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NBA - Marc Gasol als Spezialist bei den Lakers: Wie Mr. Wolfe in Pulp Fiction

Marc Gasol musste zuletzt viel auf der Bank sitzen.
© getty

Durch die Ankunft von Andre Drummond spielte Marc Gasol bei den Los Angeles Lakers plötzlich nur noch die dritte Geige. Das sorgte für Frust beim stolzen Spanier, der seine unerwartete Chance gegen Denver aber sofort nutzte (hier geht es zu den Highlights!). Gasol könnte nun zum Problemlöser der strauchelnden Lakers werden.

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Center-Roulette scheint ein beliebtes Spiel von Lakers-Coach Frank Vogel zu sein. Da reicht nur ein Blick auf das Vorjahr, als der Champion mit einem Bataillon aus JaVale McGee, Dwight Howard und in Phasen Anthony Davis sowie Markieff Morris der Liga zeigte, wo der Hammer unter dem Korb hing.

Die beiden Erstgenannten jagen inzwischen in Denver bzw. Philadelphia einen weiteren Ring, stattdessen hat Vogel mit Montrezl Harrell, Marc Gasol und zuletzt Andre Drummond neue Spielzeuge bekommen. Der Plan war es, mit dem Spanier zu beginnen und dann mit Harrell, dem amtierenden Sixth Man of the Year, nachzulegen.

Beim Signing von Drummond war Gasol jedoch der Leidtragende, vor dem Sieg gegen Denver in der Nacht auf Dienstag kassierte er in neun der vergangenen 13 Spiele ein DNP. In dieser Zeit war es still um "The Big Burrito", so sein Spitzname zu High-School-Zeiten, geworden. Erst nachdem Gasol gegen Sacramento einige Minuten auf dem Feld stand, ließ der 36-Jährige gegenüber den Medien seinen Frust ob der Situation durchklingen.

Marc Gasol: Seine Statistiken für die Los Angeles Lakers

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsBlocks
4719,25,445,740,54,12,01,2

Marc Gasol bei den Lakers: Frust über Bankrolle

"Das ist eine bittere Pille, die ich schlucken muss, denn ich weiß, dass ich irgendwann nicht mehr im Lineup sein werde", klagte der Iberer nach der Pleite gegen die Kings. "Du bist nicht Plan A aktuell. Du bist Plan C oder D. Du musst das akzeptieren, denn das ist dein Job. Aber es ist nie leicht, das zu akzeptieren."

Vor allem für einen hochdekorierten Spieler wie ihn. Nach elf Jahren in Memphis (drei All-Star-Teams) ist er dort eine Ikone, nach seinem Trade nach Toronto gewann Gasol endlich den Titel und verankerte eine der besten Verteidigungen der Dekade. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hatte Gasol in der Offseason zahlreiche Angebote auf dem Tisch liegen, er wählte schlussendlich die Lakers. Jenes Team, mit welchem sein Bruder Pau an der Seite von Kobe Bryant zwei Meisterschaften gewann (2009, 2010).

Auch LeBron James zeigte sich begeistert und wurde nicht müde zu betonen, dass er schon immer mit dem so spielintelligenten Gasol spielen wollte. Und doch war der Oldie bei den Fans der Lakers immer wieder in der Kritik. Zu hüftsteif, zu langsam und vor allem zu selten gewillt zu werfen. Gasols Schwächen waren offensichtlich, wohingegen seine Stärken häufig auf dem ersten Blick nicht zu sehen sind.

Marc Gasol: Mitspieler fordern mehr Minuten für den Oldie

Gasol füllt nicht den Boxscore wie es Neuzugang Drummond oder auch Harrell tut. Dennoch ist Gasol aus diesem Trio der einzige Center laut Cleaning the Glass mit einem positiven Net-Rating. Wenn er neben Davis aufläuft, ist der Spanier gemäß der Zahlen die beste Option neben der "Braue", die Lakers erzielten bislang rund 10 Punkte pro 100 Ballbesitze mehr als der Gegner, wenn Davis und Gasol den Frontcourt bilden.

