's zum zweiten Teil

Hamburger SV: Heung Min Son heißt der große Gewinner der Vorbereitung. Für Trainer Armin Veh ist er so etwas wie der Musterschüler: "Son kann mit 18 Jahren schon so viel wie andere Profis mit 30 Jahren nicht." Acht Tore in der Vorbereitung, damit hat er sich im internen Ranking hinter Ruud van Nistelrooy, Paulo Guerrero und Mladen Petric als Stürmer Nummer vier eingependelt. Noch vor WM-Teilnehmer und Rückkehrer Maxim Choupo-Moting, dem in Sachen Training der Gang zu den Amateuren droht.
Der HSV will jetzt den Vertrag des 18-Jährigen um drei weitere Jahre verlängern - dabei hatten die Hanseaten den laufenden Zweijahresvertrag erst vor kurzem abgeschlossen.

VfL Wolfsburg: Jetzt ist wohl endgültig Schluss. Nach dem medialen Machtwort von Dieter Hoeneß ("Wir haben den Bayern eine klare Absage erteilt!") wurde das Thema Edin Dzeko auch zwischen den beiden Parteien selbst bereinigt. Der Bosnier bleibt zumindest noch ein Jahr in Wolfsburg.
Nach der Saison geht dann das Theater wieder von vorne los, weil Dzeko auch 2011 bis zum 31. Mai für 40 Millionen Euro wechseln darf und weil zufällig gerade dann auch Miroslav Kloses Vertrag bei den Bayern auslaufen wird.

Mainz 05: Wie oft Jan Simak bei seinen vielen Stationen schon abgeschrieben war? Schwer zu sagen. Auch in Mainz setzt der Tscheche seine Berg- und Talfahrt fort. Diesmal aber geht's recht steil nach oben. In der Vorbereitung machte Simak bisher einen sehr guten Eindruck und hat im Spielmacherduell mit Andreas Ivanschitz die Nase vorn.
Nicht umsonst deutete Trainer Thomas Tuchel zuletzt an, Ivanschitz durchaus auch auf dem linken Flügel gut aufgehoben zu sehen. Allerdings ist da Lewis Holtby derzeit gesetzt, rechts wirbelt Andre Schürrle. Für Ivanschitz wird es also eng - weil Jan Simak mal wieder überrascht. Es sei denn, Tuchel stellt plötzlich auf 4-4-2 mit zwei Sechsern um. Dann hätten Ivanschitz und Simak schlechte Karten.

Eintracht Frankfurt: Das Karriereende stand quasi schon vor der Tür, zwei Jahre lang kämpfte sich Ioannis Amanatidis nach zwei Knorpelschäden wieder zurück an und mittlerweile auch ins Team. Im vorerst letzten Härtetest gegen den FC Chelsea (2:1) hielt das Knie und Amanatidis 60 Minuten lang ohne Schmerzen durch. Der Grieche ist definitiv wieder zurück und hat im Kampf um einen Platz im Eintracht-Sturm trotz der großen Konkurrenz gute Karten.
Wie Amanatidis selbst seine Chancen sieht, ob er Angst vor dem vorzeitigen Ende seiner Laufbahn hatte und was es mit seinem großen Selbstbewusstsein auf sich hat, lesen Sie im ausführlichen SPOX-Interview am Mittwoch.

1899 Hoffenheim: Das Engagement von Tomislav Maric bei 1899 Hoffenheim ist Geschichte. Der ehemalige Bundesligaspieler und Offensivtrainer der Kraichgauer löste seinen Vertrag "in beiderseitigem Einvernehmen" auf. Nachdem Hoffenheim den Ex-DFB-Trainer Marco Pezzaiuoli als Co-Trainer von Ralf Rangnick geholt hatte, war für Maric im Profi-Team kein Platz mehr.
Hoffenheim bot ihm daraufhin die Betreuung der B-Junioren an, die Maric aber ablehnte. "Es wäre möglich gewesen, ihn im Nachwuchsbereich einzubinden, wir verstehen aber selbstverständlich seinen Wunsch, außerhalb von 1899 Erfahrungen und neue Eindrücke zu sammeln und sich im Trainergeschäft zu etablieren", so Manager Ernst Tanner.

