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Die neuen Head Coaches Part 1: Wer rettet die Quarterbacks?

SPOX blickt auf die neuen Head Coaches in der NFL.
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New York Jets

Neuer Head Coach: Adam Gase

Bisherige Coach-Erfahrung: Assistent/Recruiting Assistent LSU (2000-02/College), Scouting- und Offensiv-Assistent Lions (2003-06), QB-Coach Lions (2007), Offensiv-Assistent 49ers (2008), WR-Coach Broncos (2009-10), QB-Coach Broncos (2011-12), Offensive Coordinator Broncos (2013-14), Offensive Coordinator Bears (2015), Head Coach Dolphins (2016-18).

Was bringt Gase mit? Das Thema setzt sich fort: Offense und die Arbeit mit Quarterbacks stand auch bei Gang Green weit oben auf Prioritätenliste bei der Suche nach dem neuen Head Coach. Gase bringt Erfahrungen in der Arbeit so unterschiedlicher QB-Typen wie Tim Tebow, Peyton Manning, Jay Cutler und Ryan Tannehill mit, die eindrucksvollste Saison war fraglos die Rekorde zerschmetternde Spielzeit mit Manning in Denver.

Der erste Reflex vieler Fans ist an der Stelle, darauf hinzuweisen, dass Manning dafür verantwortlich war. "Jeder sagt, dass doch jeder Peyton Manning coachen kann", brachte es Denvers damaliger Head Coach John Fox auf den Punkt, "doch das stimmt nicht. Alle Quarterbacks wollen Antworten. Sie verstehen die Basic Reads, die täglichen Trainingseinheiten, die Bewegungen und die Basis. Aber was sie wirklich wollen, sind Antworten. Bei Peyton war das ein riesiger Faktor, und Adam hat da fantastische Arbeit geleistet."

Es ist die ideale Überleitung zu dem, was Gase vor allem mitbringt: eine ins tiefste Detail gehende Arbeit mit der Offense und vor allem dem Quarterback. Es gibt Anekdoten über stundenlange Tape-Sessions, um Mannings Fragen zu beantworten, viertelstündige Sprachnachrichten von Manning mit detaillierten Fragen am späten Abend, die beantwortet werden wollten und Mitspieler berichteten noch Jahre später von der extrem engen Beziehung zwischen Manning und Gase.

Gase lebt und atmet Football, und das erwartet er auch von seinen Spielern - und von niemandem mehr als von seinem Quarterback.

Wichtigste Baustelle: Sein interner Führungsstil. Die Jets haben einige Baustellen, die Offensive Line könnte man hier nennen, genau wie die Tatsache, dass Gang Green einen Großteil seines Receiving Corps (Kearse, Roberts, Anderson, Matthews) in der Free Agency verlieren könnte. Doch während seine merkwürdige Pressekonferenz zum Jets-Start die Runde machte sollte nicht übersehen werden, dass Gase seinen Job in Miami nicht zwangsläufig auf dem Feld verlor. Das macht ihn als Kandidaten besonders schwer einschätzbar.

Dolphins-Insider berichten von lautstarken verbalen Attacken und anderweitigem respektlosen Verhalten gegen Dolphins-Besitzer Stephen Ross, mehrere Routiniers sollen ein - gelinde gesagt - angespanntes Verhältnis zu Gase gehabt haben. Sein Play-Calling soll gelegentlich intern für Frust gesorgt haben und andere berichteten dem Miami Herald, dass er als Head Coach nicht auf dem nötigen emotionalen Level war und sich von Fehlern im Spiel zu lange runterziehen ließ.

Zumindest einige der Vorwürfe passen in das Gesamtbild, das Insider über Gase vermitteln: ein Football-Besessener, mit einer riesigen Leidenschaft für das Spiel, enormer Detail-Versessenheit und riesigem Wissen, mit der Fähigkeit, als Play-Designer und Play-Caller ohne jede Frage zu glänzen. Doch könne er seine Football-Besessenheit im sozialen Umgang nicht immer in die richtigen Bahnen lenken.

Wie viel hat er aus diesen Auseinandersetzungen gelernt? Was kann Gase bei seinem zweiten Posten als Head Coach verbessern? Wie wirkt sich das auf die Identität seines Teams aus - und wie auf seine Arbeit mit Sam Darnold?

Personelles Fragezeichen: Sam Darnold. Ganz ähnlich wie die Cardinals haben sich auch die Jets von ihrem defensiven Head Coach getrennt und einen offensiven Coach mit Quarterback-Coaching-Hintergrund als neuen Head Coach verpflichtet, um die Entwicklung des Rookie-Quarterbacks zu unterstützen. Und Gase weiß genau, wo die Priorität bei seinem neuen Job liegt.

"Alles beginne" mit Darnold, betonte Gase bei seiner Vorstellung, "und ich freue mich darauf. Er will lernen, er will, dass man mit ihm arbeitet." Und auch Darnold selbst erhofft sich einiges von der neuen Partnerschaft: "Ich könnte mich nicht mehr darauf freuen. Er hat eine enorme Leidenschaft für das Spiel, für Football generell. Und er will unbedingt mit mir und der Offense und dem ganzen Team arbeiten. Die coole Sache mit Adam ist, dass er die Spieler das machen lässt, was sie gut können."

Darnold bringt viele Werkzeuge mit, um ein Franchise-Quarterback zu werden, hat allerdings auch noch offensichtliche Schwächen, darunter eine auffällige Anfälligkeit, wenn es darum geht, in Coverage zu werfen. Die dürfte für die eine oder andere Spannung zwischen ihm und Gase sorgen, doch Darnolds Schlussphase der vergangenen Saison gibt eine vielversprechende Aussicht. Vorausgesetzt, er lässt sich auf Gases Stil ein.

Die Coordinators: Dowell Loggains (Offensive Coordinator/QB-Coach), Gregg Williams (Defensive Coordinator). Was den Offensive-Coordinator-Posten angeht, hatten sich nicht wenige einen Kandidaten gewünscht, der frische Ideen an Gase herantragen kann - doch entschied der sich für einen bekannten Weggefährten, der nicht den besten Ruf genießt.

Loggains, der in Cleveland einst eine treibende Kraft hinter dem Manziel-Pick gewesen sein soll und dessen Offense in Chicago in der ersten Saison von Mitch Trubisky alles andere als vielversprechend war, war bereits Gases QB-Coach bei den Bears sowie zuletzt sein Offensive Coordinator in Miami, in New York wird er beide Posten besetzen. Gase allerdings ist der Play-Caller. Ex-Lions-OC Jim Bob Cooter wird als neuer RB-Coach einige andere Ideen mitbringen.

Gregg Williams auf der anderen Seite ist nach einem äußerst erfolgreichen Intermezzo als Interim Head Coach der Browns auf der ganz anderen Seite des Persönlichkeits-Spektrums anzutreffen. Ein lauter, bisweilen wütender Coach, der Offenses mit Blitzing unter Druck setzen will. Sein Scheme was Aggressivität und Blitzing angeht, könnte gut zum Jets-Personal passen, er ist in jedem Fall der starke Defensive Coordinator, den der auf die Offense fokussierte Gase in seinem Stab braucht.

Besonders spannend ist aber eine Nebenstory: Joe Vitt wurde als defensiver Assistenztrainer vorgestellt - jener Joe Vitt, der während des Bounty-Gate-Skandals bei den Saints 2012 im Zuge der Liga-Untersuchungen Williams der Lüge bezichtigte und verkündete, dass die Spieler Williams nicht ernst nehmen würden. Vitt arbeitet nicht nur seit 1979 als Coach und Berater in der NFL, er ist auch Gases Schwiegervater. Und um den Kessel noch weiter unter Druck zu setzen, setzte sich Williams gegen anfängliche Gegenwehr durch und brachte seinen Sohn als Position-Coach mit.

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