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NBA Playoffs - Ben Simmons dominiert beim Sixers-Sieg in Brooklyn: Von wegen Durchschnitt

Von Philipp Jakob
Ben Simmons dominiert beim Sieg der Sixers in Spiel 3 in Brooklyn.
© getty

Durch den Ausfall von Joel Embiid und die Spitzen von Nets-Veteran Jared Dudley lag die Aufmerksamkeit bei den Philadelphia 76ers in Spiel 3 gegen die Brooklyn Nets komplett auf Ben Simmons. Der lieferte beim 131:115-Erfolg der Sixers umgehend einen dominanten Auftritt ab - und dürfte die Kritiker vorerst zum Schweigen gebracht haben.

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"Ben Simmons ist ein großartiger Spieler in Transition und sobald man ihn im Halfcourt hat, ist er Durchschnitt."

Vor dem dritten Duell der Erstrundenserie zwischen Philadelphia und Brooklyn war Nets-Veteran Jared Dudley in allerbester Trash-Talk-Laune - und die Fans aus dem Big Apple ließen nicht lange auf sich warten, um sich dem Spaß anzuschließen.

Kreative Nets-Fans verteilten Vermisstenmeldungen in der Umgebung des Barclays Centers. Auf zahlreichen Laternenmasten war zu lesen: "Vermisst: Haben Sie seinen Jumper gesehen?" Dazu natürlich ein Foto von Simmons, Charakterbeschreibung: "Einfach durchschnittlich."

Beeindrucken ließ sich der Verspottete davon aber herzlich wenig. Nicht von Dudleys Kommentaren, nicht davon, dass Richard Jefferson diese in einer Radioshow bekräftigte ("So denkt die gesamten NBA"). Nicht von Plakaten an Straßenlaternen und auch nicht von den schallenden Buh-Rufen der Nets-Fans.

Wenn überhaupt, dann diente es ihm vielmehr als weitere Motivation, den Nets und dem gesamten NBA-Universum zu beweisen, was in ihm steckt. Das tat er dann auch. Und wie!

Sixers: Ben Simmons springt für Embiid in die Bresche

Zunächst begann der Abend allerdings mit keiner guten Nachricht aus Sixers-Sicht. Kurz vor Tip-Off wurde bekannt, dass Joel Embiid aufgrund von anhaltenden Knieproblemen nicht zur Verfügung steht. Der Center hatte vor der Partie ein kleines Workout absolviert, doch die Schmerzen waren zu groß.

In Reihen der Philly-Fans dürfte sich in Anbetracht dieser kurzfristigen Entwicklung ein wenig Nervosität breit gemacht haben. Schließlich wartete in Brooklyn eine aufgeheizte Atmosphäre mit Nets-Fans, die erstmals seit vier Jahren Playoff-Basketball zu Gesicht bekamen. Das junge Team aus Brooklyn hatte sich schon in Spiel 1 aufmüpfig präsentiert und dann fehlt auch noch der beste Spieler?

Doch Simmons sprang in beeindruckender Manier in die Bresche. Von Beginn an kontrollierte er die Offense der Sixers, so gut wie jeder Angriff ging durch die Hände des 22-Jährigen. Er scorte mit aggressiven Drives, setzte die Teamkollegen in Szene - und zeigte seine Dominanz sowohl in der Transition als auch im Halbfeld fast über die vollen 48 Minuten.

Ben Simmons: "Eines seiner dominantesten Spiele"

Am Ende standen 31 Punkte, 9 Assists, 4 Rebounds, 2 Steals und 3 Blocks (bei nur 3 Turnover) hinter dem Namen des Guards im Statsheet. Den vor der Partie als vermisst gemeldeten Jumpshot benötigte Simmons gar nicht. Er versenkte 11 seiner 13 Versuche aus dem Feld, fast alle seiner Zähler erzielte er in direkter Ringnähe. Damit ist er der erste Sixer, der in einem Playoff-Spiel mindestens 30 Punkte bei 80 Prozent aus dem Feld traf.

