Griechenlands große Tennishoffnung

Von Florian Heer
Stefanos Tsitsipas
© Florian Heer

Stefanos Tsitsipas war die Nummer eins bei den Junioren. Nun will der Grieche bei den Profis durchstarten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sie gehören zu den wohl aktuell heißesten Spielern im Herrentennis, zumindest abseits der Top 10. Die ATP vermarktet sie seit fast genau einem Jahr mit einer eigenen Kampagne und hat ihnen sogar einen eigenen Wettbewerb geschaffen, welcher im November mit einem großen Finale der besten sieben Spieler des Jahres plus Wildcard in Mailand seinen Höhepunkt erreichen soll. Die Rede ist von den #NextGenATP Stars.

Hierzu zählen die besten Spieler im Alter von 21 Jahren und jünger. Einige von ihnen haben sich bereits einen Namen auch außerhalb der Tennis-Expertenszene gemacht. Allen voran natürlich Alexander Zverev, der allerdings als Weltranglisten-Achter bereits zur "Now-Generation" gezählt werden dürfte.

Dahinter allerdings reihen sich eine Vielzahl von interessanten jungen Spielern auf, wovon einige wohl in Zukunft mit dem 20-jährigen Deutschen auch um größere Titel wetteifern werden. Mit Stefanos Tsitsipas gastiert einer von ihnen in dieser Woche im slowenischen Portoroz, wo er im Hauptfeld des mit 43.000 Euro dotierten ATP-Challenger-Turniers steht.

"Es ist ein toller Ort hier, nur das Wetter könnte etwas ausgewogener sein", seufzt der 18-jährige Grieche nach seinem Erstrundensieg in glühender Nachmittagshitze gegen den gleichaltrigen Australier Alex der Minaur.

Training mit Papa und Patrick

Tsitsipas wird von seinem Vater Apostolos trainiert, wenn er nicht gerade in seiner Stammakademie beim französischen Star-Coach Patrick Mouratoglou in Nizza weilt.

"Die Trainingsbedingungen in Südfrankreich sind fantastisch. Man findet dort immer gute Hitting-Partner vor, und ich habe auch einen eigenen Privatcoach. Patrick selbst ist auch oft anwesend und gibt einem wertvolle Tennistipps. Ich habe absolut nichts zu beanstanden dort. Das ist auch der Grund, warum ich den Ort ausgewählt habe."

Tsitsipas' harte Trainingseinheiten in der Akademie haben sich bereits ausgezahlt. Die ehemalige Nummer eins im Juniorenranking stand zweimal im Finale des prestigeträchtigen Orange Bowls und nahm an allen vier Grand-Slam-Turnieren teil. Im letzten Jahr gewann er an der Seite von Kenneth Raisma den Doppeltitel in der Jugendkonkurrenz in Wimbledon und wurde somit zum ersten griechischen Tennisspieler in der Open Era, der einen Grand-Slam-Titel erringen konnte.

Tsitsipas, der im Alter von drei Jahren in Athen begann Tennis zu spielen, hat nun auch den Sprung auf die Seniortour erfolgreich vollzogen. Genau der Schritt, welcher als besonders schwierig gilt. Bereits 2015 feierte er seinen ersten ITF-Future-Titel in Zypern. Im darauffolgenden Jahr sind noch vier weitere Trophäen dieser Kategorie hinzugekommen.

Roland Garros und Wimbledon in einem Jahr

Den großen Durchbruch allerdings sollte in diesem Jahr gelingen, als er sich für das Hauptfeld der Grand-Slam-Turniere in Paris und in Wimbledon qualifizieren konnte, dieses Mal im Erwachsenenbereich.

"Das war irgendwie ziemlich surreal", strahlt Tsitsipas noch heute, wenn er von seinen bisherig größten Erfolgen auf der Tennistour erzählt. "Im Vorfeld hatte ich noch nicht einmal im Entferntesten daran gedacht, bei diesen Turnieren ins Hauptfeld zu gelangen. Ich dachte. vielleicht könnte ich ein oder zwei Runden in der Qualifikation überstehen, aber mit mehr hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Im Nachhinein hat mir das vielleicht sogar ein bisschen geholfen."

Der aktuell Weltranglisten-168. hat sich damit bereits schon früh den ersten Tennistraum vieler seiner Altersgenossen erfüllt. "Paris war schon sehr toll, da es das erste Major war. Aber Wimbledon war dann doch noch etwas spezieller. Die Atmosphäre dort ist schon einmalig. Auch auf Gras zu spielen ist etwas Besonderes, da auf diesem Untergrund nur für sehr kurze Zeit im Jahr gespielt wird", erzählt der 1,93 Meter große Teenager in einem ruhigen Ton. Das Funkeln in seinen Augen lassen aber erahnen, dass er an der großen Bühne des Tennis Geschmack gefunden hat.

"Als Nächstes würde ich gerne in die Top 150 vordringen, möglichst noch vor den US Open. Am Ende des Jahres wäre es wunderbar, innerhalb der besten 100 Spieler zu stehen", kommuniziert Tsitsipas seine Ziele für den Rest der Saison.

Im ATP-Race zu den #NextGenATPFinals ist er zurzeit die Nummer 30. Gut 300 Punkte trennen ihn hier von einem Startplatz in Mailand. Eine weitere Qualifikation zu einem Grand-Slam-Turnier könnte diesen Abstand allerdings schnell schmelzen lassen.