Weltmeister Sebastian Vettel und Red Bull dominieren die Formel 1. Den größten Aufschwung aber verzeichnete Mercedes. Negativ fielen vor allem Fernando Alonso und Ferrari auf, die sich in Grabenkämpfe verstricken. McLaren beeindruckt dagegen mit Pannen und zerstört das eigene Renommee.
Tops:
Red Bull: Das Team von Sebastian Vettel ging mit dem größtmöglichen Selbstvertrauen in die Saison 2013: Dreifachweltmeister in der Fahrerwertung, Dreifachweltmeister in der Konstrukteurswertung und ein zum Ende des Jahres 2012 schlicht überlegenes Auto.
Dennoch haderte Red Bull in den ersten WM-Läufen. Die Reifen wollten nicht zum abtriebsstarken Auto passen. "Wenn man nur wegen der Reifen bis zu fünf Sekunden pro Runde verliert, dann hat das nicht viel mit dem Können des Fahrers und des Autos zu tun", regte sich Vettel nach dem China-GP auf.
Der Weltmeister aus Heppenheim liegt aktuell trotzdem meilenweit vor der Konkurrenz. In der Fahrerwertung trennen Vettel 38 Punkte vom Zweiten Kimi Räikkönen. In der Konstrukteurswertung liegt Red Bull sogar mit 69 Punkten Vorsprung an der Spitze. Das Team aus Milton Keynes holte in dieser Saison das Maximum heraus und profitierte dabei von der fehlenden Konstanz der Konkurrenz.
Selbst das harte und umstrittene Überholmanöver von Vettel gegen Mark Webber in Malaysia hat sich nicht negativ ausgewirkt. Vettel dominiert seinen Teamkollegen nach Belieben. Aktuell stellt sich die Frage, wer Vettel noch einholen soll. Eine Antwort drängt sich nicht auf.
Mercedes: Die Silberpfeile sind aktuell das einzige Team, das mit Red Bull mithalten kann. Endlich dreht das einzige deutsche Team auf: Die Silberpfeile liegen auf Platz zwei der Konstrukteurswertung. Ferrari? Lotus? McLaren? Teils weit abgeschlagen.
Die Schrecksaison 2013 hakte Mercedes frühzeitig ab, analysierte detailliert und nutzte die restlichen Rennen als besseres Testprogramm. Die Ingenieure konstruierten ein komplett neues Auto. Dass revolutionäre aerodynamische Entwicklungen ausblieben, dürfte dabei ein Erfolgsgeheimnis sein. Die Fortschritte verstecken sich unter der Verkleidung.
Beeindruckend ist zudem die Entwicklung, die das Team aus Brackley innerhalb weniger Rennen hinlegte. Neuzugang Lewis Hamilton schloss Siege in dieser Saison am Rande der Wintertests noch aus. Seit den illegalen Reifentests in Barcelona ist Mercedes aber ein dauerhafter Siegkandidat.
Drei von fünf Rennen gewannen Nico Rosberg und sein britischer Teamkollege seitdem. Nun keimen größere Hoffnungen. "Das Problem ist, dass man nicht gleichzeitig mit zwei Fahrern im gleichen Team Weltmeister werden kann", erklärte Teamchef Ross Brawn.
Das in der Breite wohl bestbesetzte Ingenieursteam der Formel 1 arbeitet schon jetzt auf Hochtouren am neuen Auto für die erste Saison mit V6-Turbomotoren. Bis dahin können sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton weiter im Siegen üben.
Kimi Räikkönen: Der Iceman strahlt. Regelmäßig schien der Finne zu Saisonbeginn seine Charakterkühle auf die empfindlichen Pirelli-Pneus zu übertragen. In Australien gelang Räikkönen prompt der Auftaktsieg - mit einem Stopp weniger.
Schläuche zur Umleitung der Kälte aus dem Cockpit in die Reifen blieben bis heute unentdeckt. Vielmehr ist Räikkönens Vorteil auf seine eigene Leistung zurückzuführen. Der 33-Jährige schafft mit seiner Fahrweise die Grundlage für seine Erfolge. Nicht umsonst kam Räikkönen nur in Malaysia hinter seinem schnellen Teamkollegen Romain Grosjean ins Ziel.