"Ich glaube, das war eins von Bens dominantesten Spielen", zeigte sich entsprechend auch Sixers-Coach Brett Brown voll des Lobes. "Ich finde, Ben war außergewöhnlich. Ob man sich sein Selbstbewusstsein oder seine Körpersprache anschaut oder die Dinge, die er im freien Spiel getan hat. Ben verdient eine Menge Anerkennung. Er hat heute alles gemacht, zumal ohne Embiid."

Schon vor Spielbeginn war klar, dass Simmons ohne den All-Star-Center mehr Verantwortung wird übernehmen müssen. Er enttäuschte nicht. Nicht nur seine kraftvollen Drives waren stark, zudem setzte er intelligente Screens nach Hand-Offs (seine 7 Screen-Assists ermöglichten 17 Punkte laut stats.nba.com).

Außerdem wurde er gerade in der Schlussphase vermehrt als Screener im Pick-and-Roll eingesetzt, indem er anschließend zum Korb abrollte, strahlte Simmons eine enorme Gefahr aus. Ganz auf sich allein gestellt war er dann aber doch nicht. Hilfreiche Unterstützung kam von J.J. Redick (26) und Tobias Harris (29, 16 Rebounds), die vor allem von Downtown richtig gut aufgelegt waren (zusammen 11/15 Dreier).

Boban Marjanovic bringt den Sixers Stabilität

"Wir hatten eine Menge Spieler, die füreinander gekämpft haben", sagte Harris: "Das war wichtig für uns." Wichtig war auch Boban Marjanovic, der den defensiv teils hoffnungslos überforderten Greg Monroe - der von Coach Brown als Starter aufgestellt wurde, ein Experiment, das bereits in den Anfangsminuten krachend zu scheitern drohte - gut ersetzte.

Boban brachte Philly mehr Stabilität in der Defense, insgesamt legte er 14 Punkte und 8 Bretter in 18 Minuten auf. Sein Plus/Minus-Wert (+18) war der zweitbeste unter allen Spielern. Die limitierte Einsatzzeit war durch die sechs Fouls bedingt, mit denen der Big Man bereits gut sieben Minuten vor dem Ende das Parkett verlassen musste.

Im Anschluss entschied sich Brown nicht mehr für Monroe, sondern stellte stattdessen auf ein kleines Lineup mit Mike Scott auf der Fünf um. Das funktionierte mit Simmons als Ballhandler und Screener hervorragend. Als die Nets doch noch Anstalten eines Comebacks machten, war der Nr.1-Pick von 2016 mit 15 Punkten im Schlussabschnitt, 2 Blocks und einem krachenden Dunk zur Stelle. Das Barclays Center verstummte.

Ben Simmons bringt Jared Dudley zum Schweigen

Von Dudley wird man in naher Zukunft wohl auch eher keinen Kommentar mehr zu Simmons hören. Der erwischte einen rabenschwarzen Abend und brachte keinen einzigen Punkt aufs Scoreboard. Stattdessen leistete er sich einen Airball von Downtown, den Simmons offenbar ganz besonders genoss.

Schon vor der Partie spielte er die Spitze des Nets-Guards sarkastisch herunter ("Das kommt von Dudley, komm schon ..."), nach dem Spiel antwortete er auf die entsprechende Nachfrage, er habe für so etwas "keine Energie". Die Angelegenheit sei abgehakt.

"Leute werden weiter sagen, was sie wollen. Das darf mich nicht auf dem Court beeinflussen", erklärte Simmons nach seinem Monster-Auftritt. "Ich versuche einfach, meinen Job zu machen, auf den Court zu gehen und die Point-Guard-Position zu spielen so gut ich kann." Was dabei herauskommt, hat man an diesem Abend gesehen.

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