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NBA - Chris Paul und die Bank der Golden State Warriors: Ist der Anti-Warriors-Spieler das fehlende Puzzle-Stück?

Von Ole Labes
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Seit Jahren haben die Golden State Warriors ein Problem: Wer kurbelt die Offensive an, wenn Superstar Steph Curry auf der Bank sitzt. Seit dem Start in die Saison existiert dieses Problem nicht mehr und der Problemlöser hat einen Namen: Chris Paul. Ist der Anti-Warriors-Spieler in seiner neuen Rolle das fehlende Puzzlestück für eine erfolgreiche Saison in San Francisco?

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Rückblick: Im Sommer 2022 stehen die Warriors nach vierjähriger Abstinenz wieder auf dem Thron der NBA und Steph Curry krönt seine unfassbare Karriere mit dem Finals-MVP. In der Offseason statten die Dubs daraufhin zwei Leistungsträger mit langfristigen Verträgen aus: Andrew Wiggins wurde für fünf Jahre und 143 Millionen US Dollar an die Bay gebunden und Jordan Poole unterschrieb ein Arbeitspapier über vier Jahre und 140 Millionen US-Dollar.

Einen Sommer später suchten die Warriors fast händeringend nach einem Abnehmer für Poole. Ineffizient und defensiv angreifbar spielte der Guard in den Playoffs keine große Rolle, dazu schwellte der Konflikt mit Draymond Green im Hintergrund. Golden State flog in der zweiten Runde gegen die Los Angeles Lakers raus und im Nachgang gab es immer wieder Töne, dass die Chemie innerhalb des Teams nicht mehr gepasst habe. Die Lösung war ein Trade für den "Point God". Chris Paul spielt seitdem für die Golden State Warriors, während es Poole zu den Washington Wizards zog. Der Trade im Überblick:

Warriors erhaltenWizards erhalten
Chris PaulJordan Poole
57. Pick (Trayce Jackson-Davis)Ryan Rollins
-Patrick Baldwin Jr.
-Erstrundenpick 2030 (Top-20-geschützt)
-

Zweitrundenpick 2027

Die Warriors starteten mit 5-2 in die NBA-Saison 2023/2024 und Chris Paul sieht aus wie das fehlende Puzzle-Stück der Warriors.

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Chris Paul: Der "Point God" könnte ein riesiges Problem lösen

Dabei gab es vor der Saison einiges an Kritik: Paul hatte in den Playoffs mit den Phoenix Suns, wie in den vergangenen Jahren, mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. In einem All-In-Move tradeten die Suns für Bradley Beal, Chris Paul landete dafür bei den Washington Wizards und läuft nun für die Warriors auf. Der zwölffache All-Star ist mittlerweile 38 Jahre alt und knackte nur in zwei seiner vergangenen sieben Regular Seasons die 70-Spiele-Marke. Dazu startete Paul die ersten beiden Spiele gemeinsam mit Steph Curry und bildete damit wohl einen der kleinsten Backcourts der NBA.

Und nicht nur das. Nicht wenige spekulierten, dass die Warriors Paul nur aufnahmen, um ihn während der Spielzeit wie einst D'Angelo Russell sofort weiterzureichen. Für den Moment scheint das kein Thema mehr zu sein. Die kritischen Stimmen sind nach dem Saisonstart schnell verstummt. Chris Paul kommt erstmals in seiner Karriere von der Bank und blüht in dieser Rolle richtig auf – und viel wichtiger, die komplette Second Unit der Warriors.

Das große Problem der vergangenen Jahre bei den Warriors war offensiv zu sehen, wenn Steph Curry auf der Bank saß. Das ist nach den ersten Spielen der aktuellen Saison anders, die Warriors sind statistisch gesehen momentan besser wenn der zweifache MVP und einer der besten Offensivspieler aller Zeiten sitzt. Mit Chris Paul und dem Bank-Line-Up und ohne Steph Curry outscoren die Warriors ihre Gegner mit 8,3 Punkten pro 100 Ballbesitze, sitzt Paul und spielt Curry verlieren die Warriors die Minuten sogar mit fünf Zählern.

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Chris Paul: Ein Anti-Warriors-Spieler als bester Back-Up seit Shaun Livingston

Dabei waren vor allem die Fragezeichen am Spielstil berechtigt: Chris Paul ist der Spieler, der in der kompletten NBA wohl am meisten über das Pick-and-Roll entstehen lässt. Ganz im Gegensatz zur Warriors-Offensive, die viel über das Movement und den Flow kommt. Viele Cuts und Pässe wenig Isolations und Pick-and-Roll-Actions. Damit ist CP3 eigentlich ein absoluter Anti-Warriors-Spieler - eigentlich. Doch bisher profitiert die Second Unit extrem davon, einen echten Point Guard zu haben.

Während man mit Jordan Poole zuvor einen echten Freigeist (wenn wir es positiv ausdrücken wollen) als Anführer der Bank hatte, ist mit CP3 nun jemand Point Guard, dem individuelle Statistiken egal sind und der jeden Angriff mit der Prämisse angeht, den bestmöglichen Abschluss für seine Teamkollegen zu kreieren. Vor allem Line-Ups mit Klay Thompson funktionieren extrem gut, doch auch Sommer-Neuverpflichtung Dario Saric, mit dem CP3 bereits in Phoenix ein sehr erfolgreiches Duo bildete, bekommt mit dem Point God an seiner Seite viele hochprozentige Abschlüsse. Jemanden, der ein Spiel bei einer Pause von Curry so tragen kann, hatten die Warriors seit den ersten Meister-Jahren mit Shaun Livingston nicht mehr. Passend dazu beherrscht CP3 ähnlich wie Livingston die Mid-Range fast in Perfektion.

Chris Paul: Seine Statistiken in dieser Saison

Punkte7,6
Assists8,0
Rebounds3,7
FG%31,8
3P%7,7
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© getty

Steph Curry und Chris Paul funktionieren auch gemeinsam

Wichtig bei allen Statistiken zu erwähnen: Es sind bisher 10 Prozent der Regular Season gespielt, blenden lassen sollte man sich von diesen Stats natürlich nicht. Und bei allem Lob für Pauls Playmaking und seine Fähigkeiten, seine Teamkollegen auf ein neues Level zu heben: Self-Creation ist bei Paul bisher ein ganz schwieriges Thema. Aus dem Feld sind es lediglich 36 Prozent Trefferquote, von hinter der Dreierlinie eiskalte 13,8 Prozent. Ganz miese Quoten!

Viel wichtiger aus Sicht der Warriors – bisher funktionieren Curry und Paul zusammen vor allem offensiv überragend zusammen. Ein Offensiv-Rating von 131 ist weit über dem Liga-Durchschnitt (Net-Rating +21!!). Curry, der mit Paul die Freiheiten hat, sich auch abseits des Balls zu bewegen. Sollte CP3 jetzt noch seinen eigenen Wurf finden, sind die Warriors ein echter Contender im Westen. Seinen acht Assists im Schnitt steht nur ein einziger Turnover gegenüber.

Und Jordan Poole? Der legt bisher vier Assists und 2,3 Turnoiver pro Spiel auf und musste mit den Washington Wizards bisher vier Niederlagen aus fünf Spielen hinnehmen. Seine Zeit in der Hauptstadt scheint er lieber für nicht verwandelte Look-Away-Dreier zu nutzen. Dieser Deal für einen Anti-Warrior-Spieler gegen Poole könnte für den Champion von 2022 mehr als Gold wert sein, zumindest so lange wie Paul fit bleibt. Denn eines darf auch nicht vergessen werden. Paul hatte in den vergangenen Jahren in jeder Postseason mit Verletzungen zu kämpfen. Womöglich kommt die Bankrolle CP3 auch in dieser Hinsicht entgegen.

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