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NBA - Nach Mavs-Sieg über die L.A. Clippers: Luka Doncic wandelt auf Michael Jordans Spuren: "The Shot 2.0"

Von Marc-Oliver Robbers
Luka Doncic warf die Dallas Mavericks per Buzzerbeater zum Sieg über die Los Angeles Clippers.
© getty

Trotz einer Knöchelverletzung hat Luka Doncic die Dallas Mavericks mit einer beeindruckenden Leistung zum Ausgleich in der Serie gegen die favorisierten Los Angeles Clippers geführt (Hier sehr Ihr den Buzzerbeater von Doncic im Video!). Die Lobeshymnen kommen von allen Seiten. Doch bei den Clippers hadert man auch mit der eigenen Einstellung.

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Rund anderthalb Stunden vor dem Tip-Off war noch nicht einmal klar, ob Luka Doncic in Spiel 4 gegen die Los Angeles Clippers überhaupt auf dem Parkett stehen können würde. Nachdem er in Spiel 3 umgeknickt war, wurde es ein Wettlauf mit der Zeit. Auch wenn die ersten Untersuchungen schnell zeigten, dass er keine schwere Verletzung davongetragen hatte, war sein Einsatz keinesfalls gesichert.

Doch die medizinische Abteilung vollbrachte eine ähnliche Meisterleistung wie Doncic später gegen die Clippers und bekam den Star der Mavs tatsächlich fit.

Luka Doncic lobt die medizinische Abteilung

"Die Jungs im Hintergrund, von denen ihr nichts mitbekommt, haben einen tollen Job gemacht. Wir haben fast den ganzen Tag gearbeitet. Sie haben mich die ganze Zeit bei allem unterstützt, was ich brauchte. Natürlich war ich nicht bei 100 Prozent, aber ich glaube, ich war gut", blieb Doncic bescheiden. "Ich habe mich heute Morgen nicht sonderlich gut gefühlt, aber sobald ich auf dem Court bin, geht es."

Bei diesen Aussagen werden sich alle fragen, was denn bitte möglich gewesen wäre, wenn der Slowene im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre.

Das Vertrauen der Mitspieler in seine Stärke ist auch so grenzenlos. Doncic hat sich binnen zwei Jahren zu einem der Superstars der Liga gemausert. Der Respekt spricht aus jedem seiner Teamkollegen.

"Als ich gesehen habe, dass er in der Aufstellung steht, wusste ich, dass wir etwas Besonderes von ihm erwarten können", erzählte Mavs-Guard Seth Curry und auch Trey Burke sieht in seinem Teamkollegen etwas ganz Besonderes.

Doncic wie Jordan gegen Cleveland

"Er spielt mit einer anderen Art von Leidenschaft. Er weicht vor niemandem zurück. Es ist egal, wer ihn auf dem Feld vollquatscht, er wird nicht zurückweichen. Um ehrlich zu sein, er wird dadurch nur besser. Das hat man heute Abend gesehen", sagte Burke und spielte damit auf den Trash Talk an, der auch schon in Spiel 3 ein Thema war. "Luka hat einfach noch mal eine Schippe draufgelegt, wie das ein Star machen sollte und wir sind ihm gefolgt."

Seine Performance mit 43 Punkten, 17 Rebounds und 13 Assists (Doncic' Highlights im Video) wären eigentlich schon erwähnenswert genug, schließlich legten in der NBA-Geschichte nur Charles Barkley und Oscar Robertson ähnliche Zahlen in einem Playoff-Spiel auf.

Doch sein atemberaubender Stepback-Dreier-Buzzerbeater setzt der Leistung noch die Krone auf. Mehr als 40 Punkte und dann noch bei Rückstand den Sieg mit der Schlusssirene eintüten, gelang zuvor in den Playoffs nur einem gewissen Michael Jordan. Die Aktion firmiert unter "The Shot".

