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NBA: Die Oklahoma City Thunder kurz vor dem Aus: Rückfall in alte Muster

Von Lennart Gens
Russell Westbrook hatte in Spiel 4 einen rabenschwarzen Abend.
© getty

Notstand in Oklahoma: Die 98:111-Pleite gegen die Portland Trail Blazers bedeutet für die Thunder einen 1:3-Rückstand in der Serie und zeigt deutlich, woran es bei OKC hapert. Besonders Russell Westbrook scheint wieder in alte Muster zurück zu fallen.

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In dieser Postseason sollte alles anders werden in Oklahoma. Die Franchise, die seit vielen Jahren über solch ein starkes Spielerpotenzial verfügt und immer oben mitspielt, ohne allerdings je den ganz großen Wurf zu landen, hatte in der ersten Runde das perfekte Matchup bekommen - so schien es.

In der regulären Saison gewannen die Thunder alle vier Spiele gegen die Trail Blazers und gingen trotz des niedrigeren Seeds für viele Buchmacher als Favorit in die Serie. In Spiel 4 zeigte sich allerdings wieder eindrucksvoll, was weiterhin das Problem von OKC ist.

OKC: Russell Westbrook trifft die falschen Entscheidungen

Seit jeher scheiden sich die Geister, ob Russell Westbrook nun ein Spieler ist, mit dem man eine Championship gewinnen kann. Diese Frage wird auch nach der Serie nicht eindeutig zu beantworten sein, in Spiel 4 leitete er die Diskussion aber eher in die falsche Richtung.

Mit 14 Punkten und einer Wurfquote von 24 Prozent (5/21) gehörte er zweifelsohne zu den Schwachstellen OKCs, auch wenn er nach dem Spiel behauptete, dass solche Spiele halt manchmal passieren. Unrecht hat er damit zwar nicht, denn sogar Scoring-Champion James Harden traf am Samstag keinen seiner ersten 16 Würfe, doch bei Westbrook ist es die Art und Weise wie er diese Nächte angeht, die Fragen aufwirft.

Fragt man nach den großen Stärken Westbrooks, dann ist es sicherlich vor allem die Explosivität und der starke Zug zum Korb, der heraussticht. Gegen ein Team aus Portland, das in der regulären Saison gerade einmal 5 Würfe pro Spiel geblockt und spätestens seit der Nurkic-Verletzung keinen wirklichen Rim Protector hat, könnte er dies also durchaus zu seinem Vorteil nutzen.

Von seinen 21 Würfen in Spiel 4 erfolgten allerdings nur 3 (!) in Ringnähe, alle anderen waren also Jumper von mindestens außerhalb der Zone. Angesprochen darauf, warum er den Abschluss am Korb nicht öfter gesucht hätte, antwortete er trotzig: "Ich komme in die Zone wann ich will, schließe aber nicht immer ab. Mein Job ist es, meine Mitspieler einzusetzen und nicht jedes Mal den Layup zu suchen."

Diese Teamplayer-Eigenschaften hätte OKC von RW0 allerdings eher während seiner 18 Jumper gebraucht, die teilweise wieder sehr wild und eher selten offen waren. Ein Problem, dass er nicht erst seit kurzer Zeit mit sich herumträgt, sondern was ihm schon seit jeher vorgehalten wird.

Oklahoma City Thunder: Dennis Schröder zeigt wie es geht

Einer der wenigen Lichtblicke war hingegen Dennis Schröder. Der Deutsche scheint seinen Rhythmus nach dem schwachen Auftritt im ersten Spiel nun gefunden zu haben. Zwar hatte er bis zur Mitte des dritten Viertels erst 2 Punkte auf dem Konto stehen und agierte eher unauffällig, leitete dann aber beinahe das Comeback ein.

Innerhalb kürzester Zeit machte er all das, was Westbrook nicht schaffte, besser. Drei Mal hintereinander zog er zum Korb, verwandelte einen Floater und wurde einmal gefoult. Der dritte Korbleger verfehlte dann zwar sein Ziel, Schröder zeigte aber dennoch, dass es möglich ist gegen Portland in der Zone zu punkten.

All das wird sicherlich in der Kabine angesprochen und in Spiel 5 hoffentlich umgesetzt werden. Andernfalls könnte bald auch der Stuhl von Head Coach Billy Donovan wackeln. Zwar ist es logisch, dass man Charakteren wie Westbrook und George einige Freiräume lassen muss, im Spielsystem der Thunder ist allerdings keine klare Handschrift des Trainers erkennbar.

Sollte gegen Portland also das frühe Aus kommen, könnte es die letzte Saison des 53-Jährigen sein. Ob ein neuer Trainer nun die Lösung des Problems ist, sei erst einmal dahin gestellt. Dieser hätte jedenfalls wieder ein Team voller Potenzial vor der Brust - auch wenn die alten Muster wohl nie so wirklich verschwinden würden.

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