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Das ist zu einfach für Luka Doncic: Erkenntnisse zu Spiel 1 zwischen Mavs und Wolves

Von Robert Arndt
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© getty

Die Dallas Mavericks haben trotz schwacher Quoten von draußen den Sieg (108:105) in Spiel 1 bei den Minnesota Timberwolves geklaut. Aus Wolves-Sicht ist das ein Alarmsignal, weil es Dallas sehr einfach hatte. Die Erkenntnisse zu Spiel 1 der Western Conference Finals.

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Dallas Mavericks: Defense sorgt für Kulturschock bei Anthony Edwards

Wenn sich Dallas auf etwas in dieser Postseason verlassen kann, dann auf die Verteidigung. Trotz 18 verwandelter Dreier kamen die Wolves letztlich nur auf 105 Punkte und ein mittelmäßiges Offensiv-Rating von 110. Die Mavs spielten ihren Stiefel gnadenlos runter und ließen sich auch nicht davon beirren, dass Rollenspieler wie Jaden McDaniels (6/9 3P) oder Naz Reid (3/6 3P) heiß liefen. Selbst mit den fünf verwandelten Distanzwürfen von Anthony Edwards konnte Dallas gut leben.

Nur in neun Spielen der Regular Season nahmen die Wolves mehr als 40 Triples in einem Spiel, viermal gingen sie als Verlierer vom Feld. 49 Versuche waren zudem ein Season-High (zuvor 46). Es ist einfach nicht das, was Minnesota im Angriff erreichen möchte. Dieses Team lebt von Korbattacken, insbesondere durch Edwards, doch das nahmen die Mavs fast komplett weg.

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
123. Mai (Do)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks105:108
225. Mai (Sa)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks
327. Mai (Mo)2 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves
429. Mai (Mi)2.30 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves
5*31. Mai (Fr)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks
6*2. Juni (So)2.30 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves
7*4. Juni (Di)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks
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© getty

Für Edwards war es ein kleiner Kulturschock. Sowohl Phoenix als auch Denver waren keine Teams mit einem klassischen Beschützer des Rings, Dallas hat gleich zwei von dieser Sorte und diese standen stets bereit. Hier gibt es mehrere Ebenen, die es zu betrachten gilt. Einerseits verstanden es die Mavs sehr gut, Edwards grundsätzlich die Penetration wegzunehmen. Es wurde viel geswitcht und der Star der Wolves hatte Probleme, seine Gegenspieler im Eins-gegen-Eins zu schlagen. Vor allem Derrick Jones Jr. und P.J. Washington gebührt hier wieder viel Lob, auch weil es ihnen zumeist ohne Fouls gelang (Edwards nur 2/2 FT).

Und wenn Edwards dann doch mal in die Zone kam, standen Daniel Gafford und Dereck Lively II bereit, sodass der Antman häufiger den Pass nach draußen suchte.In Halbzeit eins sah das dank McDaniels noch gut aus, doch nach der Pause ging von Downtown nicht mehr viel (7/24 Dreier in Halbzeit zwei), auch weil Dallas nun besser rotierte, gute Closeouts lief und die Wolves zwang, den Ball noch einmal auf den Boden zu setzen.

Letztlich war die Hilfe immer da, auch Minnesota schaffte es nicht, dass Dallas' Center mal nicht direkt unter dem Korb standen. Dafür nahmen die Mavs auch in Kauf, dass Naz Reid mal eben über Kyrie Irving hinwegwerfen konnte. Die Prämisse war, sich nicht in der Zone schlagen zu lassen und das gelang hervorragend. Wenn dann in der Crunchtime auch noch Luka Doncic einen Alley Oop von Mike Conley abfängt und damit eine Minute vor Schluss den Ausgleich verhindert, dann ist das die Kirsche auf der Torte.

"Ich habe keine Ahnung, was sein Wert für den Vertical Jump bei der Combine war (Anm. d. Red.: Doncic nahm 2018 nicht an der Combine teil, da er noch für Real Madrid spielte), aber die besten Spieler machen immer herausragende Plays und das muss nicht immer im Angriff sein", lobte Coach Jason Kidd im Anschluss an die Partie.

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Dallas Mavericks: Solch eine Defense ist wie gemacht für Luka Doncic

Doncic sagte es nach dem Spiel selbst, dass es nicht seine beste Partie war, am Ende standen dennoch 33 Punkte (12/26 FG) und 8 Assists im Boxscore, 15 Zähler markierte der Slowene im vierten Viertel, alle durch Jumper. Doncic bestrafte das Scheme der Wolves, die mit Rudy Gobert auf dem Feld fast immer mit Drop Coverage agierten.

Es ist gegen Doncic nicht die beste Lösung, da kaum ein Guard diese so effizient auseinandernehmen kann. Es fängt schon mit McDaniels an, der zwar Jamal Murray die Hölle heiß machte, gegen Doncic aber nicht die nötige Power besitzt, um vor ihm zu bleiben. So packte der Mavs-Star McDaniels immer wieder aus dem Pick'n'Roll auf seinen Rücken und konnte dann schauen, wie Gobert reagieren würde.

