NFL

Der Schocker des Jahres

Von SPOX
Indianapolis Colts feiern ihren Comeback-Sieg gegen die New England Patriots
© Getty

Die Colts besiegen in einem irren Spiel die Patriots, weil sich Bill Belichick unglaublich vercoacht. Cincinnati gewinnt derweil beim Champion aus Pittsburgh und beweist eindrucksvoll, wie stark es ist. New Orleans entkommt einer Blamage, in Washington gibt es einen irren Spielzug - und Tony Romo darf wieder zum Friseur.

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Cleveland Browns (1-8) - Baltimore Ravens (5-4) 0:16 (0:0, 0:0, 0:16, 0:0)

Es war irgendwie alles hässlich an diesem Monday Night Game. Das Spiel an sich, das magere Ergebnis - es wurde nur in einem Viertel gepunktet - und dazu noch zwei üble Fouls.

Das erste davon ging auf das Konto von Browns-Quarterback Brady Quinn (13/31, 99 Yards, 0 TD, 2 INT). Nach einem Ballverlust rollte er ins Knie von Ravens-Linebacker Terrell Suggs hinein. Der humpelte daraufhin vom Feld. Möglich, dass er sich schwerer am Knie verletzt hat.

"Das war ein illegaler Hit", wütete Suggs' Linebacker-Kollege Ray Lewis. "Ganz klar unter der Gürtellinie. Der Quarterback liegt auf dem Boden und geht auf das Knie eines anderen los, der nicht einmal den Ball hat. Ich bin gespannt, wie hoch er dafür bestraft wird." Quinn beteuerte, Suggs auf keinen Fall mit Absicht erwischt zu haben. "Ich wollte den Ballträger erwischen. Suggs habe ich erst im allerletzten Moment gesehen", sagte er.

Das zweite üble Foul beging Ravens-Defensive-End Dwan Edwards. Er verpasste Browns-Receiver Josh Cribbs einen üblen Hit auf das Kinn. Cribbs blieb liegen und musste mit der Trage vom Feld und danach zur Vorsicht ins Krankenhaus gebracht werden. "Er hat Gefühl und Beweglichkeit in allen Körperteilen", beruhigte Browns-Coach Eric Mangini.

Über das Spiel selbst gibt es so gut wie nichts zu sagen. "Das war nicht schön. Ein hässlicher Sieg, aber so ist es nun mal manchmal in der NFL", sagte Ravens-Quarterback Joe Flacco (13/18, 155 Yards, 0 TD, 0 INT). Dem ist nichts hinzuzufügen.

Indianapolis Colts (9-0) - New England Patriots (6-3) 35:34 (7:7, 7:17, 0:0, 21:10)

Über dieses Football-Spiel wird man noch lange lange Zeit reden! Wer es nicht gesehen hat, glaubt nicht, was in Indianapolis alles passiert ist. Aber der Reihe nach. Die Patriots haben das Spiel lange total im Griff. Tom Brady und Co. führen im zweiten Viertel mit 24:7, sie führen im Schlussviertel mit 31:14. Es läuft perfekt. Brady (29/42, 375 Yards, 3 TD, 1 INT) und Randy Moss (9 catches, 179 Yards, 2 TD) nehmen die Colts-Defense auseinander, auch weil LT Sebastian Vollmer einen absolut herausragenden Job macht.

Die Colts fighten angeführt von Peyton Manning (28/44, 327 Yards, 4 TD, 2 INT) zurück und verkürzen 2:23 Minuten vor dem Ende durch einen 4-Yard-Run von Joseph Addai auf 28:34. Die Patriots bekommen den Ball zurück, mit ein paar First Downs können sie das Spiel zu ihren Gunsten entscheiden. Doch ein Brady-Pass beim dritten Versuch ist unvollständig. Jeder Mensch auf der ganzen Welt denkt, dass New England tief in der eigenen Hälfte natürlich punten wird, so dass Manning und die Colts über das ganze Feld marschieren müssen. Aber was macht Bill Belichick? Der Pats-Headcoach lässt tatsächlich den vierten Versuch ausspielen - und er vercoacht sich jämmerlich.

Kevin Faulk fängt zwar den Brady-Pass, aber für das First Down fehlt ein Yard. Folge: Indy bekommt den Ball an der 30-Yard-Linie. Klar, dass sich Manning diese Chance nicht entgehen lässt. 13 Sekunden vor Ende findet er Reggie Wayne in der Endzone. Touchdown Colts! Matt Stover besorgt den Extra-Punkt und Indianapolis gewinnt das Spiel 35:34. Über diese Coaching-Entscheidung wird noch sehr lange zu reden sein. Eins ist klar: Dieses Spiel hat alles gehalten, was es versprochen hatte.

Pittsburgh Steelers (6-3) - Cincinnati Bengals (7-2) 12:18 (3:6, 6:0, 0:6, 3:6)

Hammerhartes Spiel im Heinz Field. Defense, Defense, und noch mal Defense. Die Steelers mussten sich viermal in der Red Zone mit Field Goals von Jeff Reed zufrieden geben (28, 33, 35, 34) - für die Bengals-Punkte sorgten Shayne Graham (23, 32, 32, 43) und Bernard Scott (96-Yard-Kickoff-Return-TD).

Wer vor dem Spiel immer noch nicht glaubte, dass es Cincinnati drauf hat, der weiß es jetzt. Die Bengals-Defense spielte unglaublich und setzte Ben Roethlisberger (20/40, 174 Yards, 1 INT) die ganze Partie über unter Druck. Bezeichnend war der letzte Drive der Steelers, der mit vier unvollständigen Pässen endete. Cincy hat Baltimore zweimal geschlagen, Cincy hat den amtierenden Champion zweimal geschlagen: Cincy ist in dieser Saison alles zuzutrauen.

Beide Teams mussten während des Spiels auf einen ganz wichtigen Spieler verzichten. Bei den Steelers verletzte sich Star-Safety Troy Polamalu erneut am linken Knie, bei den Bengals zog sich RB Cedric Benson im zweiten Viertel eine Hüftverletzung zu.

Carolina Panthers (4-5) - Atlanta Falcons (5-4) 28:19 (7:3, 14:7, 0:3, 7:6)

Die Panthers leben noch. Gegen Atlanta überzeugte nicht wie sonst immer nur Carolinas Running-Game (2 Touchdowns von Jonathan Stewart), diesmal funktionierte auch der Luft-Angriff. Jake Delhomme (15/24, 195 Yards, 2 TD) warf zwei TD-Pässe auf Steve Smith.

Die Falcons auf der anderen Seite haben zwei große Sorgen. QB Matt Ryan (22/41, 224 Yards, 1 TD, 2 INT) spielt in seinem zweiten Jahr nicht mehr so fehlerfrei wie in seiner Rookie-Saison. Und dann fiel RB Michael Turner nach ganz starkem Beginn (9 carries, 111 Yards) in Carolina auch noch mit einer Knöchelverletzung aus. Stewart entschied die Partie mit einem 45-Yard-TD-Lauf zwei Minuten vor Ende des Spiels.

Miami Dolphins (4-5) - Tampa Bay Buccaneers (1-8) 25:23 (6:3, 13:3, 0:3, 6:14)

Ganz seltsames Spiel in Miami. Lange sah es nach einem lockeren Erfolg für die Dolphins aus, aber im letzten Viertel wurde es dann plötzlich wild. Ein 33-Yard-TD-Pass von Josh Freeman auf Maurice Stovall brachte die Bucs zurück ins Spiel und eine Minute vor Schluss lagen sie nach einem 1-Yard-TD-Run von Carnell Williams sogar vorne. Die Dolphins behielten aber die Ruhe und retteten den Sieg dank eines 25-Yard-FGs von Dan Carpenter.

Minnesota Vikings (8-1) - Detroit Lions (1-8) 27:10 (3:0, 7:3, 7:7, 10:0)

Die Geschichte des Spiels in Kurzform: Adrian Peterson (133 Yards, 2 TD) rennt durch die Lions-Defense durch, die Lions um Matthew Stafford (8-Yard-TD-Pass auf Will Heller) halten sich respektabel, aber im letzten Viertel dreht Brett Favre (20/29, 344 Yards, 1 TD) mal kurz auf und entscheidet das Spiel mit einem 8-Yard-TD-Pass auf Jeff Dugan. Mann des Spiels: Sidney Rice (7 catches, 201 Yards). Minny macht einen Haken unter den Pflichtsieg.

New York Jets (4-5) - Jacksonville Jaguars (5-4)  22:24 (10:7, 3:14, 0:0, 9:3)

Schon wieder eine ganz bittere Pleite für die Jets. Da kämpfen sie sich nach einem 11-Punkte-Rückstand zurück und gehen fünf Minuten vor Schluss durch einen 5-Yard-TD-Lauf von Thomas Jones in Führung, müssen aber dann zusehen, wie Josh Scobee Jacksonville in der Schlusssekunde aus 21 Yards zum Sieg kickt. Maurice Jones-Drew war zuvor so clever gewesen, nicht den sicheren TD zu erzielen, sondern an der 1-Yard-Linie "anzuhalten", um die Zeit runterticken zu lassen.

Die Jets hatten den Sieg einfach auch nicht verdient. Weil Rookie-QB Mark Sanchez (16/30, 212 Yards, 1 TD, 2 INT) schlechter war als David Garrard (16/26, 221 Yards, 1 TD - 1 Rushing-TD) und weil Thomas Jones (21 carries, 77 Yards, 1 TD) von Jones-Drew (24 carries, 123 Yards, 1 TD) in den Schatten gestellt wurde.

St. Louis Rams (1-8) - New Orleans Saints (9-0) 23:28 (0:0, 14:14, 3:7, 6:7)

Ganz schön überraschend enges Spiel in St. Louis! Waren das wirklich die miesen Rams, die da spielten? St. Louis war statistisch gesehen sogar das bessere Team (434-420 Yards). Marc Bulger (26/40, 298 Yards, 2 TD, 1 INT) machte weniger Fehler als Drew Brees (18/26, 223 Yards, 2 TD, 2 INT) und RB Steven Jackson (26 carries, 131 Yards, 1 TD) deckte erneut die Anfälligkeit der Saints in der Run-Defense auf. Den Unterschied machte ein 97-Yard-Kickoff-Return-TD von Courtney Roby zu Beginn des dritten Viertels. Außerdem präsentierte sich Reggie Bush (2 TD) stark. Trotzdem: Noch einmal Glück gehabt, Saints!

Tennessee Titans (3-6) - Buffalo Bills (3-6) 41:17 (14:7, 3:7, 0:3, 24:0)

Here come the Titans! Nach dem katastrophalen 0-6-Start feierte Tennessee den dritten Sieg in Serie. Seit Vince Young auf der QB-Position Kerry Collins ersetzt hat, läuft es plötzlich. Größter Grund für den Aufschwung ist aber RB Chris Johnson (26 carries, 132 Yards, 2 TD - 9 catches, 100 Yards), der auch gegen Buffalo einfach nur überragend war. Lee Evans fing zwei TD-Pässe für die Bills, Terrell Owens (3 catches) blieb blass, machte aber Johnson eine Freude und schenkte ihm nach dem Spiel sein Trikot.

Washington Redskins (3-6) - Denver Broncos (6-3) 27:17 (7:14, 7:3, 0:0, 13:0)

Bei den Broncos schrillen nach der dritten Pleite in Serie die Alarmglocken. Zur Pause sah es noch gut aus, aber dann musste der zuvor stark spielende Kyle Orton (40-Yard-TD-Pass und 75-Yard-TD-Pass auf Brandon Marshall) wegen eines verstauchten Knöchels raus und sein Ersatz Chris Simms (3/13, 13 Yards, 1 INT) tat sich mehr als schwer. Redskins-RB Ladell Betts (26 carries, 114 Yards), der für den verletzten Clinton Portis (Gehirnerschütterung, erstes verpasstes Spiel nach 40 Starts in Serie) einsprang, sorgte mit einem 1-Yard-TD-Run knapp drei Minuten vor Ende für die Entscheidung.

Highlight des Spiels war aber der 35-Yard-TD-Pass von Punter Hunter Smith auf Fullback Mike Sellers. Folgendes Szenario: 4th and 20 an der 35-Yard-Linie, die Redskins stehen zum FG bereit. TE Todd Yoder stellt sich plötzlich als Receiver auf, jeder weiß also, es kommt ein Trickspielzug. Doch dann nimmt Washington eine Auszeit, weil nur 10 Mann auf dem Feld waren. Denver dachte, dass die Redskins das nach der Auszeit unmöglich noch mal probieren werden, taten sie aber doch - und es klappte auch noch. Der helle Wahnsinn.

Oakland Raiders (2-7) - Kansas City Chiefs (2-7) 10:16 (10:3, 0:10, 0:0, 0:3)

Ein Spiel, das die Welt nicht braucht. Der Vollständigkeit halber aber hier die Kurz-Zusammenfassung: Oakland mit dem besseren Start (1-Yard-TD-Run von Justin Fargas), Kansas City kommt durch Jamaal Charles (44-Yard-TD-Run) zurück und dann ist es Ryan Succop, der mit seinen Field Goals das Spiel entscheidet. Ach ja, die Raiders und ihre Quarterbacks... Die Stats diesmal: JaMarcus Russell (9/14, 63 Yards), Bruce Gradkowski (4/8, 46 Yards, 2 INT).

Arizona Cardinals (6-3) - Seattle Seahawks (3-6) 31:20 (0:7, 10:10, 7:0 14:3)

Als ein 31 Yard-Pass von Matt Hasselbeck auf John Carlson im zweiten Viertel den Score auf 14:0 Seahawks stellt, kommt in Arizona kurzzeitig Panik auf, aber danach machen die Cardinals ernst. Ein 10-Yard-Lauf von Rookie Beanie Wells gleicht das Spiel im dritten Viertel aus, ein 13-Yard-Lauf von Wells bringt den Cards im Schlussviertel die Führung - und dann kommen auch noch Kurt Warner (29/38, 340 Yards, 2 TD) und Larry Fitzgerald (18-Yard-TD-Catch) zu ihrer Show.

San Diego Chargers (6-3) - Philadelphia Eagles (5-4) 31:23 (7:0, 7:6, 14:3, 3:14)

Ziemlich eindeutige Sache in San Diego. Zwei TD-Pässe von Philip Rivers (20/25, 231 Yards), zwei TD-Läufe von LaDainian Tomlinson (24 carries, 96 Yards) - die Chargers zogen auf 28:9 davon, ehe Philly im letzten Viertel noch einmal aufwachte. Es war aber zu spät für die Eagles, da konnte sich Donovan McNabb (35/55, 450 Yards, 2 TD, 1 INT) die Finger kaputt werfen, wie er wollte.

Besonders schlimm für Philly: RB Brian Westbrook, der die letzten Spiele wegen einer Gehirnerschütterung verpasst hatte, zog sich schon wieder die nächste Gehirnerschütterung zu. Tomlinson auf der anderen Seite hatte vor dem Spiel einen Motivationsschub der besonderen Art erhalten. Seine Frau hatte ihm ein Geschenk in die Umkleide gelegt, es war ein Schwangerschaftstest...

Green Bay Packers (5-4) - Dallas Cowboys (6-3) 17:7 (0:0, 3:0, 0:0, 14:7)

Wahnsinns-Fight im Lambeau Field! Es dauerte eine Ewigkeit, bis Mason Crosby mit einem 48-Yard-FG die ersten Punkte des Spiels erzielte. Im Schlussviertel entschieden die Packers das Spiel, Aaron Rodgers enschied das Spiel. Der Packers-QB erlief einen TD selbst und warf dann einen 2-Yard-Pass auf TE Spencer Havner.

Den Rest besorgte die starke Packers-Defense, die in Person von Charles Woodson drei Turnovers forcierte. Erst 38 Sekunden vor Ende verhinderte Tony Romo (24/39, 251 Yards, 1 TD, 1 INT) mit seinem TD-Pass auf Roy Williams einen Shutout der Cowboys. Romo kann jetzt übrigens wieder zum Friseur. Er wollte die Haare wachsen lassen, solange Dallas gewinnt...

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