Borussia Mönchengladbach: Der Test gegen den FC Liverpool (1:0) war ein Fingerzeig für die Elf, die auch am ersten Spieltag gegen Nürnberg auflaufen werden. Auffällig: Mit Mo Idrissou stand nur ein Zugang in der Startelf. Der Rest rekrutierte sich aus Spielern, die auch letzte Saison schon Stammspieler oder auf dem Weg dorthin waren.
Womit auch schon ein wichtiges Kriterium erklärt ist: Die Borussia musste dieses Jahr keinen schmerzhaften Abgang verkraften, sondern hat sich punktuell verstärkt. Die zuletzt löchrige Abwehr (60 Gegentore in der letzten Saison, fünf in drei Testspielen) hat sich deutlich stabilisiert.
Köln bis St. Pauli: Hier geht's zum dritten Teil

1. FC Köln: Die Auftritte beim LIGA total! Cup gegen drittklassige Bayern (1:3 n.E.) und den HSV (0:3) waren schwach, die Defensive einige Male der Knackpunkt. Dabei war gerade dieser Mannschaftsteil in der letzten Saison eine der wenigen Konstanten. Immerhin hat Trainer Zvonimir Soldo in seinem 4-3-1-2 die defensive Mittelfeldformation gefunden.
Die beiden Zugänge Martin Lanig und Mato Jajalo sind neben Routinier Petit gesetzt. Ballsicherheit und viele kurze Pässe hat Soldo seiner Mannschaft verordnet - allerdings funktioniert diese neue, etwas offensivere Spielweise noch nicht so richtig. Trotz Taner Yalcin, der als Spielgestalter in Lukas Podolskis Abwesenheit bisher einen recht guten Job verrichtete.

SC Freiburg: Notstand im Sturm! Stefan Reisinger plagen muskuläre Probleme, Tommy Bechmann musste wegen Kniebeschwerden sogar aus dem Trainingslager in Schruns/Österreich abreisen. Diagnose: Bluterguss im Knie. Es bleiben noch die "Halb-Stürmer" Jonathan Jäger und Papiss Cisse.
Auf den Senegalesen konzentriert sich im 4-1-4-1-System derzeit fast alles. Ein hohes Risiko, das der SC auch nicht mal eben so auf dem Transfermarkt auffangen könnte. Es bleibt die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr der Verletzten - und dass Cisse weiter fit bleibt.

Hannover 96: Spätestens seit der aus deutscher Sicht ungemein harmonisch verlaufenden WM ist die Institution des Mannschaftsrats aus seinem Dörnröschenschlaf erwacht und hat etwas an Bedeutung gewonnen. Bei 96 wurde vor einigen Tagen ein neuer Mannschaftsrat gewählt. Steven Cherundolo, Altin Lala, Christian Schulz und Karim Haggui sind mit dabei - und völlig überraschend auch Jan Schlaudraff.
Galt der doch immer als Fehleinkauf und nicht unbedingt erster Ansprechpartner im Team. Aber in der Vorbereitung startete der von vielen Verletzungen geplagte Schlaudraff richtig durch und hat jetzt auch wieder gute Chancen auf einen Stammplatz.

1. FC Nürnberg: Ilkay Gündogan hat gerade zarte 22 Bundesligaspiele absolviert - und trotzdem hat 1899 Hoffenheim jetzt unglaubliche sieben Millionen Euro für den 19-Jährigen geboten. So viel wie noch nie für einen Club-Spieler. Zehn Millionen soll der Club verlangen, eine fast schon unverschämt hohe Forderung und blockt deshalb (noch) konsequent ab.
Was wie ein fester Entschluss aussieht, könnte durch ein besonderes Geschäft aber doch noch Realität werden: Der Club lässt Gündogan jetzt schon für die gebotene Summe nach Hoffenheim ziehen, der Spieler selbst wird aber noch ein Jahr in Nürnberg auf Leihbasis "geparkt". Immerhin steckt der Schüler nächstes Jahr mittendrin im Abi-Stress, weshalb unter anderem auch sein Vater wenig von einem räumlichen Wechsel und einem neuen Umfeld für seinen Sohn hält.

1. FC Kaiserslautern: Die letzte Personalie ist so gut wie geklärt: Von Bayer Leverkusens A-Junioren wechselt Thanos Petsos auf den Betzenberg. Der 19-Jährige soll auf Leihbasis kommen und kann im defensiven Mittelfeld oder rechts in der Viererkette eingesetzt werden.
Hierfür hat ihn Trainer Marco Kurz auch erkoren: Als Backup für den gesetzten Florian Dick auf der rechten Verteidigerposition. Petsos besitzt einen griechischen und einen deutschen Pass und durfte letzte Saison gegen Hannover schon ein paar Minuten Bundesliga-Luft schnuppern.

FC St. Pauli: Die Kapitänsfrage wabert durch den Klub, was insofern interessant ist, weil es diese Frage seit sieben Jahren schon nicht mehr gab und weil Trainer Holger Stanislawski seinen ersten Ansprechpartner im Team bestimmen wird. Seit 2003 ist Fabio Morena Kapitän bei St. Pauli, eine Institution. Jetzt wird der 30-Jährige sein Amt aber wohl niederlegen und zudem um seinen Stammplatz bangen müssen.
Marius Ebbers hat die besten Karten, Morena als Spielführer zu beerben, im Test gegen Santander (3:0) ersetzte Zugang Carlos Zambrano Morena in der Innenverteidigung. Noch will sich Stanislawski mit beiden Entscheidungen aber Zeit lassen. "Noch ist es nicht so weit."
Bayern bis BVB: Hier geht's zurück zum ersten Teil