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NBA: Der schlechteste Besitzer aller Zeiten? Wie Ted Stepien in nur einem Jahr die Cleveland Cavaliers ruinierte

Von Robert Arndt
Ted Stepien war drei Jahre der Besitzer der Cleveland Cavaliers.
© https://twitter.com/erjmanlasvegas

Schlechte Besitzer gab es in der Geschichte der NBA viele, aber wohl niemand kommt an den früheren Besitzer der Cleveland Cavaliers, Ted Stepien, heran. In nur drei Jahren wirtschaftete er zu Beginn der 80er die ohnehin chronisch erfolglose Franchise herunter, sodass sogar die NBA eingreifen musste und eine noch heute bestehende Regel einführte.

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"Ownership ist der größte Vorteil in der NBA!" - dieses Mantra gilt weiterhin. Die Golden State Warriors werden seit gut einer Dekade exzellent geführt, gleiches gilt für die Boston Celtics oder auch die Milwaukee Bucks, die 2021 die Championship gewannen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber meistens ist dieses Mantra ein Fakt.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Teams wie die Sacramento Kings oder die New York Knicks, die chronisch erfolglos sind. Im Falle der Knicks hilft auch der Standortvorteil wenig, da mit James Dolan ein unberechenbarer Mann an der Spitze steht, der inzwischen für Pressekonferenzen die kompletten Medien aussperrt (ist das nicht ein Widerspruch in sich?) und selbst an Legenden wie Charles Oakley Hausverbote verteilt.

Im Vergleich zu Besitzern früherer Jahre ist Dolan aber fast schon ein Chorknabe. Das wohl extremste Beispiel für einen schlechten Besitzer gab es Anfang der 80er, als ein gewisser Ted Stepien die Cleveland Cavaliers führte und diese beinahe komplett ruinierte. Beim Namen Stepien dürften bei einigen Fans die Glocken läuten, noch heute ist eine Regel nach ihm benannt. Sie ist eine Folge des unfassbaren Missmanagements der Cavs zu dieser Zeit.

Stepien stand nur drei Jahre an der Spitze der Cavs, in dieser Zeit verbrannte er aber fünf Head Coaches (darunter den späteren Dream-Team-Coach Chuck Daly, der nach 89 Tagen gefeuert wurde), verbuchte eine Bilanz von 66-180 und innerhalb der Liga sprach man nur noch von den "Cleveland Cadavers".

Cleveland Cavaliers: Eine Arena im Kornfeld

Nun waren die Cavs seit ihrer ersten Saison 1970 nie eine Attraktion, erreichten 1976 aber um "Mr. Cavalier" Austin Carr, der heute noch als TV-Experte die Cavs-Spiele begleitet, und Center Nate Thurmond die Conference Finals. In diesem Jahr gewann Cleveland seine einzige Playoff-Serie seit der Expansion, es sollte bis 1992 dauern, bis ihnen das wieder gelang.

Die Cavs galten in dieser Zeit als mögliches Team für einen Umzug. Nur 7.000 Zuschauer im Schnitt kamen zu den Spielen im Richfield Coliseum, einer Arena 35 Kilometer von Downtown Cleveland entfernt. Die Halle stand mitten in einem Kornfeld, nicht umsonst trug es im Volksmund den Namen "Prärie-Palast".

Auch finanziell ging es dem Team nicht gut. "Es änderte sich so viel, dass wir beinahe wöchentlich einen neuen Besitzer hatten", erinnerte sich der damalige Cavs-Pressesprecher Bill Needles im Buch "Cavs from Fitch to Fratello" über die Geschichte der Franchise. Erst mit Stepien kam zumindest auf dieser Position etwas Ruhe rein.

Der Selfmade-Millionär wollte seinen Reichtum zeigen und auf der Straße endlich erkannt werden. So war es mit vielen Besitzern der damaligen Zeit, eine NBA-Franchise war und ist eben ein Status-Symbol. Als das Akron Beacon Journal ein Feature über den neuen Besitzer schreiben wollte, sagte dieser sofort zu: "Komm einfach am Sonntag nach der Kirche", soll Stepien gesagt haben. "Wir setzen uns dann einfach an den Pool und schauen uns Pornos an."

Eine der ersten Maßnahmen Stepiens war die Einführung von Cheerleadern (das ist durchaus erwähnenswert, die Laker Girls gab es erst seit einem Jahr), diese wurden die Teddi-Bears genannt. Stepiens 19-jährige Tochter war Teil von ihnen, gecoacht wurde sie unter anderem von ihrer Mutter. Das alles war aber harmlos im Gegensatz zu dem, was im operativen Geschäft passierte.

Der zwei Jahre später eingesetzte GM Harry Weltman beschrieb die Situation wie folgt: "Dieses Team hat einige schreckliche Deals gemacht. Nein, nicht nur schrecklich, ich würde sagen, es waren die schlechtesten Deals der Geschichte."

Cleveland Cavaliers: Die schlechtesten Deals der Geschichte

Was war passiert? Innerhalb weniger Monate krempelten die Cavs ihr Team komplett um und fädelten dabei neun Trades ein. Hier mal die wichtigsten in der Kurzzusammenfassung:

  • Februar 1980: Butch Lee und der Erstrundenpick 1982 für Don Ford (Saisonschnitt: 3,0 Punkte, 1,9 Rebounds) und den Erstrundenpick 1980 der Los Angeles Lakers

Die Lakers waren zu der Zeit Contender mit Magic Johnson und Kareem Abdul-Jabbar, es wurde für die Cavs der 22. Pick. Und die Lakers? Die zogen den Jackpot, da die Cavs 1981/82 das schlechteste Team der Liga waren und die Lakers somit an Position eins James Worthy ziehen konnten.

  • September 1980: Der Erstrundenpick 1984 für Mike Bratz von den Dallas Mavericks.

Bratz war ein kleiner Guard, der nur ein Jahr in Cleveland spielte und 10 Punkte sowie 5,7 Assists im Schnitt auflegte. Die Mavs wählten 1984 mit dem Cavs-Pick an Position vier Sam Perkins aus.

  • Oktober 1980: Bill Robinzine sowie die Erstrundenpicks 1983 und 1986 für Richard Washington und Jerome Whitehead von den Dallas Mavericks.

Robinzine kam erst einen Monat zuvor via Trade, Dallas wählte mit den Picks Derek Harper und Roy Tarpley aus. Washington sollte nur 87 Spiele für Cleveland machen, Whitehead wurde nach 18 Tagen entlassen.

  • Februar 1981: Chad Kinch und ein Erstrundenpick 1985 für Geoff Huston und ein Drittrundenpick 1983 von den Dallas Mavericks.

Huston war ein weiterer kleiner Guard, der über seine Karriere 8 Zähler und 5 Assists auflegte. Dallas wählte im Gegenzug 1985 mit dem 9. Pick Detlef Schrempf aus.

Wer mitgezählt hat, der kommt auf die Summe von fünf Erstrundenpicks, die Cleveland innerhalb eines Jahres verscherbelte. Das gibt es natürlich auch noch heute, so wechselte zum Beispiel Anthony Davis für dieses Paket zu den Los Angeles Lakers. A.D. war zu diesem Zeitpunkt ein Superstar, die Cavs erhielten streng genommen rein gar nichts für die wertvollen Auswahlrechte.

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