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Jakob Johnson: Patriots? "Hätte mir kein besseres Team wünschen können"

Jakob Johnson will bei den New England Patriots den Sprung ins Team schaffen.
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Jakob Johnson ist mithilfe des International Pathway Programs beim Super-Bowl-Champion New England Patriots gelandet. Der Deutsche sprach gegenüber SPOX über das Training im Programm, seinen Positionswechsel und die nächsten Schritte. Für seine erste Saison hat er ein klares, großes Ziel.

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International Pathway Program: Jakob Johnson zu den Patriots

Jakob Johnson über ...

... den Trainingsprozess im International Pathway Program: Wir waren dort im Januar und hatten insgesamt dann elf volle Wochen lang Training. Die waren aufgeteilt in zwei Blöcke von jeweils vier Wochen. Wir haben an der IMG Academy in Florida trainiert, das ist ein Weltklasse-Trainingskomplex. Gleichzeitig ist es aber auch ein bisschen wie ein Internat. Das ist ein wenig komisch, denn nicht nur die Jungs vom International Pathway Program trainierten dort, sondern auch die Jungs, die für die NFL Combine trainierten. Zudem waren dort ein paar Sprinter zeitweilig. Man hat dort also diese erwachsenen, hochklassigen Sportler, aber auch jede Menge High-School-Jungs, die in ihren Sportarten trainierten. Man trainiert dort also teilweise mit sehr jungen Burschen, das ist schon recht witzig.

... das Training im Detail: Das Training ist aufgeteilt in drei verschiedene Kategorien. Du hast das normale Krafttraining, dann ist ein Teil der Football-Aspekt mit Running Back Coach und Wide Receiver Coach. An einem Tag arbeiteten wir an Running Back Drills, am nächsten Tag arbeiten wir dann am Route Running und Fangen des Balls. Wir hatten außerdem das Glück, dass an manchen Tagen Leon Washington, ein NFL-Veteran, vorbeikam und mit uns an ein bisschen an Running-Back-Übungen gearbeitet hat. Und er arbeitete mit Holmes und Wade am Punt Returning und Kick Returning, denn das ist das, wofür er bekannt war in der NFL.

... den normalen Tagesablauf: Ein normaler Tag verlief so, dass man nach dem Aufstehen im Hotel gefrühstückt hat - nebenbei: das Essen war sehr gesund, aber wenn man dasselbe Essen jeden Tag über drei Monate isst, dann bist du es irgendwann leid. Nach dem Frühstück geht es dann zum Athletic Training Room, wo man mit den Physios an ein paar korrektiven Übungen arbeitet.

Anschließend geht es dann in die Football-Klassenräume, wo wir eine Stunde lang Film geschaut haben. Das könnten Aufzeichnungen von unseren Trainings sein, aber genauso gut NFL-Szenen. Holmes und Wade zum Beispiel haben noch nie Football gespielt, also sprachen wir über Protections und die ganzen Basics. Und das war auch für mich ziemlich gut, denn im College lernt man viel über Football, aber nicht unbedingt in derselben Sprache, die man in der NFL spricht.

Danach geht es aufs Footballfeld zum Training. Der härteste Teil des Tages war dann im Grunde das Aufwärmprogramm. Danach arbeitet man eineinhalb bis zwei Stunden an Football-Drills. Laufen, Fangen, Route Running, Protection. Wenn das vorbei ist, geht es zurück ins Hotel und es gibt Mittagessen. Darauf folgen ein paar Behandlungen. Das kann auch wieder eine Stunde dauern.

Am Nachmittag gibt es ein Teammeeting mit den Leuten aus dem UK-Büro, die das Pathway-Programm durchführen. Da bekommt man dann ein paar zusätzliche Informationen wie etwa "Rules of the Game", also Kleinigkeiten, die vielleicht nicht jeder kennt. Sobald das geschafft ist, geht es in den Kraftraum und anschließend eventuell nochmal in den Physioraum. Am Abend geht es wieder ins Hotel zum Essen und danach ist vielleicht noch ein Meeting mit den UK-Leuten. Da geht es dann nochmal um das Tape vom Tag. Zudem haben wir eine Art NFL-Playbook installiert, sodass wir schon mal üben können, wie es ist, ein solches zu studieren, wenn man bei einem NFL-Team landet. Es geht wirklich ausführlich darum, uns darauf vorzubereiten, was auf uns zukommt.

Jakob Johnson: Erholung durch Yoga oder Aqua-Training

... trainingsfreie Tage sowie Freizeitgestaltung: Zwischendrin haben wir ein paar Erholungstage, an denen wir dann Yoga machen. Oder wir machen Aqua-Training in einem Pool oder bekommen Massagen. Sie kümmern sich wirklich sehr um uns. Aber es war auch sehr hart, denn es war immer montags bis samstags, sechs Tage Training. Sonntags hatten wir dann aber komplett frei. Und man würde denken, dass wir dann zum Beispiel an den Strand gehen, aber am Sonntag waren wir meist schon so müde, dass wir dann doch lieber geschlafen haben oder zuhause geblieben sind.