Durch seine Auftritte hat sich Räikkönen zum begehrtesten Fahrer im F1-Zirkus gemacht. Der Weltmeister von 2007 darf sich mittlerweile wohl aussuchen, ob er für Lotus, Ferrari oder Red Bull starten will. Drei der vier aktuellen Topteams buhlen um einen einzigen Fahrer: Eine luxuriösere Situation kann es für Räikkönen nicht geben.
Lotus: Das früher unter den Namen Benetton und Renault firmierende Weltmeisterteam kämpft noch immer mit durchwachsener Performance im Qualifying. Die Pace im Rennen ist dagegen bei hohen Temperaturen überwältigend.
Auch die Reifenänderungen haben das Team nicht zurückgeworfen. Stattdessen ist der Rennstall aus Enstone stärker als zuvor, weil auch Romain Grosjean plötzlich zum Sieganwärter mutiert - sofern er ein Rennen konzentriert beendet und sich keine Leichtsinnsfehler leistet.
Spannung: Auch wenn der Vorsprung von Sebastian Vettel und Red Bull in den WM-Wertungen beeindruckt, Langeweile kann der Formel 1 auch in dieser Saison kein Zuschauer vorwerfen.
Fünf verschiedene Fahrer aus vier unterschiedlichen Teams gewannen mindestens einen WM-Lauf. Selbst nach dem Qualifying ist die Prognose der Kräfteverhältnisse im Rennen für Experten und Ingenieure schwierig. Die siegreiche Taktik wird oft erst am Sonntag endgültig festgelegt.
Dass die Rennleitung die Rennaction nicht mehr auf die Goldwaage legt und Zweikämpfe milder bewertet als noch 2012, trägt zusätzlich zur Attraktivität bei. Rad-an-Rad-Duelle sind wieder gern gesehen, auch wenn sie durch den Einsatz von KERS und DRS noch immer selten sind.
Die Flops: Ferrari, Pirelli, Webber und Co.
Flops:
Ferrari: Nach Siegen in China und Barcelona für Vizeweltmeister Fernando Alonso begann Ferraris vorläufiger Abstieg. Obwohl die Scuderia wegen der Ungenauigkeiten des eigenen Windkanals in die frühere Toyota-Anlage nach Köln auswich, brachten die Updates nicht den erwünschten Erfolg. Nur zwei Podestplätze fuhr Ferrari in den letzten fünf Rennen ein.
Die fehlende Entwicklung gefährdet den Traum, nach 2007 die Weltmeisterschaft endlich wieder nach Italien zu holen. Frust macht sich breit. Fernando Alonso wünschte sich zum Geburtstag öffentlich ein anderes Auto und wurde mit einem Wechsel zu Red Bull in Verbindung gebracht.
Ein Psychotrick ist das Verhalten des Asturiers nicht. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo stauchte seinen Star am Telefon zusammen: "Dies ist der Moment, ruhig zu bleiben, Polemik zu vermeiden und Demut sowie Entschlossenheit zu zeigen." Dass die Worte des Grafen anschließend auf der Webseite der Scuderia ihren Weg an die Öffentlichkeit fanden, verdeutlicht den Graben zwischen Team und Fahrer.
Die Gerüchte um eine Rückkehr von Kimi Räikkönen dürften dem Spanier ebenso wenig schmecken, schließlich vertritt sein Team seit Jahren überzeugt die Einteilung der eigenen Piloten in zwei Klassen. Der Iceman als demütiger Nummer-2-Fahrer? Kaum vorstellbar.
Pirelli: Die Ereignisse der ersten Saisonrennen waren für Pirelli ein reines PR-Desaster: Kritik von allen Seiten, zu viele Boxenstopps beim Rennen in Barcelona, Sicherheitsrisiko durch platzende Pneus in Silverstone. Beim Entwurf der Slicks sind die Ingenieure über Ziel hinausgeschossen, auch weil sie die Gummis mit keinem aktuellen Auto testen konnten.
Die Mailänder haben lange versucht, keinem Team auf den Schlips zu treten. Zu stark war der Widerstand gegen Modifikationen nach den illegalen Reifentests mit Mercedes in Barcelona. Die Teams mit reifenschonenden Autos wollten ihren Vorteil nicht herschenken. Pirelli nahm Rücksicht und wurde erst durch die Reifenplatzer beim Großbritannien-GP erlöst.
