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NBA - 5 Erkenntnisse zu den Christmas Games: Zion allein zu Haus, "neue" Clippers und die Nets in bestechender Frühform

Von Tobias Karl
Zion Williamson und Brandon Ingram wehrten sich gegen die Heat nach Kräften - das reichte jedoch nicht.
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3. Die Nets sind in einer beeindruckender Frühform

Dass Kevin Durant und Kyrie Irving in fittem Zustand zwei herausragende Spieler sind, ist zugebenermaß keine neue Erkenntnis. Allerdings überrascht durchaus, auf welchem Level die beiden Stars zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon spielen. Beide haben schwere Verletzungen und bis vor wenigen Tagen eine lange NBA-Pause hinter sich.

Gegen Boston waren die beiden die entscheidenden Unterschiedsspieler auf dem Court, auf die man sich in Brooklyn seit über einem Jahr freut. Als die Celtics im zweiten Viertel ihre Würfe trafen und ihre stärkste Phase hatten, war es Kyrie, der sein Team mit Playmaking und starkem Scoring im Spiel hielt. Nach der Pause war auch Durant heiß. Boston hatte gegen die Scoring-Power der beiden Superstars zu wenig entgegenzusetzen. Kyrie und KD legten in der zweiten Halbzeit zusammen 40 Punkte auf - nur ein Punkt weniger als das gesamte Team aus Boston.

Durant lieferte dabei den erneuten Beweis, dass er keine lange Anlaufphase nach seinem Achillessehnenriss benötigt. Wie schon gegen die Warriors bewegte sich der zweifache Finals-MVP sehr gut und zeigte vor allem gegen den zu Beginn heißen Jayson Tatum auch seine defensiven Stärken. Irving stand ihm bei der Rückkehr an alte Wirkungsstätte vor allem offensiv in nichts nach. Konnte man gegen die Warriors den Auftritt der Nets noch mit den defensiven Schwächen des Gegners erklären, so sollte die starke Performance am Christmas Day mindestens als erster Gradmesser gelten.

Im Gegensatz zu anderen Teams mit viel Star-Power haben die Nets zusätzlich noch einen sehr breiten Kader. Gegen die Celtics punkteten gleich zwölf Spieler aus der Rotation von Coach Steve Nash. Insbesondere die vielen schnellen und gefährlichen Guards üben Druck auf die gegnerische Defensive aus. Das starke Shooting (51,7 Prozent Dreierquote gegen Boston) erschwert zudem ein Doppeln der beiden Superstars, wie auch Celtics-Coach Brad Stevens in der Halbzeit betonte.

So kann das Christmas Game der Nets als Warnung an die Liga verstanden werden: Mit den Nets wird zu rechnen sein, auch weil die Team-Chemie zumindest zu Beginn der Saison zu stimmen scheint.

Die Boston Celtics unterlagen den Brooklyn Nets.
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Die Boston Celtics unterlagen den Brooklyn Nets.

4. Die beiden "Jays" müssen für Boston übernehmen

Die Tiefe der Nets ist das, was den Celtics aktuell fehlt - ein Problem, das sich voraussichtlich durch die Saison ziehen wird. Der Abgang von Gordon Hayward zu den Charlotte Hornets schmerzt, insbesondere mit Blick auf die Bank der Kelten. Konnte Boston in der vergangenen Saison mit Hayward oder Marcus Smart mindestens einen potenziellen Starter von der Bank bringen, so heißen in dieser Saison die Hoffnungsträger der Second Unit Jeff Teague oder Payton Pritchard, wobei vor allem letzterer gegen die Nets kein schlechtes Spiel gemacht hat.

Auf konstante Produktion des Rookies werden die Celtics aber nicht bauen können, auch auf Teague ist mit seinen 32 Jahren nicht mehr jeden Abend Verlass. Das Problem wird mit dem Ausfall von Kemba Walker (Knie) zudem noch verstärkt. Die beiden einzigen verlässlichen Offensiv-Optionen heißen Jayson Tatum und Jaylen Brown, sie tragen eine noch größere Verantwortung als in den vergangenen Jahren.

Zum Auftakt der Saison gegen die Bucks ist es den beiden "Jays" gelungen, diese Rollen auszufüllen: Tatum überzeugte mit 30 Punkten und einem Game-Winner über Giannis. Brown legte sogar 33 Punkte bei sehr guten Quoten auf. Gegen die Nets dagegen blieb vor allem Tatum etwas hinter den Erwartungen zurück (20, 9/22 FG, 2 Assists). Brown hatte Probleme beim Dreier (20, 11/25 FG, 0/4 Dreier). Wenn die beiden Stars nicht auf allerhöchstem Niveau liefern, wird es schwer gegen die großen Teams. Ein fitter Kemba würde hier natürlich helfen.

5. Die Clippers haben ihr Bubble-Trauma verarbeitet

Es ist mittlerweile gut drei Monate her, dass die L.A. Clippers um Kawhi Leonard und Paul George in einer dramatischen Serie gegen die Nuggets einen 3-1-Vorsprung verspielt haben. Am Christmas Day trafen beide Teams seit dem Krimi in Orlando nun zum ersten Mal wieder aufeinander und die Clippers scheinen die Demütigung gut verarbeitet zu haben. Der 121:108-Sieg des Teams aus der Stadt der Engel war bereits das zweite Statement gegen einen der größten Konkurrenten im Westen, nachdem die Lakers zum Saisonauftakt bereits unter der guten Clippers-Form leiden mussten.

"Wir sind ein anderes Team als vergangenes Jahr", sagte ein zufriedener PG-13 nach dem Spiel seiner Mannschaft. George hatte besonders mit den Umständen in der Bubble zu kämpfen und wurde heftig für seine Leistungen kritisiert. Das habe er abgehakt. Nun liege der Fokus allein auf der neuen Saison mit einem "neuen Team und neuen Zielen", so George.

Noch deutlich wichtiger als die Entschlossenheit des Forwards war allerdings die Leistung des Teams auf dem Court. Und da stach besonders das gute Ball-Movement ins Auge: Allein in der ersten Halbzeit gingen den 21 Treffern 18 Assists voraus, bis zum Ende des Spiels wurden mehr als drei Viertel der Clippers-Körbe von einem Mitspieler assistiert. Die Assist-Rate von 78 Prozent war höher als in jedem LAC-Spiel der vergangenen Saison.

Der neue Coach Tyronn Lue scheint die richtigen Stellschrauben gefunden zu haben. Gerade in den entscheiden Spielen in den Playoffs der vergangenen Saison war das fehlende Ball-Movement und die Iso-lastige Offense über George und Leonard das Hauptproblem.

Gegen Denver punkteten fünf Clippers zweistellig und die Wurfquoten von 55,4 Prozent aus dem Feld und 50 Prozent von der Dreierlinie machten die Kalifornier zu einem schwer zu verteidigenden Team. So war es letztlich auch zu verkraften, als mit Leonard der zweite Franchise-Star frühzeitig verletzt raus musste.

Dieser Erfolg gegen die Nuggets habe die Schmach aus den Playoffs aber noch lange nicht wettgemacht, betonte George. "Wir sind noch weit von unserem Ziel entfernt. Aber ich glaube, man kann sehen, dass wir besser werden und wir ein anderes Team sind", so der 30-Jährige. Nun müssen die Clippers diese positive Entwicklung nur noch über die kommenden sechs Monaten bestätigen. Die nächste Chance dazu bekommen sie bereits am Sonntagabend, wenn es gegen die bisher noch sieglosen Dallas Mavericks geht (ab 21.30 Uhr live auf DAZN).

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