Nach der Sommerpause bringen alle Formel-1-Teams zum Großen Preis von Belgien (alle Sessions im LIVE-TICKER) neue Teile mit. Den größten Umbau vollzieht Lotus: Das Team von Kimi Räikkönen verlängerte in den letzten Wochen kurzerhand den Radstand, um Weltmeister Sebastian Vettel die Titelverteidigung noch streitig zu machen. Doch auch Mercedes und Ferrari wollen ein Wort mitreden. Red Bull sucht derweil die Vorentscheidung.
Dass Kimi Räikkönen kein Freund großer Worte ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Geht es um den Belgien-GP taut der Iceman jedoch auf. "Ich wette jeder Fahrer mag Spa und ich habe sehr gute Erinnerungen", sagte der Finne und schwärmte von seiner absoluten Lieblingsstrecke: "Für mich ist es die beste Rennstrecke der Welt. Ein ähnliches Gefühl bekommt man nirgendwo sonst."
Räikkönen ist nicht der einzige begeisterte Pilot. Auch Vizeweltmeister Fernando Alonso freute sich zuletzt auf den Vergnügungspark Ardennen-Achterbahn: "Eine Runde in Spa ist wie 20 Runden auf einem anderen Kurs, was den Spaß und die Adrenalinausschüttung angeht", erklärte der spanische Ferrari-Pilot. Allerdings gewann Alonso in seiner gesamten Karriere noch keinen einzigen Belgien-GP.
Anders Räikkönen: Der Finne siegte auf McLaren und Ferrari bereits viermal in Spa-Francorchamps. Sebastian Vettel, Jenson Button, Felipe Massa und Lewis Hamilton gelang jeweils nur ein Sieg. Nach dem Auftakt in Melbourne soll für Räikkönen nun der zweite Triumph in dieser Saison her. Der 33-jährige "King of Spa" bekommt dafür von Lotus eine Stretch-Version seines E21.
Kimi Räikkönen bekommt längeren Lotus
Nach "Auto Motor und Sport"-Informationen hat das Team aus Enstone in den letzten Wochen das Auto massiv verändert. Der Radstand wurde nach vorne um zehn Zentimeter verlängert. Um den Abstand vom Frontflügel zu den Reifen einzuhalten, musste dafür auch die Nase weiter nach vorn.
"Der längere Radstand hat nichts mit den neuen Pirelli-Reifen zu tun", beruhigte Chefingenieur Alan Permane. Allerdings verlagert die Dehnung des Autos den Schwerpunkt nach hinten. So könnte das Team das Graining an der Vorderachse noch besser in den Griff bekommen. Dafür muss allerdings der Luftstrom zu den Seitenkästen komplett angepasst werden.
Mercedes: Ruhige Attacke
Solche Schwierigkeiten hat Mercedes nicht mehr. Statt 2013 als Übergangssaison abzuhaken, wollen die Silberpfeile attackieren. Nach dem verhaltenen Saisonstart fuhr das Team aus Brackley in den letzten Rennen auf einem Niveau mit dem Weltmeisterteam Red Bull.
"Wenn wir vor einem halben Jahr über Titelchancen in der Fahrer- oder Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gesprochen hätten, wäre es absolut verrückt gewesen", erklärte Motorsportdirektor Toto Wolff: "Wir sind gerade mal bei der Halbzeit und da von Titeln zu reden - wenn man berücksichtigt, woher wir kommen - wäre schlicht und einfach vermessen. Es ist zu früh, um auf ein großes Ziel zu schielen."
Helmut Marko: "Wir nehmen Mercedes sehr ernst"
Die Konkurrenz ist dennoch gewarnt. "Wir nehmen Mercedes sehr ernst", räumte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko gegenüber "Auto Bild" ein: "Im letzten Jahr waren wir nach der Sommerpause 44 Punkte hinter Alonso und wurden am Ende dennoch Weltmeister. Das zeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können."
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Aktuell trennen Hamilton 48 Zähler vom Führenden Sebastian Vettel, Rosberg hat 40 weitere Zähler Rückstand. Marko geht deshalb davon aus, dass bei Mercedes nun nur noch für einen Fahrer gearbeitet wird: "Jetzt ist ihre Chance und sie werden alles auf Hamilton setzen."
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Belgien kommt den Silberpfeilen entgegen. Der 7,004 Kilometer lange Circuit de Spa-Francorchamps ist nach der Strecke in Monza der zweitschnellste Kurs des Jahres. Die Piloten geben 72 Prozent einer Runde Vollgas und durchfahren 11 von 14 Kurven mindestens im vierten Gang. "Das Layout und die Charakteristik der Strecke sollten unserem Auto liegen", bestätigte Nico Rosberg.
Nach der crashfreudigen La Source stehen die Piloten zudem mehr als 23 Sekunden auf dem Gaspedal, während sie die berühmte Links-Rechts-Kombination Eau Rouge mit über 300 Stundenkilometern durchfahren. Bei Trockenheit gibt es auf keiner anderen Strecke im Formel-1-Kalender eine längere Passage ohne Bremsmanöver.
Meteorologen prognostizieren Regen
Allerdings droht auch 2013 das typische Ardennenwetter: Am Freitag soll es zwar trocken bleiben, in der Nacht kommt jedoch eine breite Schlechtwetterfront aus Großbritannien. Kälte und Regen scheinen für Samstag und Sonntag programmiert.
Tiefe Temperaturen störten Mercedes eigentlich noch nie. Zudem hat das Team in der Sommerpause den W04 trotz zweiwöchiger Zwangsferien nochmals weiterentwickelt. "Wir haben ein einzigartiges, an das Spa-Layout angepasstes Aerodynamik-Paket", erklärte Teamchef Ross Brawn. Updates hat jedoch jedes Team eingeplant.
Lotus wird das in Silverstone im Rennen eingesetzte DRD nochmals testen und erhofft sich einen Zeitgewinn von drei Zehntelsekunden pro Runde. Ferrari versucht derweil mit sportlichen Erfolgen von den Gerüchten um die Fahrerpaarung 2014 abzulenken. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um so zu reagieren, wie man es von Ferrari gewohnt ist", sagte Teamchef Stefano Domenicali.
Nur der Vorsprung zählt für Red Bull
Die WM-Führenden bauen dagegen auf die Stärke ihres stark erblondeten Weltmeisters, der mit seiner neuen Haarfarbe plötzlich seinem finnischen Physiotherapeuten Heikki Huovinen ähnelt.
"Es ist bekannt, dass Sebastian extrem stark aus der Sommerpause zurückkommt und in der letzten Saisonhälfte fähig ist, noch mal eine Schippe draufzulegen", sagte Helmut Marko der "Sport Bild": "Wir werden in jedem der letzten neun Rennen neue Teile bringen."
Siege in Spa und Monza sind für Red Bull deshalb keine Pflicht. Lediglich der Vorsprung in der WM soll vor der Asien-Tour verteidigt werden. "Wenn Vettel auch nach diesen beiden Rennen einen Vorsprung hat, ist die WM vorentschieden", erklärte Marko überzeugt: "Denn dann kommen die Red-Bull-Strecken."
Sein Landsmann Niki Lauda sieht die Situation ähnlich. "Wir müssen deshalb auf den Rennstrecken zubeißen, wo Red Bull nicht ganz so gut ist", erklärte der Mercedes-Aufsichtsratschef bei "Auto Motor und Sport". Die erste Gelegenheit ist Spa.
Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM
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