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NFL - LeSean McCoy bei den Buccaneers: Wird Shady in Tampa Bay wieder der Alte?

Von Jan Dafeld
LeSean McCoy hat bei den Tampa Bay Buccaneers unterschrieben.
© imago images/ZUMAPress

Die Tampa Bay Buccaneers haben LeSean McCoy unter Vertrag genommen. Der einstige Superstar verkam bei den Chiefs zum Ersatzspieler, verfolgt mit Tom Brady aber dennoch hohe Ziele. Kann McCoy bei den Bucs nochmal aufblühen oder ist seine Zeit vorbei?

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Tom Brady. Rob Gronkowski. LeSean McCoy. Vor einigen Jahren wäre dieses Trio das wohl gefährlichste der NFL gewesen. Im Jahr 2020 sieht die Realität allerdings etwas anders aus: Hinter Brady liegt dessen schlechteste Saison seit mindestens sechs Jahren, Gronkowski verbrachte die Spielzeit im vorübergehenden Ruhestand und McCoy kam in Kansas City letztlich nicht über die Rolle eines Ersatzspielers hinaus.

Dennoch sorgte die Verpflichtung des ehemaligen Superstars und Rushing Leaders der NFL für einige Schlagzeilen und Diskussionen. Trotz seiner eher enttäuschenden Vorsaison in Kansas City gab es offenbar einige Interessenten für McCoys Dienste, besonders die Eagles sollen an einer Rückkehr interessiert gewesen sein und sogar schon Gespräche mit dem 32-Jährigen geführt haben.

Letztlich entschied sich McCoy allerdings für Tampa Bay, mit den Bucs hat der Veteran hohe Ziele. Gegenüber Mike Garafolo vom NFL Network betonte er, dass er 2020 einen weiteren Super Bowl gewinnen will, dieses Mal dann hoffentlich als Leistungsträger - nicht so wie bei den Chiefs, wo er es im Super Bowl nicht einmal mehr in den Kader schaffte.

NFL: LeSean McCoy will 12.000 Rushing Yards erreichen

"Er ist begeistert, mit erfahrenen Veteranen wie Brady und Gronk zu spielen und um einen weiteren Titel zu kämpfen", ließ McCoys Agent Drew Rosenhaus kurz nach dessen Verpflichtung verlauten. Gleichzeitig hofft der Running Back, in Tampa Bay die magische Marke von 12.000 Rushing Yards zu knacken. Bislang schaffte es jeder Spieler, der diese Schallmauer durchbrach, in die Hall of Fame.

Aktuell steht McCoy bei 11.071 Rushing Yards - Platz 22 in der ewigen Rushing-Tabelle der NFL. Um sein Ziel tatsächlich zu erreichen, müsste er in der kommenden Saison also über 900 Yards auf dem Boden sammeln. Zahlen, die für gewöhnlich ausschließlich Lead Backs und keine Rotationsspieler erreichen.

Doch ist eine solche Rolle für McCoy tatsächlich realistisch? In Kansas City kam er im Vorjahr auf nur 101 Carries und 465 Yards, deutlich kritischer allerdings: In der zweiten Saisonhälfte verbuchte McCoy gerade mal 32 Carries für 103 Yards - schwache 3,2 Yards pro Rush also.

Angesichts dieser Zahlen überrascht es nur wenig, dass McCoy mehr und mehr aus der Rotation des späteren Champions herausfiel und in den Playoffs nur noch für exakt einen Snap auf dem Feld stand. Besorgniserregend obendrein: Mit Damien Williams, Darwin Thompson und Darrel Williams verfügten die Chiefs in der vergangenen Saisons noch über eines der am dünnsten besetzten Backfields der Liga. Im Draft wählte die Franchise in der ersten Runde daher einen Running Back, Clyde Edwards-Helaire, aus.

NFL: Kokurrenzkampf im Bucs-Backfield

Auch bei den Bucs ist McCoy eine zentrale Rolle alles andere als garantiert. Es mögen zwar einige andere Teams am sechsmaligen Pro Bowler interessiert gewesen sein, letztlich unterschrieb er in Tampa Bay allerdings lediglich für etwas mehr als eine Million Dollar - das Minimum für Veteranen in der NFL.

McCoy erwartet somit erneut ein offener Konkurrenzkampf. Ronald Jones II galt vor zwei Jahren zwar noch als Hoffnungsträger in Tampa Bay, präsentierte sich in den vergangenen Saisons jedoch enttäuschend. Falsche Reads, Fitnessprobleme, Probleme in der Pass-Protection - bislang blieb der einstige Zweitrundenpick deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Dare Ogunbowale verbuchte im Vorjahr zwar immerhin 300 Scrimmage Yards, gilt aber als reiner Receiving Back. Auch deshalb wählten die Bucs im Draft in der dritten Runde Ke'Shawn Vaughn, einen Zone-Run-Spezialisten aus Vanderbilt, aus. Vaughn sollte Jones den Status als Early-Down-Back streitig machen, nun ist mit McCoy ein weiterer Konkurrent da.

Was dabei für McCoy sprechen könnte: Bucs-Coach Bruce Arians schätzt Veteranen, McCoy ist der mit Abstand erfahrenste Back im Kader der Buccaneers. Besonders in der Pass-Protection dürfte er die verlässlichste Option an der Seite von Tom Brady sein - und das obwohl dies eigentlich nie wirklich zu den großen Stärken von McCoy zählte.

LeSean McCoys Statistiken in der NFL

JahrTeamRushing YardsRushing TDsReceiving YardsReceiving TDs
2009Eagles63743080
2010Eagles108075922
2011Eagles1309173153
2012Eagles84023733
2013Eagles160795392
2014Eagles131951550
2015Bills89532922
2016Bills1267133561
2017Bills113864482
2018Bills51432380
2019Chiefs46541811

NFL: LeSean McCoy ist wohl kein Lead Back mehr

Letztlich werden McCoys Spielanteile somit stark von der Entwicklung und den Leistungen seiner Konkurrenten abhängen. Ruft Jones in seinem dritten Jahr bei den Bucs und seiner zweiten Saison unter Arians endlich sein Potenzial ab, dürfte er als Lead Back gesetzt sein.

Findet Vaughn - selbst ohne OTAs und Mini Camps - schnell ins Team, könnte allerdings auch er sich von der Konkurrenz im Backfield absetzen. Dass Ogunbowale seinen Posten als Third-Down-Back behält, ist zudem ebenfalls alles andere als ausgeschlossen.

McCoys Qualitäten sind im Herbst seiner Karriere limitiert. Mit seiner Erfahrung kann er - ähnlich wie der ewige Frank Gore - immer noch von Wert sein, vermutlich allerdings eher in einer Rolle als so genannter Change-of-Pace-Back, also ein Runner, der immer mal wieder ins Spiel hinein rotiert wird, als als klare Nummer eins im Backfield.

Dass McCoy sein Ziel von 12.000 Rushing Yards in seiner Karriere in der kommenden Saison tatsächlich erreichen wird, darf also durchaus bezweifelt werden. Was auch für Brady und Gronkowski gelten dürfte, gilt für ihn ganz besonders: Wir schreiben das Jahr 2020. Und nicht mehr 2015.

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