... das Auswahlverfahren im International Pathway Program: So wie ich das verstanden habe, haben alle Teams Zugriff auf Trainings-Tapes. Aber die Hauptauswahl fand beim Pro Day statt. Wir haben im gesamten Frühjahr trainiert, also werden die Teams auch darauf geschaut haben. Aber es ging alles sehr schnell. Du trainierst drei Monate für letztlich ein 30- oder 45-minütiges Workout. Wir sind dann gegen 12.30 Uhr am Trainingskomplex der Tampa Bay Buccaneers angekommen und dann wurde direkt gemessen. Danach ging es zum Workout wie bei der Combine auch mit 40-Yard Dash und dergleichen. Dann geht es in die Position Drills. Beim Route Running hatten wir das Glück, dass wir einen Quarterback hatten, der sich auch bei IMG auf die Combine vorbereitet hat. Das war sehr gut, denn es macht schon einen großen Unterschied, wenn da einer den Ball wirft, der weiß, was er tut. Wir liefen unsere Routes, machten unsere RB-Drills und das war es dann. Danach ging es nach Hause.

... die Verkündung der Entscheidung und wie er davon erfahren hat: Unser Pro Day war am Montag und am Freitag darauf wurde uns gesagt, wer es ins Programm geschafft hat. Am Samstag bin ich zurück nach Deutschland geflogen. Ich wusste da schon, dass ich einem Team zugewiesen werde, aber nicht, welche. Am Montag danach dann wurde es gesagt, dass wir einen Anruf bekommen werden. Ich saß da mit meiner ganzen Familie. Ich glaube gegen Mittag kam dann ein Post auf Instagram, der verkündete, wer wohin geht, aber meine Familie ließ mich nicht an mein Handy und wollte, dass ich auf den Anruf warte. Ich habe es dann erst herausgefunden, als die Patriots mich tatsächlich angerufen haben. Und das war dann so gegen 20 Uhr am Abend bei uns.

Wenn man so lange auf den Anruf wartet - eigentlich wurde gesagt, dass sie um 16 Uhr deutscher Zeit anrufen würden - dann wird man schon ein wenig nervös. Ich dachte, vielleicht haben sie beschlossen, mich dann doch nicht zu nehmen. Aber letztlich musste ich nur ein wenig warten und es rief mich einer aus dem Management der Patriots an, gratulierte mir und sagte mir, wann ich dort anfangen werde.

... den weiteren Zeitplan und wann es zum Team geht: Für mich geht es an diesem Sonntag zurück nach Amerika. Am Montag dann beginnt schon das Offseason-Programm. Es geht sehr schnell, aber ich bin froh darüber. Zuhause zu sein ist auch schön - ich werde noch meine Schwestern sehen - aber jetzt, wo die Katze aus dem Sack ist, dass ich zu den Patriots gehe, versuchen auch jede Menge Leute, sich bei mir zu melden und mich zu treffen. Und ich habe gar nicht so viel Zeit und muss trainieren.

Jakob Johnson: Tight End und Fullback sehr ähnlich

... erste Einzelheiten über den Start bei den Patriots: Ich weiß schon recht genau, welche Workouts ich dort machen werde, denn einer meiner besten Freunde war vor einem Jahr bei den Patriots; einer, den ich schon seit dem College kenne. Und außerdem habe ich schon mit einigen Leuten gesprochen, die für die Patriots gespielt haben. Aber es ist schon ein Unterschied, ob dir jemand etwas erzählt oder du es selbst erlebst.

... über seinen Positionswechsel von Tight End zu Fullback: Richtig. Ich bin als Fullback gelistet. Aber Tight End und Fullback waren für mich schon immer recht ähnlich, denn ich war immer eine Art Blocking Tight End. Ich habe also schon immer viel geblockt. Und als Fullback verdient man damit ja sein Geld. Positionstechnisch wird es für mich also kein großer Unterschied sein. Aber es wird natürlich ein großer Schritt von der GFL im letzten Jahr zur NFL. Das Spiel ist sehr viel schneller, das Playbook sehr viel größer. In den Bereichen werde ich den Unterschied eher merken als bei der Frage nach der Position, die ich spiele.

... der Vorteil, bei den Patriots gelandet zu sein, da sie viel Wert auf Fullbacks legen in ihrem System: Ich glaube nicht, dass ich mir ein besseres Team hätte wünschen können. Nicht nur sind sie eines der wenigen Teams, das immer noch einen Fullback nutzt. Sie legen auch sehr viel Wert auf Special Teams, was ein Bereich ist, in dem ich im College sehr gut war. Und außerdem sind sie bekannt dafür, dass sie auch Spieler holen, die nicht so bekannt sind im College-Bereich, und die sie dann zu sehr guten Spielern machen. Also bin ich sehr aufgeregt, die Chance zu bekommen, mit ihnen zu arbeiten.

... seine Erwartungen für diese Saison und darüber hinaus: Mein Ziel ist es zunächst mal, den Sprung ins Team zu schaffen. Das ist die Einstellung, die man haben sollte. Das International Pathway Program ist ein großartiges Sicherheitsnetz, denn wir internationalen Spieler brauchen vielleicht ein wenig extra Entwicklung, aber du musst da mit der Einstellung reingehen, dass du da bist, um ins Team zu kommen. Du kannst nicht zu viel Ehrfurcht haben, um nicht alles zu geben, um ins Team zu kommen. Und wenn nicht, dann ist das Sicherheitsnetz da und wir bekommen eine Chance, in der Practice Squad zu arbeiten.

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