NBA

Happy Birthday, Jason Kidd!

Von Philipp Dornhegge
Mit so viel Dampf wie hier gegen Steve Blake ist Jason Kidd lange nicht zum Korb gezogen
© Getty

Dirk Nowitzki fliegt vom Platz, aber die Dallas Mavericks (47-24) schlagen die L.A. Clippers (26-45) trotzdem mit 106:96. Weil Rodrigue Beaubois den Turbo zündet - und weil das Geburtstagskind überragend spielt.

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37 Jahre und kein bisschen müde. An seinem Jahrestag zeigte Jason Kidd einmal mehr, dass er auch im hohen Alter noch zu den besten Basketballern auf dem Planeten gehört.

Als es nach den Pleiten gegen Boston und New Orleans auch gegen die L.A. Clippers schlecht aussah, übernahm der Spielmacher mit Hilfe des Rookies Rodrigue Beaubois die Verantwortung und drehte die Partie in Minutenschnelle.

Dabei fiel vor allem auf, dass Kidd nicht nur mit seinem Lieblingswurf, dem Dreier, punktete, sondern auch dank zahlreicher Korbleger seine Saisonbestleistung von 26 Zählern verbuchte.

"Ich habe mir gedacht, dass ich heute mal den Dirk spiele", so Kidd nach dem Spiel. "Ein paar meiner Würfe wollten anfangs nicht fallen, aber ich habe gedacht, dass Team braucht mich. Also habe ich weiter geworfen."

Dampier startet für Haywood

All das wäre jedoch nicht nötig gewesen, hätte Superstar Dirk Nowitzki nicht für einen Moment die Kontrolle verloren. Dabei sah zu Beginn der Partie alles nach einem ruhigen Abend aus.

Coach Rick Carlisle hatte nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen an der Startaufstellung geschraubt: Erick Dampier durfte für Brendan Haywood ran. Carlisle hoffte, dass der Routinier nach seiner Knieverletzung und einigen mäßigen Partien so besser den Rhythmus finden würde.

Im ersten Viertel lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch, der von Minute zu Minute interessanter wurde. Denn nachdem die ersten acht Minuten sehr ausgeglichen waren und die Clippers dank Eric Gordon (16 Punkte) und dem deutschen Nationalspieler Chris Kaman (22) gut mithielten, übernahm Kidd nun immer mehr das Kommando.

Mit acht Punkten und vier Assists war er der Schlüsselspieler, der das Spiel der Mavs entscheidend ankurbelte und für Dallas' 32:24-Führung nach dem ersten Abschnitt sorgte.

Klasseleistung von Gooden

Auch danach lief die Partie munter weiter, die Texaner kreierten gute Wurfoptionen, erzwangen Turnovers und Fastbreaks, sodass die Clippers langsam, aber sicher, zurückfielen.

Dem magischen Duo aus Dirk Nowitzki und Jason Terry (zusammen 28 Punkte, 12 von 15 aus dem Feld hatte der Gast nichts entgegenzusetzen.

Allenfalls noch Drew Gooden (26 und 20 Rebounds). Der Power Forward hatte sich für seine Rückkehr nach Dallas - Gooden war Teil des Trades, der Caron Butler, DeShawn Stevenson und Brendan Haywood zu den Mavs brachte - offenbar viel vorgenommen und lieferte eine bärenstarke Leistung ab.

"Die Jungs sind immer noch wie eine Familie für mich", bestätigte Gooden anschließend. "Das Spiel war sehr wichtig für mich."

Müder Start in Hälfte zwei

Dank des 28-Jährigen kamen die Kalifornier immerhin auf 48 Punkte, aber die löchrige Defense bescherte ihnen dennoch einen klaren Rückstand zur Pause (48:62).

Angesichts von Nowitzkis bisheriger Leistung war es umso ungünstiger, umso katastrophaler, was sich zu Beginn der zweiten Hälfte abspielte.

Zunächst kamen die Clippers wacher aus der Kabine und erzielten, erneut dank Gooden, die ersten Punkte. Nowitzkis erster Wurf dagegen ging weit daneben.

Nowitzki rastet nach Fehlentscheidung aus

Als dann im nächsten Angriff Gooden im Kampf um den Offensivrebound den Deutschen in den Rücken stieß, die Pfeife der Schiedsrichter jedoch stumm blieb und stattdessen erst erklang, als Nowitzki seinen Gegner beim Wurf foulte, setzte das Gehirn des Mavs-Stars für einen Moment aus.

