NBA

NBA Finals - Jaylen Brown bringt für Celtics in Spiel 1 die Wende: Der ultimative "No, no, .... Yes"-Spieler

Von Robert Arndt
Jaylen Brown leitete im vierten Viertel für Boston die Wende ein.
© getty

Mit einem furiosen 40:16-Schlussviertel haben die Boston Celtics Spiel 1 der NBA Finals bei den Golden State Warriors geklaut. Eingeleitet wurde das Comeback von Jaylen Brown, dessen Spiel mal wieder einer Achterbahnfahrt glich - diesmal aber mit einem Happy End.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Jeder kennt sie, diese Scorer, die keine schlechten Würfe kennen. Sie sind oft das Zünglein an der Waage für ihr Team. Sie können Mannschaften komplett aus dem Rhythmus schießen, aber auch das eigene Team befeuern, wenn sie heiß laufen und der Korb plötzlich riesengroß wird.

Bei den Warriors war zuletzt Klay Thompson ein solcher Spieler, der immer wieder zwischen Genie und Wahnsinn schwankte. Die Celtics haben dagegen gleich zwei dieser Sorte in ihrem Team - Marcus Smart und Jaylen Brown, die mit ihren teils unerklärlichen Entscheidungen in Spiel 7 gegen Miami den Celtics beinahe noch die Finals-Teilnahme gekostet hätten.

Beide haben in dieser Hinsicht zumindest Fortschritte gemacht, hin und wieder gibt es aber doch wieder Ausreißer. Noch immer ist man bei beiden geneigt, "Nein, nein, ..... Ja" zu rufen, wann auch immer mal wieder ein Sprungwurf mit 17 Sekunden auf der Shotclock in Richtung Korb gefeuert wird und dann doch durch die Reuse flutscht.

Es ist Meckern auf hohem Niveau, schließlich hat sich Brown Jahr für Jahr verbessert. Die teils abenteuerlichen Drives und die teils erschreckenden Korbleger-Versuche sind weniger geworden. Brown ist ein recht konstanter Schütze, der seine Assist-Zahlen Jahr für Jahr in kleinen Schritten verbessert hat. In diesem Jahr war Brown zwar nicht All-Star, hätte eine zweite Nominierung aber durchaus verdient gehabt.

Auch die Playoffs waren bisher gut, wenn auch immer mal wieder mit den angesprochenen Ausreißern nach unten, wobei Miami und Milwaukee nicht umsonst als grandiose Defensiv-Teams gelten. Brown ist immer wieder für 7 Turnover gut, kann aber ebenso 40 Punkte bei 14/20 aus dem Feld aus dem Handgelenk schütteln.

Jaylen Brown: Seine Produktion in Spiel 1 nach Vierteln

/MINPTSFG3PREBASTTOV+/-
1. Viertel9:2442/60/2200-4
2. Viertel8:3783/70/2302+9
3. Viertel8:4721/40/1001-10
4. Viertel11:12104/62/3251+27
GESAMT38:002410/232/8754+22

Jaylen Brown: Er lernt noch immer dazu

In San Francisco war dies zunächst nicht der Fall. Mit 14 Punkten war der Forward zwar hinter Al Horford und Derrick White (je 15) nach drei Vierteln der drittbeste Scorer des Teams, dafür hatte Bostons Nummer 7 aber bereits 17 Würfe genommen, alle fünf Dreier vergeben und dazu 3 Turnover begangen. Kurzum, es war alles andere als ein gutes Brown-Spiel, der gegen Thompson zu selten seine Athletik einsetzte und in der Defense ein ums andere Mal pennte.

Wenig überraschend hatten die Warriors auch den Scouting Report studiert und fingerten, wann immer möglich, nach dem Ball. Seit Jahren ist das Ballhandling von Brown die große Schwäche, immer wieder stockte die Celtics-Offense, wenn Brown etwas kopflos ins Herz der Warriors-Defense eindringen wollte.

"Er ist noch in der Lernphase", sagte Coach Ime Udoka nach dem Spiel. "Er lernt noch, was die richtigen Reads sind. Gerade zu Beginn hat er etwas zu viel gedribbelt, einige Turnover gehabt und schlechte Würfe genommen." Hier wäre so ein Beispiel. Aus dem Catch-and-Shoot auf dem Flügel mit 17 Sekunden auf der Uhr einen Dreier über Thompson zu nehmen, ist vermutlich nicht die beste Idee - die Folge war ein Airball.

