Mercedes mit "Geschwafel sondergleichen"

Alexander Maack
29. Mai 201312:07
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko wettert gegen das Vorgehen der silbernen Konkurrenzgetty
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Red Bull ist nach dem Reifentest von Mercedes vor dem Großen Preis von Monaco immer noch verärgert. Motorsportdirektor Helmut Marko lobte Sieger Nico Rosberg zwar im hauseigenen Sender "Servus TV". Er nutzte die Gelegenheit aber vor allem, um gegen das Vorgehen der silbernen Konkurrenz zu wettern.

"Es gibt das sportliche Reglement, das ganz klar über das Jahr das Testen regelt. Da steht einmal: Keine Tests vom Beginn der Rennen bis zum 31. Dezember", erklärte der promovierte Jurist in der Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7". Als Red Bull am Samstagabend von den durch Mercedes und Pirelli nach dem Spanien-GP in Barcelona durchgeführten Tests erfuhr, habe er sich deshalb zuerst mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh und Ferrari beraten. Danach sei die Entscheidung gefallen, bei der Rennleitung zu protestieren.

"Nicht gegen den Sieg in Monaco! Wir haben bewusst den Protest vor dem Rennen eingelegt, damit es nicht heißt, dass wir etwas dagegen unternehmen, weil die gewinnen", betonte der 70-jährige Österreicher: "Unser Protest geht gegen das Testverhalten, nicht gegen den Sieg von Nico Rosberg. Der ist ganz klar anerkannt. Das war eine tolle Leistung."

"Vorteil ist eklatant"

Womit sich Red Bull nicht anfreunden kann, ist der Vorteil, den Mercedes aus dem dreitägigen Test zog. Schon in Monaco hätten sich die gewonnenen Erkenntnisse ausgewirkt: "Der Mercedes hatte immer nach fünf bis zehn Runden keinen Grip auf den Hinterrädern, aber in Monte Carlo fuhren sie mit einer Traktion aus den Kehren, da konnten wir nur voll Neid zuschauen. Der Vorteil ist ganz eklatant."

Insbesondere der Termin auf dem Circuit de Catalunya habe den Silberpfeilen geholfen, weil sie Daten aus dem Rennen mit denen bei den Testfahrten in der Folgewoche abgleichen konnten, erklärte Marko bezüglich der 1000 zusätzlichen Kilometer: "Dort, wo man geschwächelt hat, sieht man es genau, und man kann die ganzen Verbesserungen dezidiert einleiten und messen. Das war sicher ein großer Vorteil."

Dass Mercedes sich nach Bekanntwerden der Tests auf den Standpunkt zurückzog, es habe sich um Probefahrten der künftigen Pirelli-Slicks gehandelt, lässt der frühere Rennfahrer ebenso nicht durchgehen. "Bei einem simplen Reifentest kommt vielleicht einen Tag der Topfahrer und dann wird der Ersatzfahrer geschickt", so Marko: "Aber es waren ja Rosberg und Hamilton dort. Man war also bewusst dort und hat das Maximum aus den drei Testtagen herausgeholt."

"Geschwafel sondergleichen"

Deshalb seien die Erklärungsversuche von Aufsichtsratschef Niki Lauda, Motorsportdirektor Toto Wolff und Teamchef Ross Brawn "Geschwafel sondergleichen", erklärte Marko. Mercedes habe schon jetzt einen Vorteil für den nächsten Grand Prix in Kanada am 9. Juni.

Pirelli hatte zuvor erklärt, dass dies unmöglich sei, weil zu 90 Prozent Reifen der 2014er Spezifikationen gefahren wurden. "Die wissen genau, wie viel Grad weniger der neue Reifen auf der Hinterachse hat. Das sind fünf bis sechs Grad", erklärte der Motorsportberater über Mercedes. Deshalb hätten die Ingenieure durch eigene Messungen genau herausfinden können, welche der Mischungen für das Rennen in Montreal gedacht sind.

Immerhin bestätigte Helmut Marko, dass auch Red Bull ein Angebot zum Testen bekommen habe. "Wir haben uns die Regeln angeschaut und gesagt: 'Nein, das kommt für uns nicht in Frage, weil es reglementwidrig ist und wir als WM-Führender so etwas nicht riskieren'", erklärte der Österreicher, der nun Konsequenzen seitens des Automobilweltverbandes FIA erwartet.

Red Bull fordert ein, selbst testen zu können, um das Wissen über die Reifen anzugleichen. Dies könnte aber frühestens nach dem Rennen in Silverstone geschehen. Der Große Preis von England findet erst am 30. Juni statt. "Das ist dann aber auch eine Kostenfrage. So ein Test kostet ja fast eine Million Euro", erklärte der Österreicher die Probleme.

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