Zwar waren weitere Negativschlagzeilen vorprogrammiert, die peinliche Situation konnte aber endlich bereinigt werden. Sicherheitsgründe erlaubten die Anpassung der Reifen. Am Nürburgring und in Ungarn boten die neuen Gummis Spannung ohne lästige Nebenerscheinungen. Trotzdem bleiben die Probleme noch lange in Erinnerung.
Mark Webber: Auch Sebastian Vettels langjähriger Teamkollege hatte in dieser Saison seine Probleme mit den Pirelli-Slicks. "In Monaco musste ich in Turn 3 anfangen, nach meinen Reifen zu schauen. Und ich habe gesehen, dass es bei Nico Rosberg genauso war", erzählte der Australier.
Obwohl sich Webbers Kritik inhaltlich nicht von Vettels unterschied, besteht im Ergebnis ein riesiger Unterschied. Der Deutsche führt seit dem zweiten Rennen die Fahrer-WM an, Webber fiel dagegen mehrmals auf Rang sechs zurück. Mit der Konstanz des Dreifachweltmeisters kann der 36-Jährige trotz seiner Routine nicht mithalten.
Zudem hat der Australier das Pech gepachtet. Mehrmals bremsten ihn technische Probleme, mehrmals arbeitete sein Team unkonzentriert. In China flog Webber während des Rennens der Reifen weg, in Deutschland kam es zum traurigen Höhepunkt, als sein umherspringendes Rad in der Box einen Kameramann verletzte.
Seine letzte F1-Saison vor dem Wechsel in die Langstreckenweltmeisterschaft WEC sollte für Webber ein glorreicher Abschied werden. Davon ist er weit entfernt. Während der Australier 2010 und 2011 je zehn Mal unter die ersten drei fuhr, schaffte er 2012 nur noch vier Besuche auf dem Podest. 2013 sind es bisher drei. Der Australier hat den perfekten Zeitpunkt für seinen Abgang deutlich verpasst.
McLaren: Nach Problemen in Puncto Zuverlässigkeit im Vorjahr, baute das englische Privatteam sein Auto im Winter komplett neu auf. Das Ergebnis war ein Schuss in den Ofen, der nebenbei die gesamte Küche zum Einsturz brachte.
Dabei begann das Jahr vielversprechend: Noch am ersten Tag der Wintertests fuhr Jenson Button absolute Bestzeit. Für McLarens Katastrophensaison bezeichnend: Die Leistung resultierte aus einem umgekehrt eingebauten Teil der Radaufhängung. Mit vollem Tank wäre das Auto dauerhaft über den Boden geschliffen.
In zehn Rennen haben Sergio Perez und Jenson Button lediglich 57 WM-Punkte gesammelt. Aktuell trennen McLaren in der Konstrukteurswertung 220 Zähler von Red Bull. Das Team aus Woking hat mittlerweile eingeräumt, sich bei der Konstruktion komplett verkalkuliert zu haben und baut das Auto teilweise auf das 2012er Modell zurück.
Sauber: Nico Hülkenberg war nach seinem Abschied von Force India der Geheimtipp für überraschend gute Ergebnisse. Sein Sauber-Team beeindruckte schließlich schon im Vorjahr mit guten Ergebnissen. An diese Leistungen sollte Hülkenberg anknüpfen.
Sauber stellte ihm dafür einen Dienstwagen mit radikal kleinen Seitenkästen zur Verfügung. Der geringere Luftwiderstand zahlte sich jedoch nicht aus. Das Auto ist nicht so schnell wie erhofft. Zudem stockte die Weiterentwicklung beim finanziell angeschlagenen Team aus der Schweiz.
Für Hülkenberg ist die Situation bisher kein riesiges Problem. Teamkollege Esteban Gutierrez hat der Emmericher locker im Griff. Um endlich den Sprung aufs Podest zu schaffen oder gar um Siege mitzufahren, muss Hülkenberg allerdings bei seinem nächsten Vertrag ein glücklicheres Händchen haben.
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