Lautstark beschwerte er sich beim Schiedsrichter, und ganz offensichtlich war auch das eine oder andere Schimpfwort dabei. Denn der Unparteiische belegte Nowitzki innerhalb weniger Sekunden mit zwei technischen Fouls, was nichts anderes bedeutete, als dass Dallas für den Rest der Partie ohne seinen wichtigsten Spieler auskommen.

"Eine schlechte Entscheidung von Dirk", rügte Carlisle seinen Starspieler ungewöhnlich harsch. "Man kann sich ein technisches Foul holen, um seinen Standpunkt klar zu machen, aber dann muss man Ruhe geben. Er ist einfach zu wichtig für uns."

Nowitzki ging ohne weiteren Kommentar vom Feld und wurde auf dem Weg in die Kabine noch von Landsmann Kaman getröstet. Es war erst die dritte Disqualifikation, die Nowitzki in seiner Karriere hinnehmen musste.

Mavericks - Clippers: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Beaubois bringt Mavs zurück ins Spiel

Für das Spiel hatte diese Sequenz, die sich mit 9:16 Minuten auf der Uhr abspielte, natürlich unmittelbare Folgen. Denn dank des persönlichen und der beiden technischen Fouls gegen Nowitzki hatte L.A. die Chance, mit vier Freiwürfen den Rückstand entscheidend zu verkürzen.

Trotz der anschließenden Auszeit hatten die Mavs den Faden komplett verloren. Die Clippers punkteten jetzt nach Belieben, Dallas dagegen überhaupt nicht mehr, sodass es keine vier Minuten dauerte, bis die Gäste erstmals die Führung übernahmen.

Die Zuschauer im American Airlines Center sehnten sich nach jemandem, der den Hausherren jetzt wieder Beine machte, und Carlisle fand ihn auf der Bank: Rodrigue Beaubois kam erstmals an diesem Abend in die Partie und versenkte nur Augenblicke später einen Dreier, kurz darauf einen Korbleger.

Gooden antwortete, und so nahmen die Clippers einen 77:76-Vorsprung mit in das letzte Viertel. Der hielt dem Druck der Mavs aber nicht lange stand: Mit dem ersten Spielzug des Schlussabschnitts zeigte Dallas den mittlerweile berüchtigten Alley-Oop-Spielzug für Beaubois, im nächsten Angriff legte Kidd einen Dreier nach.

Carlisle: "Kidd ist einfach phänomenal"

"Er ist einfach phänomenal", jubelte Carlisle über Kidds Auftritt. "Und er hat ja nicht nur den Spielmacher gegeben. Er hat gepunktet, war defensiv stark - und er hat unseren Jungs neues Selbstvertrauen gegeben." Gegenspieler Baron Davis (11 Punkte, 13 Assists) konnte nur hinzufügen: "Er ist eine Legende."

Die Arena stand Kopf, die Clippers wussten gar nicht, wie ihnen geschieht. Die Mavs hatten defensiv auf eine Zone umgeschaltet, und ehe die Gäste sich darauf eingestellt hatte, war Dallas mit einem 15:3-Lauf auf 91:80 davon gezogen.

"Wenn wir defensiv gut stehen, dann läuft es für uns", so Kidd. "Leider ist uns dass seit unserer Siegesserie nicht mehr so gut gelungen."

Terry und der alles überragende Kidd bauten die Führung aus, aus einem Thriller war innerhalb von sechs Minuten ein kompletter Blowout geworden.

Am Montag kommen die Nuggets

Die Clippers kamen in den letzten Momenten zwar noch mal auf unter zehn Punkte heran, aber die Partie war natürlich längst entschieden.

Dallas fuhr letztlich ungefährdet den 47. Sieg der regulären Saison ein und liegt, nach der zeitgleichen Niederlage der Denver Nuggets bei den New York Knicks, nun gleichauf mit dem Konkurrenten auf Platz zwei der Western Conference.

Wollen die Mavericks diesen Platz allein für sich beanspruchen, bietet sich schon bald die passende Gelegenheit: Nach Auswärtsspielen in Portland und bei den Golden State Warriors sind am kommenden Montag die Nuggets zu Besuch in Texas.

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