Auch innerhalb des Teams ist dieser Umstand offenbar bekannt und so wurde Kyle Kuzma nach der Pleite gegen Toronto Anfang der Woche, der fünften in sechs Partien, recht deutlich, als es um die Personalsituation auf der Fünf ging: "Ich wünsche mir, dass Marc mehr spielen könnte. Das würde uns gut tun, da bin ich mir sicher."

Und Kuzma wurde nur zwei Tage später erhört, auch wenn Gasols Minuten gegen Denver auch mit den Foulproblemen von Drummond einhergingen. Ein Glücksfall für das Team, da Gasol mit seinen Minuten die komplette Dynamik des Spiels änderte und mit 10 Punkten sowie 7 Rebounds auch im Boxscore auf sich aufmerksam machte. Die Lakers gewannen 93:89 und verschafften sich etwas Luft auf Platz sieben.

Es wurde schnell klar, dass Drummond gegen Nuggets-Star Nikola Jokic nicht den Hauch einer Chance hatte, Harrells Limitationen sind nicht erst seit den Playoffs 2020 gegen den Joker bestens belegt. Und so entstaubte Vogel eben Gasol, der Jokic das Leben tatsächlich schwer machte, hier nur mal ein Beispiel.

"Ich glaube, dass wir alle vergessen haben, wer Marc Gasol ist. Der Typ war nicht umsonst Defensive Player of the Year", mahnte auch Jokic, vermutlich bald mit MVP-Ehren geschmückt. Nun, das ist inzwischen zwar fast acht Jahre her, aber Jokic hat durchaus Recht damit, dass man auch mit 36 Jahren gewisse Fundamentals einfach nicht verlernt.

gasol-jokic
© NBA

Marc Gasol: Der Mr. Wolfe der Lakers

Gerade gegen Jokic ist Gasol mit seiner Länge und Physis ein gutes Matchup, auch Joel Embiid hatte in dieser Saison mal wieder so seine Probleme mit dem mit allen Wassern gewaschenen Spanier. Gasol ist inzwischen ein Spezialist, dessen ist er sich bewusst. Und dies veranlasste ihn zum Vergleich mit Mr. Wolfe aus Pulp Fiction ("I'm Mr. Wolfe, I solve problems", für die Jüngeren unter uns).

Gleichzeitig kann Gasol auch als "Problemlöser" im Angriff agieren, erst recht wenn mit LeBron James und Dennis Schröder die beiden potenziellen Spielmacher fehlen. Der Center zählt weiterhin zu den besten Spielern, wenn es darum geht, nach einem eigenen Rebound das Spiel schnell zu machen. Dazu sind seine Passgeberqualitäten vom High Post immer noch elitär und bringen dem Team Kreativität, welche es so dringend benötigt. Das ist oft wenig spektakulär, aber auch Mr. Wolfe war es nicht. Stattdessen predigte er die einfachen Dinge und behielt in Stresssituationen einen ruhigen Kopf.

Gegen Denver suchte Gasol sogar offensiv den Wurf, drei seiner vier Distanzwürfe flutschten durch das Nylon und waren ein enormer Boost für den amtierenden Champion. Nun ist die Frage, ob dies nicht nur eine Eintagsfliege war oder ob Vogel nun wieder vermehrt auf den Spanier setzen wird. Der Lakers-Coach ist ein Verfechter einer starken Defense, Gasol ist die beste Option auf der Fünf, die nicht Davis heißt.

"Mit Bron, AD und Dennis haben wir offensiv genug, um auf unsere Punkte zu kommen, aber alles fußt auf unserer Defense. Das hat uns geholfen, um den Titel zu gewinnen", erinnerte Vogel nach dem Nuggets-Spiel. Und wenn Gasol seine Form aus dieser Partie bestätigt, dann wird Vogel am Spezialisten nicht vorbeikommen.