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Von Andreas Dieterle
Die Nashville Predators peilen den großen Coup an
© getty

Wenn es vor der Saison um die Favoriten auf den Stanley Cup ging, wurden gleich mehrere Teams in den Raum geworfen. Die Nashville Predators dürften allerdings kaum als ernsthafter Kandidat gegolten haben. In den letzten beiden Jahre verpassten die Preds die Playoffs, doch die Veränderungen in der Offseason zeigen Wirkung. Kurz: Nashville will es wissen!

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Vor dem Beginn einer Spielzeit ist es nun wahrlich nicht ungewöhnlich, dass die Verantwortlichen der Teams im Hinblick auf die Ziele große Ansprachen halten. So auch bei den Nashville Predators. Thomas Cigarran machte bei seiner alljährlichen Rede nicht nur den Spielern und Trainern, sondern auch den Fans deutlich, welche Erwartungen er für die kommende Saison hegt. Tief zu stapeln, ist dabei mit Sicherheit keine Eigenschaft des US-Amerikaners.

"Wir sind fest entschlossen den Stanley Cup zu holen und wir wollen ihn nicht nur einmal gewinnen", gab er zu verstehen. Nun muss man wissen, dass der 72-Jährige ein sehr erfolgreicher Mann ist. Er ist Gründer und CEO von Healthways Inc, dem größten unabhängigen Zulieferer für Wellness-Produkte. Zudem leitet er mehrere große soziale Projekte.

Cigarran ist ein Gewinner - und stellt diesen Anspruch auch an sein Team. Als die Predators im Jahr 2007 vor dem Umzug standen, sorgte er für den Verbleib. Drei Jahre später wurde er dann Vorsitzender des Klubs. Die Handschrift des erfolgreichen Geschäftsmanns ist seitdem unverkennbar. Auch auf dem Eis knüpfen die Spieler der Predators in dieser Spielzeit bislang an die Forderungen Cigarrans an. Verantwortlich sind dabei vor allem große Veränderungen vor der Saison.

Neuer Trainer, neue Ideen

Manchmal sind Veränderungen notwendig, neue Impulse sorgen für einen Aufschwung und dieser nicht selten für einen Fortschritt. Auch in Nashville scheint sich diese Weisheit erneut zu bewahrheiten. Denn nach 15 Jahren als Coach musste Barry Trotz die Franchise, die er seit ihrer Gründung trainierte, im April des letzten Jahres verlassen.

Während all der Jahre zog er sieben Mal in die Playoffs ein, überstand dort aber nie die zweite Runde - zu wenig für die erfolgshungrigen Verantwortlichen der Preds. Trotz machte Platz für Peter Laviolette. General Manager David Poile wollte einen Coach, der weiß, wie man einen Stanley Cup nach Hause bringt.

Genau diesen gewann der 50-Jährige 2006 mit den Carolina Hurricanes und arbeitete später auch erfolgreich in Philadelphia.

Sein Markenzeichen: Laviolette setzt in seinem System auf ein aggressives Forechecking, welches auch die Defense mit in das offensive Spiel einbezieht. In der Offseason wurde hart gearbeitet, um die neuen Mechanismen einzuarbeiten und das auf Schnelligkeit aufgebaute Spiel einzustudieren.

Das neue System funktioniert

Neuzugang James Neal war bereits nach dem Trainingscamp von Laviolette überzeugt: "Man liebt es einfach mit ihm zu arbeiten. Wie er coacht und die Dinge angeht, ist großartig. Mit ihm kommt frischer Wind hierher und jeder ist bereit, hart für ihn zu spielen."

Doch nicht nur das neue System scheint den Spielern zu gefallen, auch die Ansprachen in der Kabine und eine damit verbundene Mentalität im Locker Room sorgen für Motivation. "Jedes Mal, wenn er etwas sagt, wirkt es intensiv. Er stachelt jeden im Team an. Er macht uns heiß und diese Energie wollen wir dann aufs Eis bringen", so Kapitän Shea Weber.

Rinne - Der MVP-Kandidat

Vor allem die Defensive überzeugt dabei auf ganzer Linie. Goalie Pekka Rinne spielt eine entscheidende Rolle. Der Finne wurde 2004 von den Predators gedraftet und spielt seit 2005 - mit kurzen Abstechern ins Farmteam beziehungsweise während des Lockouts 2012 nach Minsk - in Nashville. Und Rinne agiert derzeit so effektiv, wie nie zuvor in seiner Karriere.

Die Fans feiern ihren Goalie schon als MVP und auch ein Blick auf die Statistiken bestätigt die Lobeshymnen. Der 32-Jährige hat die meisten Wins aller Torhüter und die zweithöchste Savepercentage (0,932). Nur Carey Price scheint ihm die Vezina Trophy streitig machen zu können.

Doch Rinne scheint auf einer Mission zu sein - genau wie das gesamte Team. Im Sommer gewann er die Silbermedaille bei der WM und wurde in Minsk als MVP des Turniers ausgezeichnet. Selbst eine Verletzung, die ihn Mitte Januar pausieren ließ, warf den 32-Jährigen nicht aus der Bahn. Ersatzmann Carter Hutton vertrat die etatmäßige Nummer eins zwar mehr als ordentlich, doch spielt Rinne in einer anderen Liga.

Neuzugänge schlagen ein

Zwei weitere wichtige Verpflichtungen wurden ebenfalls während der Offseason getätigt. Neal kam im Zuge eines Trades aus Pittsburgh. Dafür verließen Patric Hornqvist und Nick Spaling Nashville. Zudem sicherten sich die Preds die Dienste von Center Mike Ribeiro. Er und Neal kennen sich schon aus gemeinsamen Tagen in Dallas, ein wichtiger Vorteil für die schnelle Eingewöhnung.

Laviolette benötigte für sein System unbedingt mehr offensive Power und der Kanadier entsprach exakt seinen Vorstellungen: "Ich kannte ihn noch sehr gut aus seiner Zeit bei den Penguins, als er gegen unsere Flyers spielte. Seine Größe, Stärke, sein Scoring und Playmaking werden uns helfen", so der neue Coach vor der Saison.

Nach 57 Spielen führt Neal die Torjäger-Liste der Preds mit 20 Treffern an. Spätestens nach seinem Hattrick gegen die Blackhawks war der 27-Jährige restlos überzeugt von seiner neuen Heimat: "Wir bauen hier etwas Großes auf", so der Topscorer. Sein neuer Partner Ribeiro führt das Team derweil bei den Assists mit 37 Vorlagen an.

Vom Rookie zum All-Star

Die Einkaufspolitik der Verantwortlichen scheint somit aufzugehen. Allerdings gab es auch aus den eignen Reihen Verstärkung. Die Rede ist von Rookie Filip Forsberg. Der Schwede kam in der letzten Saison meist beim Farmteam zum Einsatz. Laviolette gab dem Right Wing jedoch sein Vertrauen, welches dieser mit starken Leistungen zurückzahlt.

Forsberg ist auf dem Weg zum Star, wurde im November zum Rookie des Monats gewählt und als Krönung folgte gar die Nominierung zum All-Star Game. Seine schwedischen Teamkollegen Mattias Ekholm und Calle Järnkrok machen sich dabei einen ordentlichen Spaß aus den Erfolgen.

"Sie sagen dann oft: Wie viel Punkte hat er nun? Sind es zehn Punkte in zehn Spielen. 30 Punkte in zehn Spielen. Das schaukelt sie immer weiter hoch. Vor kurzem waren sie bei 80 Punkten aus zehn Spielen", so Forsberg. Um es kurz zu machen: Es sind derzeit überragende 50 Punkte (19 Tore, 31 Assists) in 56 Spielen. Ganz Nashville schwebt auf einer Welle.

Die Mischung macht's

Und da Erfolg glücklich macht, ist die Stimmung bei den Predators allgemein prächtig. Insbesondere zu Hause ist Nashville eine Macht. Und das Team ist bereit alles auf eine Karte zu setzten. "Wenn wir verlieren, dann sind wir nicht auf den Mitspieler sauer, sondern einfach nur auf die Tatsache, dass wir verloren haben", beschreibt Hutton die Atmosphäre.

"Natürlich hat jeder Trainer einen Plan, aber man hat keine Glaskugel. Deshalb mussten wir einfach Zeit investieren und hart arbeiten", gibt sich Laviolette auch nach dem starken Saisonverlauf bescheiden und verteilt gleichzeitig ein Kompliment an die eigenen Fans: "Hier in Nashville herrscht eine großartige Energie. Das Team hat keine sehr große Tradition, aber die Leute kennen sich im Sport und Hockey aus. Sie sind verrückt und lieben die Predators."

All-In für das große Ziel

Ein gewisses Risiko schwingt dennoch mit. Vor der Trade-Deadline (2. März) verstärkte GM David Polie die Mannschaft in der Breite mit zwei alten Bekannten. Die ehemaligen Spieler Cody Franson und Mike Santorelli kamen via Trade aus Toronto zurück. Für das 2005 bzw. 2004 von den Predators gedraftete Duo mussten ein First-Round Pick 2015, Prospect Brendan Leipsic und Olli Jokinen abgegeben werden.

Was die Predators damit erreichen wollen ist klar: Die Franchise geht "All-In" im Kampf um den Stanley Cup. Denn Franson und Santorelli sind beide im nächsten Jahr Unrestricted Free-Agents und könnten Nashville schon wieder verlassen - ohne Gegenwert für die Preds.

"In unserer Vorbereitung auf einen Playoff-Run, war es unser Ziel einen erfahren Verteidiger (Franson) und einen Forward (Santorelli) zu verpflichten", erklärte Polie den Trade. Das Risiko, dass beide in der Offseason von anderen Teams besser bezahlt werden könnten, geht er ein. Wichtig sei vor allem die aktuelle Situation. Und diese sieht überaus positiv aus.

In Tennessee träumen die Fans schon von einem ähnlichen Cup-Run, wie ihn die Hurricanes unter der Leitung von Laviolette im Jahr 2006 hinlegten. Dass allerdings selbst der erste Platz der Western Conference nicht immer eine Garantie für die Finals ist, zeigte schon Vancouver 2012 und Washington 2010, die sich beide in der ersten Runde der Playoffs verabschieden mussten - für Cigarran keine Option.

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