"Ich kann die Emotionen gar nicht beschreiben, nicht nur als der Ball reinging, auch als ich sah, dass das ganze Team auf mich zugerannt kam. Das war schon besonders, eines der besten Gefühle, die ich als Spieler hatte", beschrieb Doncic die Szene.

Die Statistiken von Luka Doncic 2019/20

MinutenPunkteFG3FGReboundsAssistsTurnover
Regular Season (Schnitt)33,628,846,331,69,48,84,3
Spiel 1 vs. LAC384213/212/67911
Spiel 2 vs. LAC28288/173/7871
Spiel 3 vs. LAC29134/141/610102
Spiel 4 vs. LAC464318/314/1017137

Mavs-Coach Carlisle traute sich nicht, Doncic auszuwechseln

"Wir wissen, dass er einen Hang zur Dramatik hat. Er ist sowohl ein Performer als auch ein großartiger Spieler. Er ist ein Typ, der für diese Momente lebt und keine Angst hat", lobte sein Coach Rick Carlisle, der gar keinen Gedanken daran verschwendete, Doncics Minuten zu begrenzen.

"Nichts konnte ihn davon abhalten, im Spiel zu bleiben", sagte Carlisle. "Er sagte mir immer wieder, dass er okay ist und so viele Minuten spielen kann, wie wir ihn brauchen. Ich habe nicht einmal versucht, ihn vor den Viertelpausen rauszuholen. Das wäre in einem Faustkampf geendet, und darauf wollte ich mich heute nicht einlassen. Wir brauchten ihn da draußen."

So riss Doncic mit 46 Minuten die meisten aller Mavs-Spieler und die zweitmeisten überhaupt ab. Nur Kawhi Leonard stand bei den Clippers noch eine Minute länger auf dem Court. Die Mavs sind voll drin in der Serie. Das hatten ihnen vor den Playoffs die wenigsten zugetraut, schließlich zählen die Clippers zu den Topfavoriten auf den Titel.

In der aktuellen Form ist Dallas aber alles zuzutrauen - vor allem traut sich das Team alles zu. "Wir hatten von Anfang an Selbstvertrauen. Wie ich schon mal sagte, wenn man nicht an sich glaubt, sollte man gar nicht hier sein", gab Doncic die Marschroute vor.

Rivers: "Wir waren emotional schwach"

Und auch beim Gegner hat Luka Magic Eindruck gemacht. "Sie spielen gut, das muss man ihnen lassen. Luka spielt phänomenal", sagte Paul George, der aber auch mit seiner eigenen Wurfkrise hadert: "Wenn ich meine Würfe treffen würde, könnte die Serie etwas anders aussehen. Darauf kommt es nun einmal an."

Clippers-Coach Doc Rivers sah das Problem in erster Linie im Kopf. Nach der hohen Führung zu Beginn habe man die Mavs im zweiten Viertel wieder ins Spiel (Die Highlights des Spiels im Video) kommen lassen. Das habe das ganze Spiel verändert. "Ganz ehrlich, wir waren emotional schwach heute Abend", ärgerte sich Rivers. Der Coach haderte vor allem damit, dass sein Team das Potenzial nicht ausschöpft.

"Ich sage das jetzt seit drei Spielen, wir sind so viel besser, als das, was wir spielen", sagte Rivers. "Ehrlich gesagt muss man Dallas Anerkennung zollen. Sie mussten ohne Porzingis spielen, aber haben einfach weitergemacht. Sie haben zusammen gespielt und den Ball bewegt. Und du kannst den Unterschied im Spirit sehen. Alle gehen mit, wenn sie einen Lauf haben. Sie rennen auf uns zu und wir verbuddeln uns. Es liegt an uns allen. Auch an mir. Ich muss die Jungs zurück in die Spur bringen."

Bis Dienstag hat Rivers Zeit, dann steigt Spiel 5. Nun ist es eine Best-of-Three-Serie.

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