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NBA Playoffs: Bam Adebayo führt Miami in die Finals gegen L.A. Lakers: Das Herz und die Seele der Heat - und das Fundament für eine Championship?

Die Miami Heat stehen erstmals seit 2014 wieder in den NBA Finals.
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Nach sechs Jahren Abstinenz sind die Miami Heat zurück in den NBA Finals (hier geht es zu den Highlights von Spiel 6 gegen Boston) und treffen nun auf den ehemaligen Star vom South Beach LeBron James. Bedanken darf sich Miami dafür vor allem bei Bam Adebayo, dem Herzen und der Seele der Heatles - der direkt eine Kampfansage an den King liefert.

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"Furchtbar" sei seine Leistung bei der Heat-Pleite in Spiel 5 gewesen, er habe seine Mitspieler "im Stich gelassen". Bam Adebayo war wohl der einzige in der NBA-Bubble in Disney World, der vor wenigen Tagen wirklich so dachte, als der Big Man eine zugegeben enttäuschende Leistung in Spiel 5 gezeigt hatte. Er war aber definitiv nicht allein dafür verantwortlich, dass sich Boston auf 2-3 in den Eastern Conference Finals herankämpfte.

Nun, gut 48 Stunden später, ist Spiel 5 endgültig in den Archiven der NBA abgeheftet, wohl niemand wird sich in ein paar Jahren daran erinnern, dass Adebayo in dieser Partie nicht seinen eigenen Ansprüchen gerecht wurde. Vielmehr wird sein irrer Block in Overtime von Spiel 1 gegen Jayson Tatums Dunkversuch aus dieser Serie haften bleiben. Und sein bisheriges Playoff-Meisterstück aus Spiel 6, mit dem er den Schlusspunkt auf die Ost-Finals setzte.

"Bam ist schon jetzt einer der großen Wettkämpfer in der Association", lobte Head Coach Erik Spoelstra, nachdem Miami mit dem 125:113 in Spiel 6 gegen Boston die erste Finals-Teilnahme seit 2014 perfekt gemacht hatte. "[Spiel 5] war nicht sein Fehler, aber er wollte nach vorne treten und es auf seine breiten Schultern nehmen - und das hat er heute getan. Er war sensationell."

Allein die schnöden Statistiken des 23-Jährigen beeindruckten, mit 32 Punkten (11/15 FG und 10/11 FT - Karrierebestwert sowohl in den Playoffs als auch in der regulären Saison), 14 Rebounds und 5 Assists ist er erst der vierte Spieler der Heat-Geschichte, der ein solches Zahlenpaket in einem Playoff-Spiel abliefert. Die anderen drei Namen gehören allesamt Franchise-Legenden: LeBron James (ihm gelang es ganze 10x), Dwyane Wade (3x) und Shaquille O'Neal (1x).

Die Miami Heat stehen erstmals seit 2014 wieder in den NBA Finals.
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Die Miami Heat stehen erstmals seit 2014 wieder in den NBA Finals.

Adebayo: Aus North Carolina zum Heat-Führungsspieler

Bams Wert geht aber weit über die Statistiken hinaus. Defensiv war der Big Man wieder voll auf der Höhe, nachdem er in Spiel 5 gegen Daniel Theis noch teilweise etwas alt aussah. Zudem malträtierte er die Celtics-Defense vor allem im vierten Viertel unter anderem mit einem Monster-Dunk über den Deutschen, seinen Passing-Qualitäten aus dem Post oder aus Double-Teams heraus sowie starken Drives. Die Offense lief im Schlussabschnitt fast ausschließlich durch die Hände von Adebayo.

"Man kann seinen Wert nicht durch Analytics bestimmen, deshalb wurde er wahrscheinlich im College übersehen", sagte Coach Spo. "Er kämpft in jeder einzelnen Possession. Er übernimmt die Leadership-Rolle, sein Offensiv-Spiel verbessert sich jeden Tag und er hat keine Angst, Verantwortung zu übernehmen."

Kurzum: "Bam ... er ist ein Star, man", sagte Celtics-Guard Kemba Walker fast schon resigniert. "Und er hat wie einer gespielt." Dass jemand so etwas über Adebayo mal sagen würde, geschweige denn bereits nach dessen dritten Jahr in der Association, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, als die Heat im Draft 2017 an 14. Stelle beim 2,06-Meter-Mann zuschlugen.

Aus einem Single-Wide-Trailer (zu deutsch: eine Holzhütte auf Rädern) in North Carolina kämpfte sich Bam nach und nach über das College in Kentucky in die NBA und von der Rolle als Bankspieler zu einem der Anführer des wohl größten Überraschungsfinalisten der jüngeren Vergangenheit. Adebayo steht sinnbildlich für die hervorragende Arbeit, die innerhalb der Heat-Franchise beim Scouting und der Entwicklung von jungen Spielern geleistet wird.