Jaylen Brown wirft einen Airball mit 17 Sekunden auf der Shotclock.
© NBA.com/stats
Jaylen Brown wirft einen Airball mit 17 Sekunden auf der Shotclock.

Jaylen Brown springt spät für Tatum in die Bresche

"Wir haben ihm das auch in der Pause gezeigt", verriet der Coach weiter. "Er hatte immer gute Matchups, die er attackieren konnte und das hat er in der zweiten Halbzeit auch gezeigt." Gemeint ist damit vor allem das vierte Viertel, als es Brown war, der Boston den benötigten Push gab und die Wende einleitete.

Mit 12 Punkten lagen die Gäste vor dem Schlussabschnitt hinten, bevor Brown und die Celtics die Lücke mit einem 23:11-Run über gut sechs Minuten schlossen, obwohl Jayson Tatum (nur 3/17 FG) in dieser Phase nur zwei Würfe nahm und beide vergab. Stattdessen lief die Offense durch Brown, der an 20 dieser 23 Punkte direkt beteiligt war.

Der 25-Jährige fand zweimal seine Schützen am Perimeter, einmal war es ein kluger Lob für Robert Williams sowie ein punktgenauer Pass für Payton Pritchard in Transition. "Er hatte einen tollen Start. Durch Tatums Probleme haben wir mehr über ihn gespielt und er war sehr aggressiv", verteilte Udoka auch Lob.

Es ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Neben seinen 4 Assists kamen 10 eigene Punkte dazu, wobei auch dies wieder eine Achterbahnfahrt war. Brown scorte die ersten fünf Zähler des Abschnitts, einmal dieser Stepback-Zweier über Draymond Green sowie ein Pullup-Dreier über Jordan Poole.

Jaylen Brown: Der X-Faktor für die Celtics

Das sind keine hochprozentigen Würfe, aber in diesem Moment fielen sie. Klassische "No, no, ...., yes"-Würfe, welche die Dynamik eines Spiels verändern können. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Brown diese nicht getroffen hätte. Womöglich hätten wir darüber gesprochen, dass die Warriors in Auftaktspielen weiter eine unheimliche Bilanz aufweisen (nun 21-3 unter Coach Steve Kerr).

Trotzdem werden die Celtics einen solchen Brown brauchen. Die Wurfauswahl mag nicht immer lehrbuchmäßig sein, aber das gehört eben zu seinem Spiel und auch das hat die Kelten bis in die Finals gespült. Neben Tatum bleibt der 25-Jährige die wichtigste Waffe, da er mit seiner Athletik am besten dafür geeignet ist, die Defense zum Kollabieren zu bringen.

Im vierten Viertel funktionierte dies hervorragend und sollte über die Serie ein Schlüssel für Boston sein. Udoka hat Recht, wenn er sagt, dass Brown Matchup-Probleme kreiert. Andrew Wiggins wird gegen Tatum gebraucht, sodass aus der Starting Five eigentlich nur Thompson übrig bleibt.

Die Warriors versuchten es spät vermehrt mit dem kleinen Lineup ohne Center Kevon Looney, hatten so aber massive Größennachteile gegen ein Celtics-Team, das deutlich größer spielt, als es ohnehin schon ist. So hat Boston auch ohne eine 21/42-Vorstellung von der Dreierlinie stets die Chance, ein Spiel für sich zu entscheiden.

Schon in unserer Preview hatten wir insbesondere das Matchup zwischen Brown und Thompson hervorgehoben, in Spiel 1 hatte der Celtics-Swingman das letzte Wort und die heiße Hand und das sollte auch über die Serie so bleiben, wenn Boston Champion werden möchte. Tatum mag als Superstar die Aufmerksamkeit bekommen, doch wenn Brown konstant abliefern kann, erhöhen sich die Wahrscheinlichkeiten auf den 18. Ring enorm.

NBA Finals - Warriors vs. Celtics: Die Serie im Überblick (0-1)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics108:120
26. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-
39. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
411. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
5*14. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-
6*17. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
7*20. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-

*falls nötig