NFL

NFL Draft: Die Under-the-Radar-Prospects der Klasse von 2020

Julian Blackmon spielte für die Utah Utes auf dem College.
© imago images

Über die Topspieler des NFL Drafts redet jeder, ihre Namen sind bekannt, ihre Fähigkeiten auch. Doch was ist mit denen, die nicht im Rampenlicht stehen? SPOX stellt Spieler vor, die im Vorfeld kaum jemand auf dem Zettel hat.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Isaiah Coulter, Wide Receiver - Rhode Island

Coulter wuchs in Maryland auf und spielte auf der High School hauptsächlich Wide Receiver und Tight End. Zudem war er ein Sprinter in der Leichtathletik und lief sowohl die 55 Meter als auch die 300 Meter.

Er flog bereits damals unter dem Radar, erhielt keinen Stern bei der Bewertung und keine Angebote von FBS-Schulen. Ein paar FCS-Schulen - also eine Liga darunter -, gerade aus der Colonial Athletic Association (CAA) zeigten Interesse und so erhielt er ein Stipendium von Rhode Island, wo er bereits Aaron Parker kannte, mit dem er schon auf der High School zusammengespielt hatte. Letzterer wird ebenfalls im Draft antreten.

Coulter hat NFL im Blut, denn sein Onkel Walter Easley spielte in den 80er Jahren für die San Francisco 49ers als Fullback und gewann in seiner Rookie-Saison den Super Bowl.

Coulter steht für guten Speed und kommt so immer wieder vom Start weg an Verteidigern vorbei. Er muss allerdings dringend an seiner Masse arbeiten, mit nicht mal 90 Kilogramm auf knapp 1,88 Metern wirkt er ein wenig zu schmal für die NFL.

Für Rhode Island spielte er outside und im Slot und überzeugte nicht nur gegen FCS-Gegner. In drei Spielen gegen Topteams wusste er durchaus auch zu überzeugen. 2019 kam er gegen Virginia Tech auf 152 Yards, die zweitmeisten gegen die Hokies in der Saison.

Coulter ist ein interessantes Projekt für den dritten Drafttag und erinnert ein wenig an den früheren NFL-Wide-Receiver Brandon Lloyd.

Trevis Gipson, Defensive End - Tulsa

Der Texaner gilt als Leader und feuerte seine Teamkollegen über seine College-Karriere hinweg an. Er ist aber auch einer, der ein wenig länger brauchte, um an sein Potenzial heranzureichen. Gipson erhielt erst als Junior ein Stipendium und war auch erst ab dem Jahr wirklich ein Faktor bei den Hurricanes.

Das lag auch daran, dass er seit seiner Ankunft in Tulsa 2015 (Redshirt) erstmal an seinem Körper arbeiten musste. Für seine 1,93 Meter war er viel zu schmächtig und legte seither sagenhafte 30 Kilogramm an Masse drauf, bringt nun 121 Kilogramm auf die Waage.

Auf dem Platz führte er Tulsa in den vergangenen zwei Jahren in Sacks und zuletzt auch Tackles for Loss an. Gipson ist ein gelernter Rush-Linebacker, der für Tulsa als Defensive End entweder 3- oder 5-Technique, also zwischen Guard und Tackle oder außerhalb der Outside-Schulter des Tackles, gespielt hat. Diese Variabilität könnte ihm letztlich helfen, sich an in mehreren Schemes im Profi-Bereich schneller anzupassen.

Auch wenn er gute Physis mitbringt, hat Gipson das Problem, dass er durch seine Größe einen recht hohen Schwerpunkt hat, was ihm gegen kleinere Blocker öfter zum Verhängnis wird.

Zudem muss er an seiner Technik mit den Armen und Händen arbeiten und verlegt sich zu sehr auf "Body Blows" anstatt die Arme einzusetzen, was nicht immer zum Tackle führt. Er bringt jedoch die Voraussetzungen mit, sich in der NFL noch entscheidend weiterzuentwickeln.

Marc-Antoine Dequoy, Safety - Universite de Montreal

Ja, auch in Kanada wird College Football gespielt! Und im Fall von Dequoy auch richtig gut: Der Safety lief den 40-Yard-Dash in 4,36 Sekunden und brauchte für den sogenannten 3-Cone-Drill nur 6,65 Sekunden, was der beste Wert aller Defensive Back bei der diesjährigen Scouting Combine der NFL gewesen wäre.