Ließ sich der Franzose zu sehr fallen, nahm Doncic den kurzen Sprungwurf, kam Gobert zu weit raus, war das meist ein einfacher Dunk für Gafford oder Lively. Auch deswegen traf Dallas 21/27 direkt unter dem Korb (MIN: 14/24) und verbuchte satte 62 Punkte in der Zone. Minnesota hatte mit dieser Strategie während der Saison jede Menge Erfolg, doch Dallas hat die Mittel, das zu knacken.

Im dritten Viertel kam zwar hier und da das Blitzing (Gobert kam also heraus), das schuf dann aber Vier-gegen-Drei-Situationen, in denen gerade Lively für einen Big Man sehr gute Entscheidungen trifft. Nach zwei Serien "voller Schmerzen" war das fast schon wie Urlaub für Doncic, weil Minnesota nicht genügend Physis am Perimeter hatte, um Doncic ein wenig herumzuschubsen und diesem die Lust zu nehmen.

Minnesota gab die "richtigen" Dreier ab - und zahlte dafür einen Preis

Ein anderer Weg wäre gewesen, mehr von den Schützen in den Ecken abzusinken, doch das wollten die Wolves tunlichst vermeiden. Die Mavericks waren vor der Serie das Team mit den meisten Eckendreier pro Partie (12,1 Versuche) und trafen diese auch zu 40 Prozent. Vor allem Washington (44,4 Prozent) und Derrick Jones Jr. (40,7) sind von diesen Spots treffsicher, während sie die längeren Dreier nur um die 30 Prozent treffen.

So nahmen die Mavs diesmal nur vier Eckendreier (3 Treffer), von einem anderen Spot konnte nur Doncic (3/10) treffen, der Rest schoss elf Fahrkarten. Der Preis dafür war, dass Gobert in der Zone allein gelassen wurde. Und auch wenn Stan Van Gundy bei TNT ständig meckerte, wie sehr er die Drop Coverage mit Gobert hasste, so hatte der Franzose trotzdem das beste Plus-Minus-Rating aller Wolves-Spieler (+10 in 38 Minuten). Es sieht eben oft nicht schön aus mit Gobert, aber ohne den Defensive Player of the Year hatte das Duo Reid/Towns große Probleme.

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© NBA.com/stats

Die Wolves brauchen mehr von Towns und Edwards

Apropos Towns. Der war gegen Denver noch einer der Unterschiedsspieler, in Spiel 1 war mit Ausnahme einiger guter Minuten im vierten Viertel nicht viel von ihm zu sehen. Die meisten seiner Dreier (2/9 3P) waren einigermaßen offen, hier hatten die Mavs ein paar Mal Glück, doch sobald Towns mal den Korb attackierte und Gegenspieler Washington schlug, war die Hilfe durch den Center ab und der Abschluss am Ring mit Kontakt zählt nicht zu den Stärken von KAT.

Nur 3/9 am Ring war viel zu wenig vom All-Star, der sich zumindest keine unnötigen Fouls leistete. Sollten die beiden All-Stars aber weiter 12/36 aus dem Feld werfen, wird für Minnesota in dieser Serie nicht viel zu holen sein, da auch McDaniels nicht jedes Spiel sechs Dreier treffen wird. Im Fokus wird in Spiel 2 vor allem Edwards stehen, der nach Spiel 1 zugab, dass er ausgelaugt sei - trotz zwei Tagen Pause nach Spiel 7 in Denver.

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Dallas Mavericks: Kyrie Irving kann auch erste Halbzeit

Aus Mavs-Sicht muss natürlich auch noch die furiose erste Halbzeit von Irving erwähnt werden, 24 seiner 30 Punkte erzielte der Guard in den ersten 24 Minuten. Es war eine Gala von Uncle Drew, der vor dieser Partie nur durchschnittlich 6 Zähler in der ersten Halbzeit erzielt hatte. In Minneapolis hielt er Dallas mit seinem ganzen Arsenal zunächst im Spiel.

11 von 14 aus dem Feld, kein einziger Dreier, nur zwei Freiwürfe. Es war "Getting Buckets" at his best. Irving drückte aufs Tempo, schüttelte einige Male Gegenspieler Edwards ab und hatte auch keine Angst davor, von Gobert abgeräumt zu werden.

"Ohne ihn wären wir zur Pause wohl mit 20 hinten gewesen", wusste auch Doncic. "Er hat uns Auftrieb gegeben und ich habe ihm dann nach der Halbzeit etwas geholfen." 63 Punkte erzielten die beiden zusammen, das reichte im Verbund mit der starken Defense, um auch eine katastrophale Shooting-Performance von draußen zu kaschieren. Dass dennoch ein Sieg raussprang, sollte ein gutes Zeichen für den weiteren Verlauf der Serie sein.

Das sah übrigens auch Coach Kidd so: "Wir haben nicht gut gespielt, sind aber dennoch nicht in Panik geraten. Wir sind hier der Außenseiter und in dieser Rolle werden wir aufblühen."