Heiß wie Frittenfett

SPOXOTHER
12. September 201610:13
Für Gladbach beginnt die CL mit einem Spiel gegen Manchester Citygetty
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Vorhang auf für die Champions League. Die Bundesliga geht wieder mit vier Teams in den Wettbewerb. Wie präsentiert sich der FC Bayern unter Carlo Ancelotti in dessen Lieblingswettbewerb? Wird Gladbach wieder zum Stolperstein für Pep Guardiola? Reicht Dortmunds unfertiges Puzzle schon für Europa? Und überrascht Leverkusen in der Königsklasse?

FC Bayern München

Gruppenkonstellation: Irgendwie ist es langweilig, das Offensichtliche auszusprechen. Aber der FC Bayern ist immer Favorit auf den Gruppensieg - auch wenn mit Atletico ein Vorjahresfinalist im Rennen ist. Um in zwei Wochen mit einem guten Gefühl ins Vicente Calderon zu fahren, ist ein deutlicher Sieg im Heimspiel gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner aus Rostov Pflicht. Die Russen haben in der Qualifikation zwar Ajax Amsterdam aus dem Weg geräumt. Aber Bayern steht dann doch deutlich über dem niederländischen Vizemeister.

Aktuelle Form: Die Partie am Freitag auf Schalke hat die teilweise überzogenen Lobeshymnen nach dem Auftaktsieg gegen Bremen zumindest etwas gerade gerückt. Der Auftritt hat gezeigt: Die Bayern sind auch unter Ancelotti nicht unverwundbar. Vielleicht sogar eher zu schlagen als unter Guardiola, weil es weniger Dominanz im Bayern-Spiel gibt, dafür geht es stärker hin und her.

Was sonst noch los war: Die ersten Wochen unter Carlo Ancelotti waren von großer Harmonie geprägt. Dass in der Öffentlichkeit immer wieder Vergleiche zu Vorgänger Pep Guardiola gezogen werden und dieser dabei schlecht wegkommt, geht Bald-Wieder-Präsident Uli Hoeneß auf den Keks: "Den Vergleich zwischen Ancelotti als Good Guy und Guadiola als Bad Boy finde ich auf Deutsch gesagt ganz beschissen." Die Schwarz-Weiß-Malerei wirkte tatsächlich übertrieben. Fakt ist jedoch auch, dass sich bislang alle Spieler sehr positiv über die Stimmung im Team äußern. Und das ist ganz ohne Quervergleiche eine gute Basis.

Borussia Mönchengladbach

Gruppenkonstellation: Barca, ManCity und Celtic - viel schlimmer hätte es nicht kommen können. Im ersten Spiel gastieren die Fohlen bei den Citizens. Zwar hat das Team von Pep Guardiola beim Derbysieg gegen United die starke Frühform bestätigt, doch zwei Aspekte dürften Gladbach Hoffnung machen: In der Guardiolas Bayern-Ära sah die Elf vom Niederrhein gegen die Münchner immer gut aus. Zudem hatte man City auch in der Vorsaison zweimal am Rand der Niederlage. Das Hauptaugenmerk zum Punktesammeln wird auf den Partien gegen Celtic Mitte Oktober und Anfang November liegen. Bis dahin aber bereits ein paar Pünktchen auf dem Konto zu haben, könnte nicht schaden. Wieso nicht schon in Manchester?

Aktuelle Form: Bis zum Samstag stand ein Sahnestart. Starke Auftritte in der CL-Quali, im Pokal schadlos gehalten und eine überragende Leistung am ersten Spieltag gegen Leverkusen (2:1). Die Euphorie um die Fohlenelf war groß. Vor dem Beginn der Königsklasse gab es in Freiburg jedoch den ersten Dämpfer. Vor allem die fehlende Leidenschaft und Aggressivität bemängelte Schubert hinterher: "Die Analyse fällt einfach aus, weil die Basics gefehlt haben. Darüber müssen wir reden." An Einstellung dürfte es gegen City nicht fehlen. Wenn dann wieder jeder heiß wie Frittenfett ist, dürfte die Form stimmen.

