NBA

Dallas verpasst Schocker in OKC

Von Florian Regelmann
Serge Ibaka, Kevin Durant und Co. feierten den 22. Saisonsieg
© Getty

Die Dallas Mavericks (12-17) schnuppern an einem überraschenden Auswärtssieg bei den Oklahoma City Thunder (22-6), ziehen in einem dramatischen Spiel aber nach Overtime 105:111 den Kürzeren. Selbst der Wurf des Jahres vom überragenden Darren Collison bringt am Ende nichts. Dirk Nowitzki ist noch auf der Suche nach seinem Rhythmus, O.J. Mayo steckt in der Krise.

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Topscorer der Mavs, die ihre vierte Pleite in Folge und die siebte Niederlage in den letzten acht Spielen kassierten, war Playmaker Darren Collison mit 32 Punkten (13/22, Saisonbestwert), 5 Rebounds, 4 Assists und 4 Steals. Collison war es auch, der Dallas mit dem Buzzer per Verzweiflungsdreier in die Verlängerung rettete.

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Chris Kaman lieferte 17 Punkte (7/14) und 8 Rebounds, Shawn Marion kam auf 14 Zähler (5/12), 9 Rebounds und 7 Assists. Dirk Nowitzki stand in seinem zweiten Spiel nach langer Verletzungspause 26 Minuten auf dem Feld und hatte noch Probleme. Der Superstar traf nur 3/11 aus dem Feld (1/4 Dreier) und beendete die Partie mit 9 Punkten und 6 Rebounds.

Bei OKC, das den elften Heimsieg in Folge feierte, glänzte einmal mehr Kevin Durant. Der Franchise Player sammelte in 49 Minuten 40 Punkte (13/28, 4/8 Dreier, 10/10 FT), 8 Rebounds, 5 Assists und 3 Blocks. Serge Ibaka (19 Punkte, 17 Rebounds) und Russell Westbrook (16 Punkte, 7/20, 10 Assists) legten jeweils Double-Doubles auf. Kevin Martin steuerte 18 Zähler (6/12) zum Sieg bei.

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Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Ich wollte den Ball nicht so wirklich haben. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich schon wieder in der Lage bin, One-on-One-Moves zu machen. Ich bin ein oder zwei Wochen davon entfernt, dass ich wieder in der entscheidenden Phase dominieren und Sachen kreieren kann."

... über Collison: "Er war phänomenal. Es hat Spaß gemacht, ihm zuzuschauen. Ich hasse es, dass wir so eine Leistung von ihm jetzt verschwendet haben. Er muss definitiv so weiterspielen für uns. Er wird nicht in jedem Spiel 30 Punkte erzielen, aber er muss attackieren und Plays machen."

... über die aktuelle Lage: "Das Ziel sind nach wie vor die Playoffs. Ich denke nicht, dass sich daran etwas ändern wird."

Russell Westbrook (Oklahoma City): "Ich versuche einfach, das Spiel zu beeinflussen. Vielleicht geht das mal nicht übers Scoren. Vielleicht ist es Rebounding, vielleicht sind es Pässe, vielleicht ist es die Defense. Es gibt so Abende, an denen es offensiv nicht so läuft. Du musst einfach weiterspielen, dich duchkämpfen und dein Spiel spielen."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City): "Ich liebe Russell. Ich liebe, wie er spielt. Er hat gefightet, gefightet und gefightet. Er hat großen Anteil daran, dass wir ein gutes Team sind."

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Vor dem Tipoff: Nowitzki kommt vorerst weiter von der Bank, weil man so seine Minuten besser managen kann. Der ständige Wechsel auf der Point-Guard-Position geht munter weiter: Jetzt heißt der Starter wieder Collison. Dazu stehen Mayo, Dahntay Jones, Marion und Kaman in der ersten Fünf. Es ist die 13. verschiedene Starting Lineup von Dallas in dieser Saison. Bei OKC alles wie immer: Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins.

7.: Collison hat sich offenbar einiges vorgenommen, überragender Start des Spielmachers! Er hat schon zwei Dreier getroffen und steht bei 10 Punkten. Die Mavs waren auf 7 weg, aber sie haben ein Problem: Ibaka (8) dominiert die Boards. Durant (6) vorhin mit einem sensationellen Crossover und dem Finish. 17:14 Dallas.

12.: Nach den Leistungen zuletzt ein nahezu sensationelles Viertel der Mavs. Dallas führt in OKC mit 29:21! Energie, Tempo, fast keine Turnover - es passt alles. Und Collison (14) stellt Westbrook komplett in den Schatten. Nowitzki hat seinen ersten Jumper von der Baseline getroffen, danach folgten zwei Fehlwürfe. 2 Punkte und 3 Rebounds für Dirk.

