"Ich will nochmal gegen Roger spielen"

Alexander Zverev und Roger Federer verstehen sich prächtig
© getty

Die Chancen auf einen Sieg waren für Alexander Zverev im Gruppenspiel gegen Roger Federer vorhanden - zum großen Revanche-Coup könnte die deutsche Nummer eins am Sonntag ausholen.

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Es ist das einzige Turnier im langen Tennisjahr, bei dem man sich im besten Fall sogar zwei Mal auf dem Centre Court treffen kann. Und wer wollte es ausschließen, dass es genau dazu noch kommt bei dieser ATP-Weltmeisterschaft in London, zu einem Wiedersehen zwischen Roger Federer und seinem jugendlichen Herausforderer Alexander Zverev. Duell Nummer eins jedenfalls ist abgehandelt, die Hackordnung blieb gewahrt, Federer verließ die 02-Arena Dienstagnacht als 7:6 (8:6), 5:7, 6:1-Sieger eines umkämpften Matches, das unschön mit einem Doppelfehler des 20-jährigen Hamburgers endete. "Unheimlich froh" sei er, sagte Federer, "dass der erste große Druck nun vorüber ist". Er ist vor dem letzten Gruppenmatch (gegen Marin Cilic) bereits fürs Halbfinale qualifiziert, doch auch Zverev kann den Sprung unter die letzten Vier noch schaffen - mit einem Sieg in der letzten, alles entscheidenden Vorrundenpartie gegen den Amerikaner Jack Sock. "Ich bin ganz optimistisch, dass es noch weitergeht für mich", sagte Zverev, "meine Form hier stimmt. Und ich würde sehr gerne noch mal gegen Roger spielen." Das wäre dann im Endspiel, am Sonntag.

Federer zeigte gegen den deutschen Himmelsstürmer, warum er auch mit 36 Jahren - neben dem verletzten Rafael Nadal - noch immer die prägende Erscheinung im Herrentennis ist. Und zwar auch an Tagen, an denen er nicht seine spielerische Magie und Eleganz auf dem Centre Court aufblättert. Gegen Zverev trat er in seiner gern unterschätzten Rolle als harter Arbeiter auf, der in den zermürbenden Grundlinienduellen eher defensive Weltklassequalitäten zeigte und, wie er sagte, "alle nur möglichen Bälle ausgrub." Federer profitiert bei diesem Abschlussturnier auch davon, dass er im Vergleich zu seinen WM-Rivalen noch relativ frisch wirkt, er hat teils 20 Spiele weniger als die Konkurrenz bestritten und sich im Jahresverlauf immer wieder lange Pausen genommen. Auch für das letzte Masters-Turnier in Paris, direkt vor der WM, sagte er kühl ab, nahm den Rüffel des dortigen Chefs Guy Forget gelassen hin. Federers Ziel war und ist klar: Er will die WM gewinnen und dieses Traumjahr perfekt beenden, auch mit einer Punktausbeute, die ihn dann vielleicht 2018 dem Ziel näher bringt, noch einmal den Ranglisten-Thron zu besteigen. Als ältester Spieler der Tennisgeschichte dann.

Erstes Endspiel gegen Sock

Womöglich muss er sich aber in London noch einmal mit dem aufmüpfigen Zverev herumschlagen, der ihn schon im Vorrundenspiel zu einer enormen Kraftanstrengung zwang. Zverev verlor die Partie, weil er sich bei den sogenannten Big Points zu viele Aussetzer leistete und von Federer dafür unbarmherzig bestraft wurde. Gleichwohl erntete der Hamburger dicke Komplimente vom alten Meister: "Es ist erstaunlich, wo er mit seinen 20 Jahren steht. Ich sehe eine große Zukunft für ihn", so der Schweizer, "ich bin sehr gespannt, wie er mit 23, 24 Jahren spielt." Am Dienstagabend jedenfalls konnte sich Federer seine Autorität noch einmal zurückerobern, nachdem er - wegweisend - einen 0:4-Rückstand im Tiebreak des ersten Satzes noch umgebogen hatte. Zverev steckte das Malheur zwar weg, glich zum 1:1 nach Sätzen aus, aber im Schlussakt fehlten ihm die körperliche und mentale Substanz für das Happy-End. Kein Wunder: Das Spiel gegen Federer war bereits der 76. Saisonauftritt für den Youngster. Der Maestro selbst absolvierte sein erst 55. Match im Jahr 2017.

Zverev bekommt es nun mit dem Amerikaner Sock zu tun, dem Überraschungsgast bei diesem Championat. Der Weltranglisten-Neunte qualifizierte sich in wirklich letzter Minute mit dem Masters-Sieg in Paris für die WM. Im direkten Vergleich steht es 1:1, beide Matches in Peking (Sieg Zverev) und Stockholm (Sieg Sock) datieren aber zurück ins Jahr 2016. "Ich würde gern noch ein bisschen länger in London bleiben", sagt Zverev. Auch, um Freund und Gegenspieler Federer noch einmal auf dem Centre Court begegnen zu können - im Titelkampf.

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