Was sonst noch los war: Nach dem starken Saisonstart war bei der Borussia jeder happy. Beinahe. Mit Mo Dahoud schiebt der Shooting Star der Vorsaison nämlich Frust. Der 20-Jährige hatte auf Wunsch des Vereins auf Olympia verzichtet, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Doch in dieser findet er sich bislang auf der Bank wieder. Auf der Doppel-Sechs gibt Schubert Christoph Kramer und Tobias Strobl den Vorzug. Dahoud stand einzig im Pokal in der Startelf, in der Bundesliga saß er zweimal über 90 Minuten auf der Bank. Schubert sagt dazu: "Mo ist mit Sicherheit ein absoluter Top-Spieler. Aber er ist noch jung, und da gibt es eben Dinge, an denen er noch arbeiten muss."

Borussia Dortmund

Gruppenkonstellation: Nach einem Jahr Pause ist der BVB in der Königsklasse zurück und gleich geht's wieder gegen die Königlichen. Fast einen Klassiker nannte Trainer Thomas Tuchel das Duell mit den Spaniern. Der Titelverteidiger ist natürlich Favorit auf Platz eins, die Dortmunder auf Platz zwei. Allerdings ist bei Sporting Vorsicht geboten. Die Grün-Weißen sind vergangene Saison nur knapp am Titel vorbeigeschrammt und perfekt in diese Spielzeit gestartet. Der BVB sollte zum Auftakt beim Außenseiter in Warschau also nichts liegen lassen.

Aktuelle Form: Vier Pflichtspiele, zwei Siege, zwei Niederlagen. Der neu formierte BVB ist noch in der Findungsphase und noch nicht so stabil wie zu den besten Zeiten in der Vorsaison. Die Abgänge von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan können nicht im Handumdrehen kompensiert werden. Die Neuen haben ihre Klasse in Ansätzen (Ousmane Dembele) oder schon deutlicher (Andre Schürrle) gezeigt. An Tuchel ist es jetzt, das Puzzle zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Was sonst noch los war: Umbruch auf dem Platz und auch im Hintergrund wird fleißig an der Zukunft des BVBs gewerkelt. Die Internationalisierungsstrategie ist bei den Schwarz-Gelben ein wichtiger Teil der Agenda. Klar, dass das nicht allen Fans gefällt und einige eine Abkehr von den traditionellen Werten befürchten. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat dieser Aufgabe ein schönes Bild verpasst. Er fordert einen "Spagat zwischen Borsigplatz und Shanghai".

Bayer Leverkusen

Gruppenkonstellation: Es hätte schlimmer kommen können, es hätte aber auch besser laufen können. Mit ZSKA hat Bayer das leichteste Los aus Topf 1 gezogen, aber in Topf 3 und 4 lauerten kaum schwerere Gegner als Tottenham und Monaco. Beim Auftakt zuhause gegen die Russen steht Bayer quasi schon in der Pflicht, um sich für den weiteren Verlauf eine gute Ausgangsposition zu verschaffen und nicht früh unter Zugzwang zu geraten.

Aktuelle Form: Bis zur 70. Minute am 2. Spieltag gegen den HSV lief Bayer Gefahr, sich mit dem Wort Fehlstart auseinandersetzen zu müssen. Aber dann schlug die Stunde von Joel Pohjanpalo. Der Finne traf wie schon bei der Niederlage in Gladbach kurze Zeit nach seiner Einwechslung. Gegen den HSV legte er sogar noch zweimal nach und erzielte einen Hattrick. Bei Bayer ist zurzeit also alles Pohjanpalo. Die Frage ist nur, wie lange der Lauf des Finnen hält. Verlassen will man sich natürlich nicht auf ständige Joker-Tore, deshalb müssen auch die Kollegen an ihrer Effektivität arbeiten. Spielerisch konnte Bayer bisher ebenfalls nur phasenweise überzeugen.

Was sonst noch los war: Es war recht ruhig in den Sommermonaten bei Bayer. Die Hausaufgaben auf dem Transfermarkt wurden zum Großteil frühzeitig erledigt. Der Kader wurde mit Kevin Volland, Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic gut verstärkt. Trainer Roger Schmidt blickte äußerst optimistisch auf die neue Saison: "Das Jahr wird besser als die vergangenen zwei Jahre. Ich sehe unser bestes Jahr kommen." Reicht's in der CL für eine Überraschung?