Sicherlich muss sich der Kanadier erst an die amerikanischen (NFL-)-Footballregeln gewöhnen, doch seine Fähigkeiten sind nicht zu verachten. Er wurde dreimal in Folge ins All-Canada Team gewählt und ist durch seinen Speed allein schon sehr präsent auf dem ganzen Platz.

Zudem hat er in den vergangenen Jahren stets an Muskelmasse zugelegt und sollte mit ein wenig Zeit in der Lage sein, auch als Box-Safety zu agieren. Die Technik ist da, an der Power arbeitet er gerade.

Die spannende Frage bei ihm wird sein, wie hoch ihn NFL-Teams handeln, da er eben nicht im NCAA-Bereich unterwegs war. Doch sollte es nicht zum Draft reichen, wäre er sicherlich ein prominenter Name, wenn es um die Undrafted Rookie Free Agents geht. In der NFL sollte er in jedem Fall aber zumindest zunächst einmal auf dem einen oder anderen Weg unterkommen.

Colby Parkinson, Tight End - Stanford

Die Tight-End-Klasse von 2020 ist alles andere als spektakulär. Parkinson ist da keine Ausnahme, auch wenn er eine interessante Vita liefert. Auf der High School spielte er in drei Sportarten - Football, Baseball und Basketball - und in allen Bereichen durchaus überzeugend.

Er war Teamkollege von Michael Pittman Jr. (USC) und spielte sogar ein wenig Defensive End gegen Ende seiner Varsity-Zeit. Auf dem College - er sagte Stanford schon als Junior auf der High School zu - entwickelte er sich dann zu einem soliden Tight End und gutem Frame und Speed.

Parkinson hat sehr gute Hände und läuft saubere Routes. Er sollte aber vor allem klassisch "Inline" - also direkt neben dem Offensive Tackle in einer regulären Formation - oder im Slot eingesetzt werden, da es ihm an echter Beschleunigung fehlt. Er ist ein sicherer Possession-Receiver, rennt aber niemandem davon.

Sein größtes Manko dürfte sein, dass er kaum als Blocker zu gebrauchen ist, was ihn zu einem Non-Faktor im Run Game und der Pass Protection macht und wiederum Inline problematisch ist. Er ist somit zunächst mal eindimensional und sollte wirklich nur als sicherer Receiver angesehen werden, der eben an der Line steht.

Colby Parkinson spielte Tight End für Stanford.
© imago images
Colby Parkinson spielte Tight End für Stanford.

Ben Bartch, Offensive Lineman - St. John's

Sehr viel tiefer unter dem Radar fliegen als in der Minnesota Intercollegiate Athletic Conference (MIAC) kann man wohl kaum. Doch für Bartch war dies der einzige Ausweg, um seine Football-Karriere nach der High School fortzusetzen.

Er spielte Tight End auf der High School und partizipierte an mehreren Recruitment-Camps, doch Interesse bestand nirgends. Da sein Vater jedoch aus Minnesota stammt - die Familie lebt in Oregon - und Bartch die Sommer häufiger in einer Hütte im Wald nahe Ely/Minnesota verbrachte, hatte er Kontakt zu Coachs von St. John's. Und so landete Bartch auf dem Divison-III-College.

Anfangs spielte er noch Tight End, doch ab seinem Junior-Jahr war er nur noch als Left Tackle unterwegs und schlug sich dort beachtlich. Seit dieser Zeit packte er knapp 50 Kilogramm an Masse drauf, um die Position angemessen zu spielen.

Er verfügt über eine stabile Fußarbeit und gute Flexibilität, allerdings hat er ein wenig zu kurze Arme, ist nicht breit genug für die Position und hat noch große Probleme mit Power-Rushern. Vor allem aber fehlt ihm die Erfahrung, zumal er kaum Gegenspieler auf NFL-nahem Niveau vorfand.

Er wird eine Weile brauchen, um sich an die NFL, den Speed und die generellen Anforderungen zu gewöhnen. Er ist ein Projekt und wird kaum sofort helfen, bekommt aber zunehmend Day-2-Buzz.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema