NHL

Seidenberg: "Es war sehr beängstigend"

Von Interview: Florian Regelmann
Das Bild, das in allen Zeitungen war: Dennis Seidenberg beim 1. Spiel nach den Anschlägen
© getty
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SPOX: Jetzt geht es im Finale gegen die Blackhawks. Chicago stand im Conference-Halbfinale gegen Detroit kurz vor dem Aus, fightete sich aber auch zurück. Was erwarten Sie für eine Serie?

Seidenberg: Ich denke, dass man Chicago schon mit Pittsburgh vergleichen kann. Die Blackhawks sind auch offensiv sehr stark, technisch sehr begabt - und sie haben wendige Verteidiger, die sich gerne und oft in die Offensive einschalten. Wir müssen es genauso machen wie gegen die Pens, wir müssen defensiv gut stehen und ihren talentierten Stürmern das Leben schwer machen.

SPOX: Chicago ist auch sehr tief besetzt. Sie haben Ihre Superstars mit Jonathan Toews und Patrick Kane, aber Toews hat in den Playoffs erst ein Tor geschossen. Dafür trifft jemand wie Bryan Bickell (8 Tore) wie am Fließband. Was ist noch ein Schlüssel zum Triumph der Bruins?

Seidenberg: Es gibt keine großen Geheimnisse. Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft so weiterspielen. Wenn wir unser Spiel spielen, dann ist es egal, gegen welchen Gegner es geht, dann wird es schwer für die Blackhawks, uns zu schlagen.

SPOX: Sollten Sie zum zweiten Mal den Stanley Cup gewinnen, müssen Sie ihn dann aber auch nach Deutschland bringen, dass ist Ihnen hoffentlich schon klar, oder?

Seidenberg: (lacht) Daran will ich noch nicht denken und darüber will ich lieber noch nicht reden. Das letzte Mal habe ich ja auf einer Yacht meine beiden Töchter über dem Cup getauft, jetzt habe ich noch einen kleinen Sohn. Er ist noch nicht getauft...

SPOX: Wir müssen auch noch über die Anschläge von Boston sprechen, an die sich auch jetzt anlässlich der Finals wieder erinnert wird. Wo waren Sie, als es passierte?

Seidenberg: Ich weiß es noch ganz genau. Ich habe meinen Mittagsschlaf gemacht in der Vorbereitung auf unser Spiel gegen Ottawa. Vorher habe ich sogar noch ein bisschen den Marathon angeschaut im Fernsehen. Als ich dann wieder aufwachte, hatte es ein paar Minuten zuvor die Explosionen gegeben. Wir waren nur drei Kilometer vom Tatort der Bombenanschläge entfernt. Es war erschreckend, dass so etwas so nah bei dir passiert. Es war in den Tagen danach auch sehr beängstigend. Wir wohnen in der Innenstadt, meine Kinder gehen nur einen halben Kilometer entfernt zur Schule. Zum Glück waren sie an dem Tag außerhalb beim Tennis, sodass ich wusste, dass sie okay sind.

SPOX: Zwei Tage später kam das Heimspiel gegen Buffalo. Es war eine bewegende Stimmung im TD Garden an diesem Abend. Stichwort: Boston Strong.

Seidenberg: Es war eine unglaubliche Atmosphäre, speziell bei der Nationalhymne. Es gibt dieses Bild, wie ich in der blau-gelben Gedenkschleife stehe und nach oben auf den Videowürfel schaue, das Bild war in allen Zeitungen. Es war unglaublich emotional und es war schwierig, ein paar Minuten später Eishockey spielen zu müssen.

SPOX: Ihre Fans wissen, dass aus Ihnen auch ein großer Tennisspieler hätte werden können. Gerade sind die French Open zu Ende gegangen, haben Sie das Turnier verfolgt?

Seidenberg: Klar, wann immer es ging, liefen die Matches in der Kabine. Wir haben das Halbfinale von Nadal gegen Djokovic gesehen, das war wieder ein unfassbares Match. Ich bin nach wie vor voll dabei und verfolge alles.

SPOX: Wer sind denn die besten Tennisspieler bei den Bruins? Also neben Ihnen?

Seidenberg: Es gibt ein paar Jungs, die Tennis spielen. Krejci, Bergeron, Rask, Jagr spielt auch, aber anscheinend nicht so gut. Es gibt aber schon ein paar, die den Ball ganz gut treffen.

SPOX: Aber für Sie reicht es nicht, oder?

Seidenberg: (lacht) Nein, nein.

Der Playoff-Spielplan