Beides waren wichtige Eckpfeiler, um nach der LeBron-Ära innerhalb von nur sechs Jahren erneut zu einem Titelanwärter aufzusteigen - und das ohne zwischendurch für einige Jahre im Tabellenkeller zu versinken.

Andre Iguodala bei den Heat: Finals-Erfahrung und Dreier

Adebayo war in Spiel 6 gegen Boston aber bei weitem nicht auf sich allein gestellt. Tyler Herro, der 11 seiner 19 Punkte im Schlussabschnitt erzielte, und Duncan Robinson (15, 5/7 Dreier) lieferten als ebenfalls "hochgezüchtete" Talente stark ab. Zudem machte sich der Trade für Andre Iguodala ein weiters Mal bezahlt.

Zur Erinnerung: Um Iggy gemeinsam mit Jae Crowder, der in den Playoffs ebenfalls bereits einige lichte Momente im Heat-Trikot hatte, und Solomon Hill an den South Beach zu holen, gab Teampräsident Pat Riley nur Dion Waiters und James Johnson, die ohnehin keine prominente Rolle mehr im Team gespielt hatten, sowie den langzeitverletzten Justise Winslow ab.

Zwar musste bei Iguodala mit einem üppigen neuen Zweijahresvertrag über 30 Millionen Dollar etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass der 36-Jährige ab und an noch einiges im Tank hat, das stellte er aber in Spiel 6 gegen Boston unter Beweis. In den ersten fünf Partien der Serie hatte er ganze 8 Zähler angesammelt - nun versenkte er vier Dreier auf dem Weg zu 15 Punkten, sein Bestwert im Heat-Trikot.

Mit seiner nun sechsten Finals-Teilnahme in Folge liefert Iggy wichtige Erfahrung, die noch nicht einmal Jimmy Butler bieten kann. Der stand noch nie in den Endspielen um die Larry O'Brien Trophy, weiß aus Playoff-Schlachten mit den Cleveland Cavaliers aber immerhin, wen es in den Finals zu schlagen gilt.

Heat-Star Butler mit Lobeshymnen auf Bam Adebayo

Butler selbst streute im vierten Viertel von Spiel 6 gegen Boston 9 seiner 22 Punkte ein, nachdem er sich nach einem aggressiven Start im Laufe der Partie etwas zurückgehalten hatte. Das Kreieren der Offense überließ er auch in der entscheidenden Phase aber Adebayo, aus gutem Grund, wie der 26:6-Lauf im vierten Viertel eindrucksvoll bewies.

"Ihm geht es nur ums Gewinnen und um seine Teamkollegen. Er ist das Herz und die Seele des Ganzen hier, das ist er wirklich", holte Butler zu Lobeshymnen auf seinen Big Man aus. "Ich sage es erneut, er wird der Grund sein, warum wir eine Championship gewinnen."

Dass Miami dazu das Zeug hat, daran zweifelt im Süden Floridas niemand und auch im Rest der Welt dürfte mittlerweile eine Menge Respekt für den 5-Seed, der als Außenseiter bereits die Milwaukee Bucks und nun die Celtics aus dem Titelrennen geworfen hat, vorhanden sein.

Ab Donnerstag deutscher Zeit (3 Uhr live auf DAZN) steht der entscheidende Kampf mit den Los Angeles Lakers und LeBron James auf dem Programm. Coach Spoelstra betonte bereits, dass man nicht nur zum Feiern so weit gekommen sei. Und auch Bam richtete nach seinem Monster-Auftritt in Spiel 6 der Conference Finals schon mal eine Kampfansage in Richtung des kommenden Gegners.

"Am Ende des Tages fehlen noch vier Spiele. Unsere Arbeit ist noch nicht erledigt", sagte Adebayo. "Wir waren immer der Underdog. Jeder hier will sich beweisen. Wir werden vor Niemandem klein beigeben." Das haben die Bucks und Celtics bereits schmerzhaft erfahren müssen. Sind nun die Lakers an der Reihe?

Los Angeles Lakers vs. Miami Heat: Die Termine der NBA Finals

SpielDatumUhrzeitTeam 1Team 2Übertragung
11. Oktober3 UhrLos Angeles LakersMiami HeatDAZN
23. Oktober3 UhrLos Angeles LakersMiami HeatDAZN
35. Oktober1.30 UhrMiami HeatLos Angeles LakersDAZN
47. Oktober3 UhrMiami HeatLos Angeles LakersDAZN
5*10. Oktober3 UhrLos Angeles LakersMiami HeatDAZN
6*12. Oktober1.30 UhrMiami HeatLos Angeles LakersDAZN
7*14. Oktober3 UhrLos Angeles LakersMiami HeatDAZN

*falls notwendig

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