Vor dem Saisonauftakt der Formel 1 in Australien versucht Ferrari die Erwartungen zu senken. Zwar sei das neue Auto besser als im letzten Jahr, dennoch wäre Teamchef Stefano Domenicali schon mit einem Podestplatz zufrieden.
"Wir sollten nicht vergessen, dass wir am Ende des letzten Jahres sieben bis acht Zehntel hinter unseren Rivalen lagen", erklärte Vizeweltmeister Fernando Alonso angesichts des Saisonauftakts am 17. März: "Wir werden in Melbourne nicht die Schnellsten sein, aber wir werden nicht 1,6 Sekunden hinten sein, wie im letzten Jahr."
Auch Ferraris Teamchef Stefano Domenicali glaubt nicht, dass Ferrari weitere Konkurrenten im Entwicklungsrennen überholt hat. "Ich erwarte, dass die Teams, die (beim letzten Rennen 2012, Anm. d. Red) in Sao Paulo vorne waren, das auch in Melbourne wiederholen - wahrscheinlich mit einem geringeren Vorsprung", erklärte der 47-Jährige. Er strebe deshalb einen Podestplatz beim ersten Rennen an.
Keine frühen Rückschlüsse
Eine Platzierung in den ersten Startreihen wäre dafür die beste Voraussetzung. Doch Domenicali versucht den Druck zu senken: "Nach dem ersten Qualifying Rückschlüsse zu ziehen, wäre voreilig, weil es nur der Anfang einer langen Reise ist, die im November endet."
Der Grund für die verhaltenen Ansprüche der Italiener dürfte in den Ergebnissen der Wintertests begründet sein. Zwar reihte sich Alonso am letzten Tag in Barcelona mit der zweitschnellsten Zeit hinter Nico Rosberg im Mercedes ein, doch über die Leistungsfähigkeit der anderen Teams herrscht in Maranello offenbar noch Unklarheit.
"Unmöglich, die Konkurrenz zu beurteilen"
"Es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, die Konkurrenz zu beurteilen", sagte Alonso und wählte einen ungewöhnlichen Vergleich: "Selbst Barca kann durch das Training nicht wissen, ob sie ihr Spiel am Sonntag gewinnen."
Allerdings ist die Vorbereitung in der Formel 1 deutlich wichtiger als im Fußball. Die Grundlagen für den Erfolg während der Saison werden bei der Entwicklung der neuen Boliden im Windkanal gelegt. Da die hauseigene Anlage in Maranello zuletzt fehlerhafte Daten ausgab, verlegte Ferrari die Entwicklungsarbeit im Winter nach Köln und nutzte dort den Kanal des früheren Toyota-Teams.
Die Entscheidung hat sich ausgezahlt. "Wir sind im Vergleich mit den Vorjahren auf dem richtigen Weg", erklärte Teamchef Domenicali. Auch Chefdesigner Nikolas Tombazis ist mit den Fortschritten zufrieden: "Die ganzen frischen Entwicklungen haben so eingeschlagen, wie wir uns das erhofft hatten."
Anfang des letzten Jahres lag Ferrari deutlich hinter den Top-Teams zurück, weil sich das Auto auf der Strecke nicht so verhielt, wie es die Ingenieure im Windkanal prognostiziert hatten. Dass sich dies wiederholt, glaubt Tombazis nach der gelungenen Vorbereitung nicht: "Ich könnte nicht behaupten, dass wir größere Schwierigkeiten gehabt hätten." Für den Kampf um die WM-Titel sollte Ferrari somit besser aufgestellt sein als 2012.
Entscheidender WM-Faktor
Neben der Form zum Saisonauftakt hat Tombazis allerdings eine weitere Aufgabe erkannt, die für das Abschneiden am Ende der Saison entscheidend sein könnte. "Wer nicht auf hohem Niveau beginnt und einen überdurchschnittlichen Entwicklungs-Rhythmus halten kann, der darf sich keine Titelhoffnungen machen", sagte der 44-Jährige.
Dieser Einschätzung pflichtet Teamchef Domenicali bei und sieht darin einen weiteren Vorteil für Ferrari. "Je kleiner das Team, desto intensiver und früher müssen sie ihre Ressourcen in das neue Projekt verlagern", sagte der Italiener angesichts des neuen Reglements der Saison 2014. In der nächsten Saison werden die bisherigen V8-Motoren durch V6-Turbo-Aggregate ersetzt. Weil diese kompakter sind, werden große aerodynamische Änderungen nötig.
"Wir reden über ein Auto, das vollkommen anders als das ist, was wir bisher gesehen haben. Es besteht das Risiko, den Anschluss zu verpassen", erklärte Domenicali. Die finanzkräftigen Top-Teams werden deshalb mit zwei verschiedenen Teams entwickeln, während die unterlegenen Teams wahrscheinlich frühzeitig ihre Überlegungen auf die Neukonstruktion beschränken werden.
Die Formel-1-Termine 2013
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