NFL

NFL Third and Long: Free Agency Analyse - Johnny Manziel zu den Patriots?

Johnny Manziel arbeitet aktuell an seinem Comeback in der NFL.
© getty
Cookie-Einstellungen

Manziel zu den Pats? Quarterback-Trades? Draft? Eure Fragen:

Ihr wollt auch Fragen an die SPOX-NFL-Kolumne stellen? Das geht direkt hier an den Autor!

Federfussball Phil: Wäre Johnny Manziel nicht ein Kandidat für die Patriots? Also natürlich nur, wenn er sein Leben wirklich geordnet hat.

Zunächst vorneweg: Manziel scheint tatsächlich voll darauf fokussiert, einen Weg zurück in die NFL zu finden. Ob seine privaten Probleme wirklich der Vergangenheit angehören, ist von außen betrachtet unmöglich final zu beantworten. Den Anschein jedenfalls hat es.

Vor diesem Hintergrund bleibt die Tatsache, dass Manziel einen riesigen Medien-Zirkus mitbringen wird. Egal, wo er hingeht. Das ist grundsätzlich bei den Patriots überhaupt nicht gerne gesehen, andererseits hat New England vor einigen Jahren für eine Weile Tim Tebow unter Vertrag genommen.

Sportlich betrachtet sehe ich den Fit aber überhaupt nicht. Die Patriots können sich eine dritte, günstige Quarterback-Option hinter Brady und Hoyer im Draft holen und langsam aufbauen. Eine, die besser in ihr Scheme passt, als das bei Manziel der Fall wäre. Sprich: Ein Rhythmus-Timing-Passer mit guter Technik, schnellem Release und hohem Spielverständnis. All diese Eigenschaften waren nicht gerade Manziels Qualitäten.

Manziel benötigt: Ein Team mit klarer Hierarchie und klaren Leadern. Einen Head Coach mit deutlicher Autorität. Und einen unumstrittenen Starting-Quarterback.

Zunehmend bin ich davon überzeugt, dass Manziel aber im Laufe des Sommers eine Chance bekommt. In der CFL ohnehin, aber es ist durchaus denkbar, dass das auch in der NFL klappt. Ich denke dabei an Teams wie Seattle, Houston oder auch Dallas: Teams, die einen klaren Starter in Position haben, die gezeigt haben, dass ihre Offense eher zu Manziel passen kann und die keinen soliden Backup haben.

Julius Kowalski: Wie siehst du die Quarterbacks spät im Draft? Bringt da einer genug Upside mit, um eventuell bei den Pats irgendwann für Tom Brady zu übernehmen? Lauletta und Falk werden in dem Zusammenhang immer wieder genannt. Und wie glaubst du, stellt sich das Receiving Corps in NE auf? Momentan sind es 10 Wide Receiver.

Lauletta ist der Name, den ich immer wieder mit den Patriots in Verbindung bringe. Bringt schon eine gute Portion an Spielintelligenz mit, genau wie eine gute Beinarbeit und solides Timing. Sein Arm wird niemals in die NFL-Elite gehören - doch benötigt das ein Patriots-Quarterback, sofern wir vom aktuellen Scheme ausgehen, auch gar nicht. Von allen Kandidaten - Mike White oder Luke Falk wären ebenfalls Mid-Round-Optionen - passt Lauletta am ehesten nach New England.

Zu den Receivern: Da würde ich die Zahl nicht überbewerten. Britt, Cooks, Edelman, Hogan und Mitchell sind erst einmal die interessanten Namen, Matthew Slater und ich vermute zumindest weitestgehend auch Cordarrelle Patterson werden wir nahezu ausschließlich im Special Team sehen.