15.: What a Move! Dominique Jones zieht von der rechten Seite aus explosiv zum Korb und stopft das Ding mit rechts über Thabeet rein - and one! Auch der Freiwurf sitzt. 35:24 Mavs.

19.: Es läuft einfach bei Dallas. Douglas-Roberts zeigt mit einigen Aktionen, was er offensiv drauf hat. Und Crowder haut jetzt auch noch den Dreier rein - plus Foul von Nick Collison. Vierpunktspiel für den Rookie! 43:32 Dallas.

24.: Perkins blockt kurz vor der Pause den Layup-Versuch von Collison, OKC beendet das Viertel mit einem 11:2-Run und ist wieder dran (43:45). Die Mavs (nur 2 Punkte in sechseinhalb Minuten, nur noch 37,5 Prozent FG) sind brutal abgekühlt, auch und vor allem bei Nowitzki fällt nichts. Dirk hält bei 1/7 aus dem Feld, 2 Punkte und 4 Rebounds in 12 Minuten Spielzeit. Topscorer: Collison (16) bei Dallas, Durant (14) und Ibaka (13, dazu 11 Rebounds) bei OKC.

27.: Dallas wieder mit dem besseren Start. Collison kommt zweimal ganz leicht zum Korb durch und schließt ab, ganz mies verteidigt von OKC. Dann trifft Kaman den Jumper. 10:0 Run. 55:45 Mavs. Brooks nimmt die Auszeit.

30.: Collison spielt unglaublich bei den Mavs, jetzt wird sein Layup aber von Durant geblockt, KD galoppiert los und hämmert den Ball auf der anderen Seite über Kaman hinweg in den Korb! Ein Play der Marke Wahnsinn! Jetzt scort auch noch Westbrook. 60:53 Mavs.

36.: Wildes Finish im 3. Viertel! Erst zeigt Nowitzki dem armen Thabeet, wie sein One Legged Fadeaway aussieht. Mit zwei Sekunden auf der Uhr trifft Jackson von Downtown, aber das war es noch nicht. Dominique Jones mit dem Buzzer und mit Brett for three! Dallas mit 36 Punkten im Viertel. 81:73 Mavs.

45.: Here come the Thunder! Der alles überragende Durant mit seinem nächsten Dreier, dann geht nach einem fürchterlichen Mayo-Turnover die Post ab, Durant mit dem Slam und Mayo foult ihn auch noch. OKC kommt ins Laufen, jetzt leitet ein Ibaka-Block den Break ein, Sefolosha scores. 93:92 Dallas.

48.: Dallas schenkt es her. Erst darf sich Ibaka einen Offensiv-Rebound nach dem anderen pflücken, dann haben die Mavs endlich den Ball, aber Mayo lässt ihn sich von Westbrook klauen. Durant trifft 2/2 von der Linie. 98:95 Thunder. 3 Sekunden noch auf der Uhr.

48.: Bist du bekloppt! Nach einem verkorksten Play landet der Ball über Marion bei Collison, der geht unkontrolliert hoch und lässt irgendwie noch mit einer Hand einen letzten Verzweiflungswurf los - und das Ding geht rein! Unfassbar! Der Wurf kam gerade noch rechtzeitig, der Dreier zählt, 98:98, Overtime!

53.: Westbrook wird zum entscheidenden Mann. Er macht im Alleingang aus einem 101:104-Rückstand eine 107:104-Führung. Dallas bekommt noch mal eine Chance, weil Martin Mayo beim Dreier foult, aber Mayo trifft nur 1/3, das passt zu seinem Abend. Westbrook macht es besser, er zieht das Foul und erhöht von der Linie auf 109:105.

Der Star des Spiels: Serge Ibaka. Kevin Durant lieferte einmal mehr eine spektakuläre Leistung ab, aber die Mavs hätten trotz seiner Monster-Night das Spiel gewinnen können, wenn Ibaka nicht gewesen wäre. Dessen Impact auf das Spiel ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. 19 Punkte, 7/10, 17 Rebounds (8 offensiv!), 5 Blocks - Ibaka war ein Tier an den Brettern. Bei Dallas natürlich überragend: Collison. Seinen Ex-UCLA-Backcourt-Partner Westbrook spielte er lange an die Wand. Was war in letzter Zeit zu hören? Er ist eben doch nur ein NBA-Backup. Wäre nicht ein Trade für einen Point Guard (z. Bsp. Jose Calderon, Luke Ridnour) angebracht? Nach der Performance von OKC darf in Dallas wieder gehofft werden, dass das Collison-Projekt doch noch aufgeht. Besonders bemerkenswert: Collison kam mit einer miesen Dreierquote ins Spiel (10/39 für die Saison) und traf jetzt plötzlich 4/4. Aber Vorsicht: Sein Potenzial war nie das Thema, es geht um die Konstanz.

