Wimbledon: Bethanie Mattek-Sands hat Frieden geschlossen mit ihrem Ort des Schreckens

Von Ulrike Weinrich
Bethanie Mattek-Sands
© getty

Ein Jahr nach ihrer in Wimbledon erlittenen Horrorverletzung hat Bethanie Mattek-Sands Frieden geschlossen mit ihrem ganz persönlichen Ort des Schreckens. Die US-Amerikanerin steht mit Lucie Safarova (Tschechien) im Viertelfinale der Doppel-Konkurrenz.

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Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Bethanie Mattek-Sands wollte diese Dämone einfach für immer vertreiben. Und sie tat es mit Konfrontation pur. Die 33-Jährige lief also kurz vor Beginn des diesjährigen Wimbledon-Turniers zu jenem Court 17, auf dem sich fast genau ein Jahr zuvor ein regelrechtes Tennis-Drama abgespielt hatte.

"Es war kein einfacher Gang für mich. Aber ich hatte das alles während meiner Reha schon vor meinem inneren Auge durchgespielt", berichtete Mattek-Sands und schämte sich ihrer Tränen nicht: "Als ich dann dort war, konnte ich es verarbeiten."

Mattek-Sands saß lange am Ort des Schreckens

Die ansonsten so lebenslustige Rechtshänderin aus Rochester verharrte lange auf dem satten Grün, ihre Beine umschlang sie nach einer Weile, der Blick war nach unten gerichtet. Es herrschte eine fast andächtige Stille. "Danach habe ich mich besser gefühlt."

Zwölf Monate zuvor hatten die Bilder von Court 17 für eine kollektive Schockstarre gesorgt. Es waren Szenen, die man sonst eigentlich nur aus Kontaktsportarten kennt - nicht vom Tennis. Bethanie Mattek-Sands lag minutenlang auf dem heiligen Rasen von Wimbledon - umgeben von einer Schar aus Helfern, denen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand.

Das Knie von "BMS" war um 90 Grad verdreht

Ihr Mann Justin hielt den Kopf seiner Frau ganz fest. "Ich wollte nicht, dass sie sieht, wie es um ihr Knie bestellt ist", sagte er später. In ihrem Einzel gegen Sorana Cirstea (Rumänien) war Mattek-Sands auf dem Weg ans Netz ausgerutscht und hatte sich das Knie verdreht. Um 90 Grad, wie nachher ein Arzt preis gab.

Die Amerikanerin, eine der lustigsten und beliebtesten Spielerinnen auf der Tour, fiel zu Boden und hatte starke Schmerzen: "Bitte helft mir, bitte, bitte", flehte sie. Am Spielfeldrand weinte ihre Doppelpartnerin Lucie Safarova (Tschechien). Zusammen hatten sie zu diesem Zeitpunkt drei der vergangenen vier Grand-Slam-Turniere gewonnen.

Cirstea war geschockt: "So etwas kennt man sonst nur aus Filmen"

"Ich bin durchgedreht. Ich habe nie zuvor so eine Verletzung gesehen. Das Knie war in einer schlimmen Stellung. So etwas kennt man sonst nur aus Filmen", meinte nachher die geschockte Cirstea. Am nächsten Tag berichtete Mattek-Sands in einer Live-Schalte bei Facebook, dass sie einen Patellasehnenriss erlitten habe. Zudem war die Kniescheibe ausgerenkt.

Doch die Frau, die ihre Haarfarbe so oft wechselt, wie andere Kolleginnen die Griffbänder, kämpfte sich zurück. "Das alles hat mich stärker gemacht", sagte Mattek-Sands, die mit ihrer Freundin Safarova im Doppel-Viertelfinale auf Gabriela Dabrowski/ Yifan Xu (Kanada/China) trifft. Der Titel wäre ein Traum. Ihren persönlichen Triumph über die bösen Geister der Vergangenheit, den hat "BMS" allerdings schon kurz vor dem Turnier gefeiert - auf Court Nummer 17.

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