Manuel und Karsten: Sollen die Bills wirklich Haus und Hof verkaufen für einen der Top-Rookie-Quarterbacks? Oder sollten sie lieber die notwendigen Verjüngungen und Verstärkungen des Teams (Wide Receiver, Linebacker etc.) angehen? Es handelt sich bei den zur Auswahl stehenden ja eher um Projekte, direkt helfen würden aber sicher u.a. Barkley, Chubb, Fritzpatrick, Webb. Wäre es nicht sinnvoller, Spieler nach Qualität und Bedarf zu draften?

Zwar bezieht sich die erste Frage konkret auf Buffalo, während die zweite Frage einen allgemeineren Ansatz hat. Allerdings kann man beide gut unter einen Hut packen: Ich bin grundsätzlich ein großer Fan davon, den besten verfügbaren Spieler auf dem eigenen Board auszuwählen. Allerdings kommt das immer mit dem Zusatz, dass der Quarterback über dieser Regel steht.

Teams ohne Franchise- beziehungsweise in etwa Top-12-Quarterback sind hier, wenn wir vom ultimativen Ziel des Titels sprechen, immer massiv im Nachteil. Man kann versuchen, ein sehr gutes Team aufzubauen und dann zu hoffen, dass man irgendwie um das Quarterback-Vakuum herum coachen kann. Dieser Ansatz aber setzt ja auch erst einmal voraus, dass die hohen Draft-Picks dann auch einschlagen und dass der Supporting Cast so stark ist, dass das Quarterback-Defizit tatsächlich aufgefangen werden kann.

Doch selbst dann ist die Position zu dominant, zu wichtig, als dass man sich ihrer Bedeutung dauerhaft entziehen und langfristig "anders" gewinnen kann. Das bedeutet nicht, dass man ziellos Geld und Draft-Picks in Quarterbacks investieren soll. Aber es bedeutet sehr wohl, dass der Preis insbesondere in Form von Draft-Picks eigentlich nicht zu hoch sein kann, wenn man sicher ist, dass man den Franchise-QB gefunden hat.

Und natürlich ist es teuer, den Quarterback zu bekommen. Man muss immer eine "Steuer" zahlen: Sei es finanzieller Natur - wie die Vikings gerade bei Cousins - oder sportlicher Natur - wie Cleveland mit seiner verheerenden Saison - oder eben in Form von Draft-Pick-Trades, so wie Philly für Wentz, wie die Rams für Goff, wie Chicago für Trubisky und wie (mutmaßlich) die Jets und die Bills in diesem Jahr. Das bringt die Gewichtung der Position schlicht mit sich.

Niklas Fehlemann und Nico Bellic: Wie schätzt du die Situation um Lamar Jackson ein? Welches Team könnte Sinn machen, und seine Offense an ihn anpassen? Wie wahrscheinlich siehst du es, dass er aus der Ersten Runde fällt? Was hältst du von den Gerüchten, dass Houston sich Lamar Jackson holen will, falls er soweit fällt?

Der Punkt mit Jackson ist: Ihn zu draften macht nur Sinn, wenn man bereit ist, sein System an ihn anzupassen. Der erste Vergleich hier ist Deshaun Watson, für den Houston seine Offense drastisch umbaute. Jackson wird noch an seiner Technik arbeiten müssen, um ein konstanterer Passer zu werden, doch wenn ein Team gewillt ist, seine spektakuläre Athletik mit in das Scheme einzubauen, wird ihm die Anpassung an die NFL leichter fallen.

Wer käme dafür in Frage? Möglicherweise schlägt ein Team wie Baltimore oder die Chargers zu, um Jackson perspektivisch aufzubauen. Davon ausgehend, dass Buffalo mit seiner Pick-Munition noch weiter nach oben geht, könnte Arizona aber in beiderseitigem Interesse der passendste Kandidat sein.