Der Flop des Spiels: O.J. Mayo. Der Shooting Guard ist ohne Frage Dallas' bester Spieler in dieser Saison, aber seit vier Spielen steckt er jetzt in einem erschreckenden Tief. In OKC lauteten seine Zahlen am Ende: 4 Punkte, 1/7, 1/5 Dreier, 1/3 Freiwürfe. Selbst von der Linie wackelt der 85-Prozent-Schütze inzwischen. Dazu kamen 6 teils katastrophale Turnover, einige davon in der Crunchtime. In den letzten vier Spielen lieferte Mayo (19,3 Punkte) nur noch 7,3 Punkte, bei lausigen Quoten (10/40, 2/16 Dreier). In den letzten drei Spielen hat er auch 17 Turnover fabriziert. Westbrook steckte wie Mayo ebenfalls in einer Shooting-Krise, aber der Thunder-Star war mit seinen Steals (gegen Mayo) in der Defense ein Faktor und übernahm in der OT dann auch offensiv das Kommando.

Analyse: Wer vor dem Spiel auf die Mavs getippt hatte, den konnte man eigentlich nur zum Arzt schicken. Die Thunder hatten nach einer 12-Spiele-Siegesserie zwei Niederlagen in Folge kassiert, sie würden sicher heiß darauf sein, wieder in die Spur zu kommen. Und wer könnte da der bessere Gegner sein als die kriselnden Mavs. Eines der besten Scoring-Teams der NBA (104,8 Punkte) gegen eines der schlechtesten Defense-Teams (102,5 Punkte), Heimmacht (14-2) gegen Auswärtsschwäche (4-12) - es war alles angerichtet für einen leichten OKC-Sieg.

Es waren dann aber in der ersten Halbzeit die Mavs, die nach der 38-Punkte-Klatsche von San Antonio eine starke Reaktion zeigten. Die Thunder wirkten dagegen nach dem verlorenen Finals-Rematch in Miami emotional erst mal nicht wirklich bereit. Dallas profitierte, nahm in der Offense gute Würfe, ließ für einmal die Turnover weg und führte im zweistelligen Bereich. Bis wieder einmal so eine Phase kam, in der die Mavs über einen recht langen Zeitraum plötzlich offensiv gar nicht mehr stattfanden.

In der zweiten Halbzeit war es dann das gleiche Bild. Dallas spielte ein Viertel lang offensiv hervorragend und war insgesamt bis in die Schlussphase hinein das bessere Team. Kurzum: Die Mavs hätten das Spiel einfach gewinnen müssen. Zwei von drei großen Schwachpunkten in der Krise waren diesmal kein Problem: Turnover (nur 13, 6 davon wie erwähnt von Mayo) und Dreier (11/24). Die Defizite an den Boards (56:46-Rebounds OKC) bleiben allerdings, diesmal gab Dallas 17 Offensiv-Rebounds ab.

Den Thunder, die nach einem 1/12-Start von Downtown heiß liefen (10/25), reichte letztlich ein Run in der Schlussphase sowie die individuelle Klasse von Durant und Westbrook (in der Verlängerung), um das Spiel trotz einer mäßigen Leistung noch zu gewinnen.

Klar ist auch: Wäre Nowitzki in seinem Comeback etwas weiter, hätte er Dallas an diesem Abend wohl zum Sieg getragen. Auch wenn das Knie zu hundert Prozent in Ordnung ist und er diesbezüglich null Probleme hat, ist er körperlich noch nicht soweit, um wieder an die 40 Minuten zu spielen. Er ist logischerweise noch eingerostet und hat vor allem seinen Rhythmus noch nicht wieder gefunden. So blieb Nowitzki, seit Jahren einer der besten Closer der NBA, im Schlussviertel und in der OT ohne Punkt. Er war in einigen Situationen sogar direkt daran beteiligt, dass die Mavs das Spiel noch aus der Hand gaben.

Es ist ingesamt eine weitere bittere Pleite für die Mavs. Für die gute Leistung können sie sich nichts kaufen - was bleibt, ist die 16. Niederlage in den letzten 24 Spielen und eine 12-17-Bilanz (Rang 12 im Westen). Seit April 2000 war Dallas nicht mehr fünf Spiele im negativen Bereich. Und es könnte weiter abwärts gehen. Am Freitag kommt Denver nach Dallas, in der Nacht auf Montag (FOR FREE bei SPOX! 1.30 Uhr im LIVE-STREAM) ist dann San Antonio zu Gast.

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