NBA

Dallas Mavericks vs. Golden State Warriors, Erkenntnisse zu Spiel 3: Kritik an Luka Doncic ist völlig fehl am Platz

Von Philipp Schmidt
Doncic war bei der Niederlage gegen die Warriors wieder einmal klar der beste Maverick.
© getty

Trotz des nächsten 40-Punkte-Spiels setzte es nach der Niederlage in Spiel 3 gegen die Warriors zumindest leichte Kritik an Luka Doncic. Nachvollziehbar ist dies nicht. Bei Dallas können gewisse Probleme einfach nicht abgestellt werden Golden State hat derweil ganz andere Sorgen. Die Erkenntnisse zu Spiel 3 der Western Conference Finals.

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1. Dallas Mavericks: Kritik an Luka Doncic ist absurd

Nach der dritten Niederlage in Folge gegen die Warriors tauchten in den sozialen Netzwerken zahlreiche Statistiken auf, die zumindest im Ansatz suggerieren sollten, dass ein Großteil der Schuld bei Luka Doncic gefunden werden könnte. Zur Einordnung: Dieser hatte gerade sein achtes Playoff-Spiel mit mindestens 40 Punkten aufs Parkett gezaubert (auch wenn 21 davon im Schlussviertel kamen, als es schon zu spät war).

Die angeführten Zahlen: Mit Doncic auf dem Feld beträgt das Net Rating gegen die Warriors in 79 Minuten -18 (Off-Rating: 112,0; Def-Rating: 130), ohne ihn schießt der Wert in 26 Minuten auf +36,7 nach oben (Off-Rating: 136,7; Def-Rating: 100). Zudem gingen sechs von Doncics acht 40-Punkte-Spiele verloren, zuletzt vier in Folge. Nur Rick Barry kann eine ähnlich lange Serie vorweisen.

Im Anschluss an die Partie zeigte sich Doncic wie gewohnt selbstkritisch: "In den ersten drei Vierteln habe ich wirklich schlecht gespielt. Das ist meine Schuld." Dann verwies er auf den Aspekt, den sich alle Kritiker vor Augen halten sollten: "Ich bin erst 23, Mann. Ich lerne noch eine Menge. Nach der Saison, wann auch immer das sein wird, werde ich zurückschauen und eine Menge lernen. Das sind meine ersten Conference Finals. Niemand hatte uns hier erwartet. Die Warriors spielen unglaublich, jeder kennt seine Rolle."

Zudem sind die Zahlen - auch wenn Doncic ab und an dazu neigt, einen schweren Wurf zu viel zu nehmen und auch mal eine falsche Entscheidung trifft - erklärbar: Seine Minuten matchen sich weitestgehend mit denen von Stephen Curry und Andrew Wiggins, den bisher besten Warriors der Serie. In den Minuten gegen Thompson, Green plus die Reservisten sah Dallas deutlich besser aus, in Spiel 1 gab es zudem ausgedehnte Garbage Time.

Und am wichtigsten: Dass die Mavericks in Spiel 1 (22,9 Prozent, 11/48) und 3 kein Scheunentor aus der Distanz trafen, ist kaum Doncic anzulasten. Wieder und wieder fand der Slowene in der vergangenen Nacht in der Anfangsphase den offenen Schützen, wieder und wieder klatschte der Ball an den Ring. Während bei ihm selbst immerhin 4/9 Dreier fielen, ging bei den Kollegen mit wenigen Ausnahmen gar nichts. Die Negativbeispiele: Maxi Kleber (0/5) und Reggie Bullock (0/7).

Die Niederlagen an einem Youngster festzumachen, der sein Team ohne klare Nummer zwei in die Conference Finals geführt hat und dabei 31,4 Punkte, 94, Rebounds und 6,5 Assists bei knapp 47 Prozent aus dem Feld auflegt, ist absurd. Auch Doncics Coach Jason Kidd stellte klar, dass der aktuelle Playoff-Run für Dallas "erst der Beginn unserer Reise" sei: "Es ist cool, das zu erleben. Aber es ist nicht das Ende."

2. Warriors: Die Bühne gehört trotz der Curry-Gala Wiggins

Die Interviews nach Spielende standen trotz der starken Leistung von Stephen Curry (Kerr: "Er war brillant heute. Es ist beeindruckend, ihm zuzuschauen.") ganz im Zeichen von Andrew Wiggins. In erster Linie lag dies natürlich an seinem irren Dunk über Luka Doncic im vierten Viertel, dem wohl besten der bisherigen Playoffs. Zuerst wurde dieser von Referee Marc Davis noch als Offensivfoul gewertet, nach Challenge der Warriors änderte das Schiedsrichtergespann seine Entscheidung.

Laut Klay Thompson sah Wiggins aus wie Dominique Wilkins, Green gab dem Dunk nochmal eine höhere Bedeutung, weil er über einen Superstar abgeschlossen wurde - und Curry witzelte: "Es war unglaublich. Und wir durften uns 800 Wiederholungen anschauen aufgrund der Challenge. Also danke, Marc. Das war nett." Wiggins selbst meinte, er habe "nur die Energie gefühlt. Der Ring war alles, was ich gesehen habe."

Auch Doncic, den Wiggins handelsüblich mit dem Unterarm beiseite schob, hatte nur lobende Worte übrig: "Ich wurde ein bisschen getroffen, aber ich will nicht lügen: Das war beeindruckend. Ich hab es nochmal im Video gesehen und dachte mir: Wow, das könnte ich auch gerne."

Doch wichtig ist es zu betonen: Auch über den Dunk hinaus zeigte Wiggins eine hervorragende Leistung, beendete die Partie mit einem Playoff-Career-High von 27 Punkten und schaffte dies bei starken 11/20 aus dem Feld. Zudem kam er auf 11 Rebounds und hatte das beste Plus/Minus aller eingesetzten Spieler (+22). Über die Serie steht er in dieser Hinsicht gar bei +66, Curry folgt mit +57. "Es ist großartig zu sehen, dass er auf der größten Bühne so glänzen kann", sagte dieser über seinen Kollegen.

Vor allem zu Beginn der Serie erwies er sich als äußerst brauchbarer Verteidiger gegen Doncic, in Spiel 3 zeigte er nun offensiv seine beste Leistung. 6 seiner 11 Rebounds schnappte er sich am offensiven Brett, einen besonders wichtigen im vierten Viertel versenkte er direkt wieder kraftvoll im Korb. Zuvor hatte er seine Klasse aus der Midrange und in der Zone gezeigt, während der Dreier im Vergleich zu den vorherigen beiden Spielen nicht fallen wollte (aber 39,2 Prozent über die Serie).

"Ich liebe es. Es ist die größte Bühne, auf der man spielen kann und bringt das Beste aus jedem Einzelnen hervor", sagte Wiggins über die Playoffs, die für die Warriors wahrscheinlich bis ins große Finale führen werden. Weil Thompsons Wurf wie zuletzt gewohnt selten fiel, Green nur bedingt ablieferte und Jordan Poole einen schwachen Tag erwischte, hätte die Top-Performance von Wiggins zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Und Lob gab es auch von höchster Stelle: "Andrew Wiggins spielt den besten Basketball, den er je gespielt hat", teilte Magic Johnson mit.

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