NBA

Dirk Nowitzkis Horror-Bilanz

Von Haruka Gruber
Der von Matt Bonner (r.) verteidigte Dirk Nowitzki enttäuschte nach der Pause auf ganzer Linie
© Getty

Die Dallas Mavericks werden nach den Los Angeles Lakers auch von den San Antonio Spurs vermöbelt. Mitverantwortlich für die 87:104-Klatsche: Matt "Red Rocket" Bonner, der den schlappen Dirk Nowitzki und alle Mavs entnervt.

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Der sonst unscheinbare und wegen der fehlenden Athletik nicht immer ernst genommene Bonner erbrachte wie beim ersten Duell der Saison gegen den texanischen Rivalen eine vorzügliche Leistung, traf zwischendurch 3 Dreier in Folge und nahm Nowitzki mit exzellenter Defense aus der Partie.

Bonners 14 Punkte wurden teamintern von Daniel Green (18) und Tim Duncan (15) überboten. Manu Ginobili (11) ersetzte in der ersten Fünf den verletzten Tony Parker.

Die Mavs hatten angeführt von Jason Terry (18) ebenfalls sechs Spieler im zweistelligen Zählerbereich, anders als der Gastgeber hinterließ Dallas besonders in den letzten 16 Minuten aber einen miserablen Eindruck. Just als der Titelverteidiger die höchste Führung des Spiels (63:58) herausspielte, brach er in sich zusammen.

Keine Hilfe war Problemfall Lamar Odom, der auf Geheiß von Coach Rick Carlisle die gesamten 48 Minuten auf der Bank verbringen musste. "Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dass wir mit einer anderen Rotation spielen werden", sagte Carlisle.

Mit der 2. Niederlage am Stück nach zuvor 4 Erfolgen steckt Dallas (27-22) wieder mitten im harten Kampf um die Playoff-Tickets. San Antonio (31-14) hingegen festigt nach 5 Siegen aus 6 Spielen den zweiten Platz im Westen.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Als die Spurs ins Rollen kamen, kassierten wir zu viele Körbe. Als wir noch richtig gereboundet und im dritten Viertel alles gegeben haben, konnten wir sogar aufholen, obwohl Dirk einen schweren Stand hatte nach der Pause. Jeder spielt hart und physisch gegen Dirk. Wir müssen daran arbeiten, Dirk mehr Platz zu verschaffen. Auch wenn einige Würfe vorbeigingen, die er sonst immer macht."

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Ich hatte eine brutale Nacht. Am Anfang habe ich mich noch gut gefühlt. Später aber konnte ich den Ball einfach nicht hoch bekommen. Jeder Wurf war zu kurz. Offene Dreier waren zu kurz. Ich hatte einfach nicht genug Kraft."

Manu Ginobili (San Antonio Spurs): "Das ist ein Team-Erfolg. Wir mussten auf Tony verzichten. Er hat uns die letzten 40 Spiele angeführt. Er war überragend, gibt uns in vielen Spielen 30 Punkte, 10 Assists - und dann hatten wir ihn nicht in den Reihen. Es war ein großartiger Team-Erfolg. Wenn Tony Probleme hat oder sich nicht wohlfühlt, müssen wir etwas abliefern. Und wir haben abgeliefert."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Aufatmen bei Dallas: Shawn Marions Knieprobleme sind auskuriert, er kehrt in die Starting Five zurück. Dafür rotiert Vince Carter auf die Bank, Rodrigue Beaubois darf in der ersten Fünf bleiben.

Brendan Haywood und Delonte West fehlen weiterhin, genauso Neuzugang Kelenna Azubuike, der sich in der D-League in Form bringen soll.

Einiges los auch bei den Spurs: Parker (Achillessehne) muss aussetzen, genauso Backup-Center Tiago Splitter (Rücken). Zumindest kann Matt Bonner (Rücken) spielen. Neuzugang Boris Diaw gibt seine Premiere.

5.: Nervöser Start beider Teams. Nowitzki hält sich zurück, sein erster Wurf ist aber gleich drin. 8:6 San Antonio.

6.: Ginobili übernimmt Parkers Point-Guard-Aufgaben: Schon sein 3. Assist in 2:21 Minuten! 10:8 San Antonio.

12.: Die Spurs sind die bestimmende Mannschaft, doch Dallas lässt nicht abreißen - dank Nowitzki. Er trifft einfach ins Gesicht seines Bewachers DeJuan Blair, obwohl dieser tadellos verteidigt. 22:18 San Antonio.

17.: Das gibt's nicht: Matt Bonner zeigt sich gegen Dallas besonders motiviert und nagelt den 3. Dreier in 3:35 Minuten rein. 39:31 San Antonio.

29.: Alles wieder offen: Zwischenzeitlich lag San Antonio mit 10 Punkten vorne, jetzt ist es nach dem Marion-Dreier nur noch 1 Zähler. 54:53 San Antonio.

32.: Nowitzkis Wurf will nicht fallen (0/6 in Serie) und die Mavs spielen insgesamt mäßig. Nur: Jason Kidd fängt im dritten Viertel Feuer (9 Punkte), trifft 3/3 Dreier und bringt sein Team in Führung. 63:58 Dallas.