In dem Szenario nämlich würden die Cardinals, die dringend eine langfristige Quarterback-Lösung brauchen, bei den Top-4-Passern wohl definitiv außen vor bleiben. Jackson wäre dann die bestmögliche "übrige" Option - und Arizona ist unter neuem Offensive Coordinator und mit mehreren Bereichen der Offense im Umbruch in der Lage, sein Scheme perspektivisch an Jackson anzupassen. Da es einen frühen Run auf Quarterbacks geben wird, gehe ich davon aus, dass Jackson in der zweiten Hälfte der ersten Runde vom Board kommt.

Sollte Jackson tatsächlich bis zu den Texans - die ja keinen Pick in den ersten beiden Runden haben - fallen, wäre das einerseits eine echte Sensation; andererseits aber für Houston auch eine Chance, einen spektakulären Backup zu haben. Immerhin kommt Watson von einem Kreuzbandriss zurück. Ich denke aber, dass die Texans ihre wenigen Picks dieses Jahr in sofortige Impact-Spieler stecken wollen und kein Problem damit haben, hinter Watson weniger Qualität aufzubieten.

Johannes Pressler: Was bedeutet der JPP-Trade für den Draft und die weitere Offseason der Giants?

Der JPP-Trade zeigt zunächst einmal, dass der neue Giants-Boss Dave Gettleman gesehen hat, dass Pierre-Pauls erst im Vorjahr unterschriebener Vertrag (4 Jahre, 62 Mio. maximal, 40 Mio. garantiert) seinen Leistungen nicht mehr entspricht - und demnach erleichtert gewesen sein dürfte, als Tampa ihm sogar einen Drittrunden-Pick anbot. Zusätzlich würde JPP in das Scheme des neuen Defensive Coordinator James Bettcher nicht wirklich gut passen.

Die Geld-Leistungs-Schere dürfte die maßgebliche Motivation hinter dem Trade aus Giants-Sicht gewesen sein, während Tampa dringend noch mehr Tiefe für die Defensive Line benötigte. Mit Blick auf den Draft - natürlich wurde schnell spekuliert, dass Top-Pass-Rusher Bradley Chubb jetzt nach New York geht - würde ich daher nicht allzu viel überinterpretieren. New York hat auch in diesem Jahr wieder einiges an Geld in der Free Agency ausgegeben, primär für Left Tackle Nate Solder.

Mit Landon Collins und Odell Beckham gehen zudem zwei sportliche Säulen des Teams in ihr letztes Vertragsjahr, für die früher oder später finanzieller Spielraum her muss. Die Giants hätten Pierre-Paul nicht entlassen müssen, um Chubb zu draften. Umso weniger, falls man die kommende Saison als letzten großen Angriff mit Eli Manning betrachtet. Das legt rein finanzielle Motive nahe - und im Umkehrschluss sollte die JPP-Entlassung keine Auswirkungen auf den Draft-Plan mit dem Nummer-2-Pick haben.

Federico Juanores: Wie stark ist Tramon Williams wirklich noch? Und was ist deine Vermutung zum weiteren Vorgehen der Packers in der Free Agency und im Draft bezüglich der Defense, vor allem der Secondary?

Williams hatte in der vergangenen Saison eine der undankbareren Aufgaben für einen NFL-Verteidiger: In der aggressiven, auf Man Coverage bauenden Cardinals-Defense die Rolle des Cornerbacks gegenüber von Patrick Peterson - den Quarterbacks inzwischen zunehmend seltener testen. Und die Aufgabe hat Williams extrem gut gemeistert.

Bei Pässen in seine Richtung ließ er laut Pro Football Focus ein Passer Rating von lediglich 58,4 zu, konkret in Man Coverage listet PFF ihn bei 21 Targets - und einem zugelassenen Passer Rating von 1,0. Für den künftig aggressiveren Ansatz in Green Bay also ideal. Williams war die beste Cornerback-Lösung gegenüber von Peterson seit einer ganzen Weile und ich kann mir die Tatsache, dass Arizona ihn hat gehen lassen, nur mit seinem Alter in Kombination mit dem Umbruch, der gerade bei den Cardinals stattfindet, erklären.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema