NBA

Mavs-Comeback im Offensivspektakel

Von Martin Gödderz
Mit 35 Punkten stellte Dirk Nowitzki eine persönliche Saisonbestmarke auf
© getty

Scheinbar aussichtslos lagen die Dallas Mavericks (8-4) vor dem letzten Viertel bereits gegen die Houston Rockets (8-5) hinten. Defensiv funktionierte nichts. Doch dann starteten die Mavs angeführt von Nowitzki und Ellis ein furioses Comeback, das im 123:120-Sieg (BOXSCORE) gipfelte. In einem von spektakulären Offensivaktionen geprägten Spiel purzelten gleich mehrere persönliche Saisonbestmarken.

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Die Dallas Mavericks konnten sich während des gesamten Spiels, insbesondere aber bei der Aufholjagd am Ende auf ihr potentes Scoring-Duo verlassen. Monta Ellis war mit 37 Punkten (13/18 FG, 8 Assists) der Top-Scorer der Begegnung und stellte eine persönliche Saisonbestmarke auf, ebenso wie Dirk Nowitzki, der am Ende auf 35 Punkte (13/20 FG) und 7 Rebounds kam.

Unterstützt wurden die beiden Stars der Mavericks von Shawn Marion, der 13 Punkte auflegte (5/8 FG) und am Ende mit seiner unnachahmlichen Wurftechnik den entscheidenden Dreier zur Führung verwandelte. Auch Jose Calderon kam auf 13 Punkte und blieb am Ende eiskalt von der Freiwurflinie. Samuel Dalembert kam auf 6 Punkte, 10 Rebounds und 4 Blocks, offenbarte aber enorme Probleme in der Verteidigung.

Dass Dalembert vor unlösbare Probleme gestellt wurde, lag vor allem an einem Mann: Dwight Howard. Der Rockets-Center verwandelte 12 seiner 16 Würfe aus dem Feld und stand am Ende bei 33 Punkten. Auch das ist eine persönliche Saisonbestmarke. Dazu sammelte Howard 11 Rebounds und verwandelte 9 seiner 13 Freiwürfe. Ebenfalls überragend agierte Chandler Parsons in der Offensive. Der Small Forward der Rockets kam auf 21 Punkte, 11 Assists und 4 Steals.

Terrence Jones sorgte mit einigen spektakulären Dunks für Highlights und stand am Ende bei 18 Punkten (8/13 FG). James Harden kam auf 23 Punkte (6/14 FG) und 8 Assists, haderte aber häufig mit den Entscheidungen der Referees und agierte am Ende glücklos, als er einen entscheidenden Freiwurf sowie den Dreier am Ende vergab.

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Die Reaktionen

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) zu Teamkollege Monta Ellis: "Er ist aggressiv, er wirft den Ball sehr gut und überlegt, aber was wirklich toll ist, dass er so viele Sachen für uns andere macht. Er macht uns alle besser."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): Es wäre leicht gewesen, die Köpfe hängen zu lassen und aufzugeben, aber diese Jungs sind nicht so. Sie machen sowas nicht."

Dwight Howard (Houston Rockets): "Im vierten Viertel haben wir einfach aufgehört das zu tun, was wir die ersten drei Viertel gemacht haben. Wir müssen einfach lesen, wie andere Teams gegen uns spielen. Wir haben ein so junges Team. Wir müssen begreifen, was wir alles können als Team."

Kevin McHale (Trainer Houston Rockets): "Wir haben sie nie in den Griff bekommen. Wir haben sie einfach das gesamte Spiel über nicht in den Griff bekommen. Dirk und Ellis konnten machen, was sie wollten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Nach dem missglückten Crowder-Experiment kehrt Rick Carlisle wieder zu seiner gewohnten Starting Five zurück mit Sam Dalembert als Center. Um ihn herum spielen Calderon, Ellis, Marion und Nowitzki. Kevin McHale vertraut auf die seit drei Spielen ungeschlagene Startformation bestehend aus Beverley, Harden, Parsons, Jones und Howard.

4.: Das geht ja gut los. Dreier-Shootout auf beiden Seiten. Parsons versenkt zwei offene Dreier für die Rockets, Harden schließt sich an und versenkt ebenfalls einen Dreier. Auf der Gegenseite denken sich Marion und Nowitzki: "Was ihr könnt, können wir schon lange" und hauen ebenfalls zwei Dreier in die Maschen. 15:12 Rockets.

11.: Die Pace ist weiter verdammt hoch. Schöner Spielzug jetzt der Mavs. Rookie Shane Larkin führt den Ball im Angriff und gibt weiter zu Carter. In der Zeit läuft Nowitzki geschickt um den Screen und steht völlig frei in der Zone. Carter spielt ihn an. Der Korbleger ist drin. Dirk jetzt schon mit 11 Punkten. 35:26 Rockets.

16.: Das geht alles zu leicht für die Rockets. Houston spielt gut zusammen in der Offensive. Mal wieder ist die Zone völlig unbesetzt und Ömer Asik muss völlig frei nur noch stopfen. Auf der Gegenseite lässt Shane Larkin aufhorchen. Zweiter Dreier in Folge für den Rookie! 43:36 Rockets.

21.: Calderon steht fast im Seitenaus, nimmt aber den Dreier über Beverley. Und trifft! Ganz stark. Im Gegenzug pennen die Mavs aber wieder in der Defensive. Parsons und Harden laufen alleine gegen Carter den Fastbreak. Parsons legt schön im Rücken auf Harden ab, der hebt unbedrängt ab und haut den Dunk mit Urgewalt in die Maschen. 56:48 Rockets.

27.: Howard vernascht Dalembert ein ums andere Mal. Er schnappt den Ball mit dem Rücken zum Korb, postet auf, dreht sich um Dalembert und verwandelt den Hookshot. Howard hat bislang jeden seiner 10 Versuche aus dem Feld verwandelt! 77:66 Rockets.

32.: Sehr kritischer Moment für die Mavs. Offensiv stockt der Motor und defensiv kriegt man die Rockets noch immer nicht ansatzweise unter Kontrolle. James Harden steht an der Freiwurflinie und sorgt mit zwei verwandelten Freiwürfen für das 89:72 für die Rockets.

38.: Die Mavs müssen ihre offenen Dreier treffen, wenn sie noch rankommen wollen. Erst vergibt Nowitzki freistehend, dann produziert Carter fast einen Air Ball bei seinem völlig offenen Dreierversuch. Immerhin ist Nowitzki jetzt zweimal aus der Mitteldistanz zur Stelle. 101:93 Rockets.

42.: Die Mavs laufen heiß! Harden rennt sich in der Offensive fest und produziert den Turnover. Dallas im Fastbreak mit Ellis und Carter. Der bärenstarke Ellis versenkt den Korbleger und macht seine Punkte 34 und 35. Dallas ist auf drei Punkte ran. Nur noch 104:101 Rockets.

46.: Nowitzki klaut Howard den Ball und leitet den Fastbreak ein. Ellis spielt auf Marion und der stopft den Ball ohne Gegenwehr. Das American Airlines Center lebt. Nur noch 119:118 Rockets.

48.: Marion bringt die Mavs per T-Rex-Dreier aus der Ecke in Führung. Harden trifft im Anschluss nur einen seiner zwei Freiwürfe und Dallas führt mit einem Punkt 8 Sekunden vor Schluss und bekommt Calderon an die Freiwurflinie. Mit 6 Sekunden auf der Uhr versucht Harden den Verzweiflungsdreier. Beverley erhält einen letzten Versuch, aber die Mavs schlagen ihm den Ball aus der Hand. Die Rockets protestieren noch, doch Dallas siegt mit 123:120.

Rockets vs. Mavericks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki und Monta Ellis. Es wäre unfair, einen der beiden herauszuheben, weil sich Nowitzki und Ellis in der Offensive einfach perfekt ergänzten und jeder eine überragende Vorstellung ablieferte. Das Pick and Pop der beiden funktioniert prächtig. Ellis gefällt als Aufbauspieler. Seine acht Assists sprechen Bände. Dass er für seine 37 Punkte nur 18 Wurfversuche brauchte, ist höchst beeindruckend. Vor der Saison haben wohl die wenigsten Menschen gedacht, dass der Combo-Guard so effektiv und überlegt spielen kann.

An seiner Seite lieferte Nowitzki sein bestes Saisonspiel ab. Der Deutsche bediente seine Nebenleute geschickt (4 Assists), war auch im Reboundkampf relativ auf der Höhe (7 Rebounds) und in der Offensive nicht zu stoppen. Die Rockets hatten einfach keinen adäquaten Verteidiger für den Deutschen. Fade Away, Mitteldistanzwurf, Dreier - alles saß sicher. Er war es auch, der immer an das Comeback glaubte und das mit seiner Körpersprache vermittelte.

Der Flop des Spiels: Samuel Dalembert. Hat die Herausnahme aus der Starting Five im letzten Spiel seinem Selbstvertrauen geschadet? Die Körpersprache des Centers wirkte jedenfalls nicht positiv. Mit hängendem Kopf schlich Dalembert drei Viertel lang über das Feld und war komplett überfordert mit Widersacher Dwight Howard. Immer wieder verlor Dalembert seinen Gegenüber aus den Augen.

Es spricht nicht gerade für den Verteidiger, wenn Howard am Ende bei einer fast perfekten Bilanz aus dem Feld steht. Offensiv war Dalembert außerdem ein absoluter Nicht-Faktor. Mit gleich mehreren guten Ellis-Anspielen konnte er nichts anfangen, gab den Ball zu leicht aus den Händen oder vergab unter dem Korb. Im letzten Viertel rehablierte er sich etwas, für die große Aufholjagd waren aber andere verantwortlich.

Das fiel auf:

  • Anders als das erste Spiel beider Teams, in dem Carlisle auf Hack-a-Howard zurückgriff und Freiwürfe den Spielfluss störten, war das zweite Duell ein richtiger Hingucker. Massenweise Dunks und schöne Spielzüge. Ein märchenhaftes Comeback und jede Menge persönliche Rekorde. Beide Teams kannten keine Gnade in der Offensive und agierten überragend. Basketball-Herz, was willst du mehr?
  • Die Mavs starteten fürchterlich in der Defensive, insbesondere im Umschaltspiel. Entweder standen die Schützen völlig frei an der Dreierlinie oder Howard und Jones konnten alleine durch die Zone fliegen. So produzierten die Rockets in den ersten vier 4 Minuten 4 erfolgreiche Dreier bei 4 Versuchen und 4 einfache Dunks (2x Howard, 2x Jones). Erst nach fünf gespielten Minuten vergaben die Rockets den ersten Wurf. Zum Ende des ersten Viertels standen sie bei 75 Prozent aus dem Feld. Lediglich im letzten Viertel stimmten Einstellung und Zuweisungen in der Verteidigung. Ansonsten agierte Dallas an diesem Ende des Feldes desaströs.
  • Die Rockets wirkten lange Zeit wie das ausbalanciertere Team. Offensiv lief das Pick and Roll in Perfektion, was zu etlichen spektakulären Alley Oops führte. Defensiv hielt man die Mavs weitestgehend aus der Zone und machte Dallas jeden Punkt in Korbnähe schwer. Das zeigte sich auch am Ende. 56 Punkte erzielte Houston in der Zone, Dallas nur 36. Auch das Ball Movement funktionierte ausgezeichnet. Die Offensive der Rockets war sehr schön anzusehen. Generell gilt: Wenn Howard offensiv fast alles trifft, seine Freiwürfe verwertet und von hochklassigen Schützen umstellt wird, dann sind die Rockets nur schwer zu schlagen.
  • Carlisle verzichtete sehr lange darauf, Howard doppeln zu lassen. Erst als der Center bei 10 von 10 verwandelten Feldwürfen stand, half Marion das erste Mal aus. Dann gingen aber manchmal sogar drei Mavs auf Howard. Auch das brachte aber relativ wenig. Erst im letzten Viertel schien Dallas dann begriffen zu haben, dass es vor allem die Passwege zu Howard zumachen muss. Erst dadurch wurde die Effektivität der Rockets eingedämpft.
  • Dallas zeigte , dass die Moral im Team stimmt. Da die Rockets die Zone weitestgehend dicht machten, besann sich Dallas relativ schnell auf Würfe von der Dreierlinie oder aus der Mitteldistanz. Von draußen trafen die Mavs überragende 50 Prozent (11/22 Dreier). Auch aus der Mitteldistanz saßen viele Würfe, da die Mavericks mit Nowitzi, Ellis und Co eben Spieler besitzen, die den eigentlich eher uneffektiven Wurf sehr sicher beherrschen. Das brach den Rockets gerade am Ende das Genick.
  • Shane Larkin bestätigte im zweiten Spiel seinen guten Eindruck. Der Rookie trat unter den Augen seines berühmten Vaters sehr mutig auf, nahm gute Würfe und machte auch im Aufbau eine gute Figur. In der Defensive war er einer der wenigen Lichtblicke bei den Mavs. Im zweiten Viertel hielt er Dallas mit zwei wichtigen Dreiern halbwegs im Spiel.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick