Kommentar zum Davis Cup: Das große Wirrwarr im Welttennis

Juan Martin del Potro umarmt die Davis-Cup-Trophäe
© getty

Als David Haggerty, der Präsident des Tennis-Weltverbands ITF, kürzlich seinen Plan für einen neuen Davis Cup (namens World Cup of Nations) vorstellte, der ja mit Davis Cup in Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat, wurde auch ein interessantes Detail bekannt.

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Die Investorengruppe Kosmos - unter Direktion des Profifußballer Gerard Picque - hatte zuvor auch mit der Herren-Profigewerkschaft ATP über ein solches Projekt verhandelt, aber keine Einigung erzielt.

Was wiederum in der hierarchisch zerfledderten Tennis-Landschaft zu der fast logischen, indes irrwitzigen Konsequenz führt, dass jetzt zwei nicht wirklich sinnvolle Initiativen in einen Konkurrenzkampf gehen. Denn ATP-Boss Chris Kermode hat nun verkündet, dass seine Organisation keineswegs ihre Pläne für einen einwöchigen World Team Cup aufgeben wolle - und beabsichtige, diesen Showevent zusammen mit Tennis Australia in der ersten Turnierwoche des Jahres an den Start zu bringen.

Erste Woche, war da nicht was? Genau: Der Hopman Cup, bisher noch von ITF und Tennis Australia geleitet. Ein gut etablierter Showwettkampf, zuweilen liebevoll überhöht als inoffizielle WM der gemischten Doppel.

Nun wird von einem Wettlauf gegen die Zeit gesprochen, und zwar von einem Wettkampf, wer sein Projekt als erstes vertragsdicht fixieren könne. In Wahrheit braucht niemand dieses Rennen, niemand braucht im November das Nationenturnier der ITF irgendwo staatsfinanziert in Asien, und niemand braucht in der ersten Saisonwoche den einst friedlich und verdient entschlafenen World Team Cup als Ersatz für den funktionierenden Hopman Cup.

Befremdlich wirkt ja hier - wie auch beim ITF-Vorschlag zur Davis-Cup-Reform -, dass das Frauentennis komplett ausgeblendet und ignoriert wird.

Tennis Australia im Zwielicht

Besonders dubios ist die Rolle des australischen Tennisverbands. Es wirkt inzwischen so, dass Tennis Australia sich an jedem nur denkbaren Kommerzprojekt beteiligt - nachdem schon die Australian Open, der ehemalige Happy Slam, in eine gierige Geldmaschine verwandelt worden sind.

Tennis Australia ist am Laver Cup beteiligt, der in einem eindeutigen Rivalitätsverhältnis zum Davis Cup steht. Tennis Australia ist als eine der vier Grand-Slam-Nationen wesentlich in den Entscheidungsprozess zu den Davis-Cup-Reformen integriert - der jüngst im Haggerty-Papier zu einem Bedeutungsverlust des Nationenwettbewerbs führte.

Und Tennis Australia will nun auch Partner der ATP beim World Team Cup sein, dem nächsten Teamwettbewerb im Welttennis. Käme es dazu, würde die Saison mit dem World Cup of Nations im November enden und mit dem World Team Cup in der nächsten Spielzeit beginnen - soweit ohne jede Idee für die Zukunft des Fed Cup. Welch ein Wirrwarr.

Wer soll und kann das als Fortschritt fürs Tennis begreifen?

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