37.: Zum Kopfschütteln: Dallas hat das Momentum auf der Seite - und lässt sich in 4:31 Minuten herspielen. San Antonio mit einem 14:0-Run aus dem Nichts. Zum Vergleich: Die Mavs in der Phase mit 0/9 aus dem Feld, die Spurs mit 7/8. 70:63 San Antonio.

38.: AT&T Center goes wild: Stephen Jackson trifft den nächsten Dreier für San Antonio. Bedeutet: Die Gastgeber erhöhen den Lauf auf 22:2! 80:65 San Antonio.

43.: Es wird demütigend: Dallas trifft mal wieder den Korb, die Defense hingegen bleibt katastrophal. Kawhi Leonard mit dem Dunk nach herrlichem Duncan-Assist. 89:73 San Antonio.

46.: Unnötiges Frustfoul von Nowitzki gegen Leonard. Technisches Foul gegen ihn. 95:84 San Antonio.

48.: Wie man die Garbage Time richtig nutzt, zeigt Rookie Eric Dawson. 1:22 Minuten vor dem Ende wird er eingewechselt und trifft akkurate 3/3 für die letzten 6 Spurs-Punkte. Endstand: 104:87 San Antonio!

Der Star des Spiels: Matt Bonner. Der lebende Beweis dafür, dass in der NBA für einen Spieler immer Platz ist, der zwar keine Athletik mitbringt, dafür aber Leidenschaft, Spielintelligenz und einen Wurf. Die 3 Dreier innerhalb von 3:35 Minuten Mitte des zweiten Viertels waren ein Vorgeschmack dessen, wie sehr Bonner der Mavs schmerzen wird - so wie beim ersten Aufeinandertreffen, als er ihnen 17 Punkte eingeschenkt hatte. Am Ende stand eine fast perfekte Role-Player-Statsline: 14 Punkte, 4/5 Dreier, 5 Assists, 3 Rebounds, 2 Blocks sowie 0 Turnover und 0 Fouls. Seine größte Tat ging beinahe unter: Statt selbst abzudrücken, passte er in der 38. Minute weiter auf Jackson, der von Downtown einnetzte. Es war die Krönung eines 22:2-Runs, von dem sich Dallas nicht mehr erholen sollte. Einziger Kritikpunkt: sein etwas peinlicher und missglückter Dunk-Versuch im letzten Viertel.

Der Flop des Spiels: Dirk Nowitzki. Die Antipode zu Bonner: Im normalen Leben ein NBA-Superstar, an diesem Abend ein Statist - der sich zu viel vornahm. Der Beginn verlief noch vielversprechend (Quote: 5/9), die letzten 32 Minuten waren jedoch eine Katastrophe: 0/12. Heißt: Die letzten 12 Würfe gingen allesamt vorbei. Auffällig war seine Scheu, zum Korb zu ziehen. Stattdessen verließ er sich fast ausschließlich auf seinen Fadeaway, weswegen es den Gegenspielern (Blair, Bonner, Diaw) leichter fiel als sonst, sich auf ihn einzustellen. Ein weiteres Indiz für die fehlende Aggressivität: nur 2 Rebounds.

Die Analyse: Die Ausgangslage war ähnlich: Dallas (Haywood, West) wie San Antonio (Parker, Splitter) gingen zwei Leistungsträger ab. Entsprechend ernüchtert waren die Mavs nach dem Spiel. Die wichtigste Frage: Wie ist ein derartiger Einbruch erklärbar? Die Mavs übernahmen Mitte des dritten Viertels das Kommando und brachten das AT&T Center zum Schweigen - und gestatteten daraufhin den gleichfalls dezimierten Gastgebern einen 22:2-Run, auf den Dallas keine Antwort hatte.

Augenscheinlich vor allem die fehlende Bereitschaft, sich zu schinden. Anders ist die krasse Unterlegenheit beim Rebounding (34:54) und bei den Punkten in der Zone (16:50) nicht zu erklären. Dallas war zu sehr in den eigenen wackeligen Wurf verliebt und wollte mit halber Kraft beim zweitbesten Team des Westens zum Sieg spazieren. An der laschen Einstellung änderte auch nichts daran, dass Lamar Odom von Coach Rick Carlisle eine Pause verordnet bekam und nicht eingesetzt wurde.

Die Bestrafung folgte prompt durch die Spurs, die dank der letzten Wechsel ein neues Level erreicht haben könnten.

Stephen Jackson, aus Milwaukee getradet, spielte zwar nicht ganz so auffällig wie zuletzt, traf dennoch den wichtisten Dreier und beeendete die Partie (gemeinsam mit Bonner) als Spieler mit der drittbesten Plus-Minus-Bilanz (+17). Besser war nur der zuvor vertragslose Diaw, der statistisch zwar kaum auffiel (2 Punkte, 3 Rebounds, 1 Assist), sich dafür aber als wertvolle Ergänzungskraft erwies (+20). Ebenfalls exzellent: Urgestein Manu Ginobili (+19). Der gelernte Shooting Guard zeichnete für Parkers Point-Guard-Pflichten verantwortlich und lenkte meisterlich die Offensive (7 Assists neben 7 Rebounds), obwohl ihn der Wurf anfangs in Stich ließ (4/11).

NBA: Der Spielplan der Saison

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