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"Die Frauen sind die wahren MVPs"

SID
Auf Björn Werner kommt in der neuen Saison in der Colts-Defense eine andere Rolle zu
© getty

It's time for Björn Werners Pass Rush! In der vierten Ausgabe des Jahres blickt der Defensive End der Indianapolis Colts auf die harte Saisonvorbereitung zurück und erklärt seine neue Rolle. Das wachsende NFL-Interesse in Deutschland begeistert den gebürtigen Berliner, außerdem gewährt er Einblicke in die deutschen NFL-Bande - und gibt seinen Super-Bowl-Tipp ab.

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es wird ernst! Die Verantwortlichen haben jetzt die letzten Cuts gemacht und das Team ist auf den finalen Kader reduziert worden. Persönlich ist das immer hart das zu sehen, weil Leute ihren Job verlieren. Freunde, die du gewonnen hast, gehen schnell wieder.

Meine eigene Rolle sieht inzwischen ein bisschen anders aus, ich werde häufiger gegen den Run eingesetzt. Im letzten Jahr, als Robert Mathis verletzt ausfiel, war ich noch Rush-Linebacker. Unser Kader ist jetzt sehr tief, unsere Ersatzspieler sind wirklich stark. Das hatten wir noch nie: Wenn sich jemand verletzt und der Ersatzspieler ran muss, haben wir keinen Leistungsabfall. Das ist extrem wichtig, denn es ist ein langer Weg in den Super Bowl und Verletzungen gibt es jedes Jahr.

Werner-Kolumne: Football, Fernstudium, Vaterfreuden

Natürlich würde ich gerne möglichst viel spielen, aber meine Rolle liegt jetzt auch im Special Team, zudem rotiere ich mehr rein. Ich werde allerdings auf meine Chancen warten und alles geben. Denn am Ende des Tages wollen wir alle gemeinsam als Team den Super Bowl gewinnen.

Ich bin einfach froh die Chance zu haben, in der NFL zu spielen und auf dem Football-Feld zu stehen. Egal, in welcher Situation das ist: Ich werde es einfach genießen. Und wenn die Coaches denken, dass ich etwas nicht kann, werde ich versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. So muss deine Einstellung in der NFL sein.

In Deutschland bewegt sich was

Ich bekomme auch mit, dass in Deutschland jetzt mehr NFL-Spiele zu sehen sind. Da muss ich immer an meine Kindheit zurück denken, als ich 13, 14 Jahre alt war. Ich wollte immer Football schauen, aber wir hatten kein Geld für Pay-TV. Deswegen saß ich am nächsten Tag immer am Computer und habe mir die Highlights angeschaut.

Aber es hätte für mich nichts Geileres gegeben, als einfach Footballspiele schauen zu können! Die Leute, die sich den Game-Pass nicht leisten können, die freuen sich darüber - ob mit deutschem, oder US-Originalkommentar. Beides ist super! Ich bin wirklich begeistert, dass das im Moment in Deutschland so abgeht.

Ich sehe dann zudem immer, wie das so vor sechs, sieben Jahren war - selbst die NFL Europe hat nur wenige interessiert. Aber heute siehst du in Deutschland überall Leute auf der Straße, die ein NFL-Team repräsentieren, ob mit einem Shirt oder mit einer Mütze. Es ist schön zu sehen, dass sich endlich etwas in diese Richtung bewegt.

Enges Band unter den Deutschen hier

Wir bekommen außerdem auch immer mehr Deutsche in die NFL, es gibt jetzt schon wieder einige Jungs im College, die in den nächsten Jahren die Chance auf den Sprung in die NFL haben. Mit Kasim Edebali beispielsweise bin ich wirklich dicke, wir sind den Weg zusammen gegangen. Wir waren gleichzeitig in der High School und haben im College gegeneinander gespielt, wir waren zusammen bei der Nationalmannschaft.

Dadurch wurden wir wirklich enge Freunde. Mark Nzeocha war ebenfalls mit mir bei der Nationalmannschaft, mit Markus Kuhn habe ich auch jedes Jahr gespielt. Das sind alles echt korrekte Typen. Sebastian Vollmer ist in der gleichen Agentur, wir schreiben ab und zu hin und her. Jeder hat Kontakt mit jedem und ich glaube jeder ist stolz auf den anderen, weil wir wissen wie hart es war, hier rüber zu kommen.

Aber die wirklichen MVPs der NFL-Spieler sind die Frauen, die zuhause alles managen - ich selbst bin inzwischen ja auch Vater. Wir Spieler haben immer Zeitdruck und sind immer weg, und dann hast du zuhause eine wunderschöne Frau, die auf dein Kind aufpasst und alles regelt, dass du keinen Stress daheim hast. Das sind die wahren MVPs.

Zum revidierten Brady-Urteil will ich nur kurz etwas sagen: Mit dem ganzen DeflateGate-Thema ist inzwischen jeder Spieler fertig, da redet intern keiner mehr drüber. Hoffentlich ist das jetzt vorbei, es ist eine neue Saison. Uns ist das wirklich egal, weil für uns ändert das alles nichts. Wir haben das komplett abgehakt.

Super-Bowl-Tipp? Colts natürlich!

Schließlich sind wir jetzt in den Vorbereitungen auf den Saisonstart gegen die Buffalo Bills. Das ist ein sehr gutes Team mit einem starken Quarterback, der sehr athletisch ist. Da müssen wir sehr aufpassen, auf seinen Arm, aber auch darauf, dass er mit dem Ball laufen kann. Ich selbst habe noch nie in Buffalo gespielt, aber habe gehört, dass die Fans sehr laut sind. Das ganze Team und ich persönlich sind einfach bereit für die neue Saison.

So eine Preseason mit dem Training Camp ist immer anstrengend und man ist doch froh, wenn das vorbei ist. Jede Woche ist sehr ähnlich, man hat einen bestimmten Schedule. Jetzt zählen die Spiele endlich wieder. Ich bin so ready, wie es geht. Endlich geht es wieder los. Oder wie wir hier sagen: Die Mission startet. Es gibt nur ein Ziel!

Einen Super-Bowl-Tipp habe ich daher natürlich auch noch, kurz gesagt: Die Colts gewinnen das Ding!

Bis bald!

Euer Björn

Björn Werner, geboren am 30. August 1990 in Berlin, wurde im NFL-Draft 2013 in der 1. Runde mit dem 24. Pick von den Indianapolis Colts gezogen. 2015 geht der Defensive End, der am College für die Florida State Seminoles spielte, in seine dritte NFL-Saison.

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