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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 8 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 8 in der NFL.
© getty
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2. Das wichtige Thema Calvin Ridley

Mit zwei direkten Division-Duellen an diesem Spieltag war einiges geboten in der NFC South, und an dieser Stelle ein kleiner Blick hinter die Kulissen. Ich hatte schon vor dem Sonntag einige Stichpunkte zur Falcons-Offense gesammelt, um darüber zu schreiben, wie diese Unit zuletzt etwas Stabilität gefunden hat.

Darüber, wie Atlanta einige Wochen gebraucht hatte, um seine Personnel-Groupings richtig einzusortieren und etwa Kyle Pitts primär als X-Receiver sowie Cordarrelle Patterson als Starting-Running-Back aufzustellen. Darüber, wie die Offense so besser darin wurde, Matchups zu kreieren und wie Ryan noch immer mit seinem schnellen Release und seinem Pocket-Verhalten der Line helfen kann.

Diese Idee wurde jedoch ad absurdum geführt, nicht nur durch die 13:19-Niederlage und den eher enttäuschenden Auftritt der Offense gegen eine gute Panthers-Defense, sondern in erster Linie durch die Nachricht rund um Calvin Ridley. Atlantas Star-Receiver, der bereits das Jets-Spiel aufgrund von mentalen Problemen verpasst hatte, anschließend aber zurückgekommen war und auch gespielt hatte, wird sich jetzt auf unbestimmte Zeit eine Auszeit nehmen, um mental wieder in die Spur zu finden.

Mir ist natürlich klar, dass für Superstar-Sportler andere Standards angewandt werden, dass sie immer verfügbar zu sein haben und das viele Leute Ridley vermutlich hoch in ihren Fantasy-Ligen gedraftet haben. Aber einige der Kommentare unter den entsprechenden Posts zu Ridley in den sozialen Medien lassen mich nur erahnen, wie Ridleys DM-Postfächer aussehen müssen.

Ich applaudiere Ridley für seinen offenen Umgang mit dem Thema, genau wie auch Eagles-Tackle Lane Johnson, der übrigens gerade diese Woche Jay Glazer ein ausführliches Interview zu genau diesem Thema gegeben hat, welches ich jedem nur ans Herz legen kann, in welchem Johnson sich öffnet - und auch über den Druck spricht und das Gefühl, in der harten NFL-Welt als Versager dazustehen, wenn er seine mentalen Probleme öffentlich macht.

"Ich habe für lange Zeit in der Hölle gelebt", gibt Johnson darin zu und spricht darüber, wie er Auswege finden musste, auch aus den sozialen Medien und deren Negativität. Mentale Probleme können jeden treffen, egal, ob Superstar-Receiver in der NFL oder nicht.

Wir hier haben meist keinen direkten Zugang zu Calvin Ridley und Lane Johnson, aber das heißt nicht, dass der eigene Post nicht vielleicht zufällig der Post oder die Nachricht ist, welche ins Ziel trifft. Und selbst davon abgesehen trägt eine negative oder spottende Reaktion darauf nur dazu bei, dass vielleicht jemand anderes, der ähnliche Probleme hat, umso größere Hemmungen verspürt, sich an die Öffentlichkeit zu wagen.

Es ist gut, dass dieses Thema mittlerweile in der NFL offen angesprochen wird, und ich bin mir sicher, dass Lane Johnson und Calvin Ridley nicht die letzten beiden Spieler waren, die ihre mentale Gesundheit priorisieren - genau so, wie sie es auch sollten.

Bradys absurder Meilenstein - quo vadis, Saints?

Einen guten Übergang gibt es hier nicht, daher die Brechstange - denn rein um sportliche Aspekte ging es im Duell der Saints und der Bucs ebenfalls nicht, spätestens mit der Verletzung von Jameis Winston war im emotional aufgeladenen Superdome eine weitere Storyline omnipräsent.

Ich denke nicht, dass die Saints signifikant besser waren - ein Statement-Sieg war es dennoch. Die Turnover waren absolute Killer für die Bucs. Und die wiederum waren für sich betrachtet schon irgendwo symptomatisch: Die Interception von Brady, der gegen die Saints-Defense einfach Probleme hat, das haben wir letztes Jahr schon gesehen.

In dem Fall war es der Versuch, zwei Routes in einem Scissor-Konzept kreuzen zu lassen, doch C.J. Gardner-Johnson las das Play und den Quarterback perfekt, löste sich von Tyler Johnson und sprang in den Passweg davor, um den Ball abzufangen.

Der erste Turnover war der Strip-Sack gegen Brady, welcher unterstrich, wie unheimlich physisch diese Saints-Line spielen kann, wenn sie in Bestbesetzung ist. Jetzt auch mit David Onyemata zurück im Lineup, der nach abgesessener Sperre zurückkehrte und so etwas wie der Under-the-Radar-Spieler dieser Unit ist. Gemeinsam mit Marcus Davenport und Cam Jordan ist das eine Gruppe mit extrem viel Power, und selbst die starke Bucs-Line bekam das in diesem Matchup zu spüren. Und dann war da natürlich der Pick, der das Spiel beendete.

Turnover waren die Geschichte dieses Spiels, mit einer exzellenten Saints-Defense auf der anderen Seite; aber schon hier war sichtbar, dass die Saints-Offense klare Limitierungen hatte.

Die große Frage ist jetzt natürlich, wie weit es für die Saints gehen kann, jetzt wo Jameis Winston mit einem Kreuzbandriss außer Gefecht ist. Bekommen wir dann nochmal die Taysom-Hill-Offense?

Die ehrliche Antwort ist, dass New Orleans rechnerisch aktuell zwar sehr gute Chancen auf eine Wildcard hat, doch mit Hill - oder Siemian - wird man Woche für Woche spektakuläre Auftritte der eigenen Defense brauchen, und das ist einfach sehr unwahrscheinlich.

Es wird also eine Zitterpartie - aber wer bitte könnte nach diesem inspirierten Auftritt der Saints auf der einen, und diesem maßlos enttäuschenden Auftritt der Vikings auf der anderen Seite argumentieren, dass Minnesota sich diese Schwächung der Saints zunutze machen kann? Die Vikings hatten gegen Dallas ohne Dak Prescott eine Gelegenheit auf dem Silbertablett, doch sie konnten gegen Cooper Rush zuhause die Big Plays nicht verhindern, während die eigene Offense derart eindimensional auftrat.

Sean Payton, die Defense und die O-Line sind gut genug, um auch mit dem Backup-Quarterback ein Playoff-Ticket zu ergattern.

Kleine Randnotiz noch, denn dieses Spiel hatte auch die absurdeste Statistik dieser Woche zu bieten: Mit dem Touchdown-Pass zu Giovani Bernard hat Tom Brady in seinen 40ern mehr Touchdown-Pässe als in seinen 20ern geworfen. Absurd!